zum Hauptinhalt
Massage fürs Maskottchen. Herthinho ist der erste Patient im HerthaMED.

© Miro

Hertha BSC eröffnet Therapiezentrum: Pfund mit Pumpe

Hertha BSC eröffnet ein neues Therapiezentrum. Manager Preetz spricht von einem Meilenstein. Die Erkenntnisse reichen bis in die Raumfahrt.

Marko Grujic machte Montagmittag große Augen, als er – auf Socken laufend – das Kamerateam vom Fernsehen vor sich sah. Der Liverpooler Leihspieler von Hertha BSC wandelte durch Räumlichkeiten, die der Öffentlichkeit für gewöhnlich verborgen bleiben. Vor einem Jahr hatte der Berliner Fußball-Bundesligist auf dem Olympiagelände sein neues Trainingszentrum in dem unter Ensembleschutz stehenden Gebäudekomplex der vereinseigenen Akademie neben der Geschäftsstelle eingeweiht. Seit gestern nun geht dieses blau-ausgelegte Sportstudio nahtlos über in ein hochmodernes Therapiezentrum, das Michael Preetz für „einzigartig“ in Deutschland hält, wenn nicht sogar darüber hinaus.

Bevor Marko Grujic sich mit einer Therapeutin in hinteren Räumlichkeiten verzog, um ungestört arbeiten zu können, hantierte Michael Preetz am anderen Ende für die Fotografen mit einer Schwere. Unter dem Beifall vieler geladener Gäste, darunter Vereinspräsident Werner Gegenbauer sowie Finanzgeschäftsführer Ingo Schiller, weihte Herthas Manager das Therapiezentrum „HerhaMED“ ein. „Wir freuen uns wahnsinnig“, sagte Preetz und sprach von einem „weiteren Meilenstein“ in der infrastrukturellen Weiterentwicklung von Herthas Fußball-Akademie.

Ein Impulsgeber für dieses Projekt war 2016 die AOK Nordost, seit zehn Jahren Herthas medizinischer Partner. Nach drei Jahren Projektplanung und einem Jahr Bauphase stehen auf 600 Quadratmetern funktional ausgestattete Behandlungszimmer sowie hochmoderne Geräte für Training, Diagnostik und Rehabilitation zur Verfügung. Die Kosten für das neue Therapiezentrum belaufen sich auf 500 000 Euro, wie Preetz sagte.

Aus der Akademie haben es rund 70 Spieler in den Profibereich geschafft

Zu den Partnern, die an diesem Projekt mitwirken, gehören neben der AOK die Median Kliniken in Kooperation mit dem Vivantes Klinikum Am Urban, und hier die Unfallchirurgie, Orthopädie und Handchirurgie. „Die Vorteile des neuen Zentrums ergeben sich schon aus der zentrierten Versorgung“, sagte Benedikt Simon, Geschäftsführer Median Kliniken. Nun befinde sich alles auf dem Gelände des Berliner Olympiaparks, die „Verzahnung von Schule, Training und medizinischer Betreuung ist einmalig“, sagte Preetz, der diesbezüglich von einem „Pfund im nationalen und internationalen Wettbewerb um spannende Nachwuchsspieler“ sprach.

Seit August 2015 befindet sich die Poelchau Oberschule in einem benachbarten Gebäudekomplex auf dem Olympiagelände. Im Dezember erhielt sie vom Deutschen Olympischen Sportbund das Prädikat „Eliteschule des Sports“, seit 2008 ist sie zudem eine „Eliteschule des Fußballs“.

[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen:leute.tagesspiegel.de]

Derzeit werden insgesamt 250 Kinder- und Jugendliche von der U 9 bis zur U 23 in der Akademie gefördert. Seit der Eröffnung 2001 haben es rund 70 Spieler aus dem Nachwuchsleistungszentrum in den Profifußball geschafft. So auch Arne Maier, Maximilian Mittelstädt und Jordan Torunarigha, die derzeit fester Bestandteil der Profimannschaft sind.

Allerdings werden die Profis nicht Nutznießer des neuen Therapiezentrums sein. Das ist dem Hertha-Nachwuchs vorbehalten. Unter bestimmten Voraussetzungen steht es auch der Öffentlichkeit zur Verfügung. „Wer eine ärztliche Vorordnung hat, kann hier einen Termin machen“, sagte Preetz.

Nach Erkenntnissen aus der bemannten Raumfahrt

Als erster Patient stellte sich Herthas Maskottchen Herthinho zur Verfügung. In einem Behandlungsraum ließ sich der kolossale Bär bäuchlings auf einer Massagebank nieder. Einer der zahlreichen Physiotherapeuten kümmerte sich um ihn. Ein Highlight ist sicherlich der „Vacumed“, ein röhrenförmiges Gerät, in das Herthas Maskottchen nie und nimmer reinpassen würde.

Diese externe Gefäßpumpe basiert auf medizinischen und technischen Erkenntnissen aus der bemannten Raumfahrt. Es kann bei Durchblutungsstörungen, Schmerzen, chronischen Wunden und sogenannten „restless legs“ (unruhige Beine) zum Einsatz kommen.

Dabei liegt der Patient auf dem Rücken, Beine und Unterkörper sind bis zum Rippenbogen von der Röhre umschlossen. Dann wird die Luftkammer in Höhe des Bauchnabels geschlossen. Das Vacumed-Gerät erzeugt dann in rhythmischen Intervallen einen Unterdruck.

„Durch die Weitung feinster Adern in den Unterdruckphasen gelangt mehr Blut an den Muskel und es erfolgt eine arterielle Durchblutungssteigerung in den Muskeln“, sagte einer der Therapeuten. Da hatte Herthinho sich schon längst wieder unter die sich zuprostenden Gäste gemischt.

Zur Startseite