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Aus dem Fernsehsessel in die Heldenrolle? Daishawn Redan hat unter Trainer Pal Dardai noch keine Minute gespielt. Gegen den 1. FC Köln winkt ihm, bedingt durch Herthas Personalnot, sogar ein Startelfeinsatz.

© imago images/Bernd König

Heldenrolle zu vergeben: Wer schießt Hertha BSC zum Klassenerhalt?

Erster Matchball: Hertha BSC will mit einem Sieg gegen den 1. FC Köln den Verbleib in der Bundesliga perfekt machen. Trotz großer Personalsorgen.

Auf den ersten Blick spricht nichts, aber auch gar nichts, dafür, dass Daishawn Redan für Hertha BSC in dieser Saison noch einmal eine herausragende Rolle spielen wird. Sein letzter Einsatz für den Berliner Fußball-Bundesligisten liegt rund dreieinhalb Monate zurück. Ende Januar, bei Herthas 1:4-Heimniederlage gegen Werder Bremen, wurde er Mitte der zweiten Halbzeit eingewechselt. Es war das letzte Spiel vor dem Trainerwechsel bei den Berlinern. Pal Dardai löste Bruno Labbadia ab, und seitdem schaffte es Redan bei den Berlinern kein einziges Mal mehr in den Spieltagskader.

Mit anderen Worten: Es deutet einiges darauf hin, dass der 20 Jahre alte Stürmer aus Holland in einem der beiden letzten Spiele dieser Saison einen grandiosen Auftritt haben wird.

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Wenn es in den vergangenen Wochen ein Muster bei Hertha gegeben hat, dann ist es dieses: Das Unwahrscheinliche wird Wirklichkeit. Ein bisschen ist es so gekommen, wie es Sportdirektor Arne Friedrich vor dem Re-Start nach der Quarantäne vermutet und gehofft hatte: dass Hertha BSC eine Wundertüte sein werde und die gegnerischen Mannschaften nicht wüssten, was auf sie zukommen werde.

An Wundern hat es tatsächlich nicht gemangelt. Allein dass Hertha in den drei Nachholspielen zwei Tore nach Standards erzielt hat, hätte man nach dem bisherigen Saisonverlauf eigentlich für ein Ding der Unmöglichkeit gehalten. Und so haben es die Berliner tatsächlich geschafft, auch sich selbst zu überraschen. So wie unter der Woche beim 2:1-Erfolg gegen Schalke 04, als Jessic Ngankam bei seinem ersten Einsatz nach einer gefühlten Ewigkeit den Siegtreffer für seine Mannschaft erzielte.

Ngankam hat Probleme mit dem Knie

Ngankam ist es seit dem Trainerwechsel ähnlich ergangen wie Daishawn Redan. Zwei Kurzeinsätze hatte er in den ersten Wochen unter Pal Dardai, ehe er überhaupt nicht mehr berücksichtigt wurde. Erst am Mittwoch, beim Auswärtsspiel in Gelsenkirchen, schaffte er es überhaupt mal wieder in den Kader, und an diesem Samstag, bei Herthas Heimspiel gegen den Tabellenvorletzten 1. FC Köln (15.30 Uhr, live bei Sky), hat der Stürmer aus dem eigenen Nachwuchs sogar beste Chancen auf den ersten Startelfeinsatz seiner Karriere. Wenn die Gesundheit es erlaubt.

Ngankams Mitwirken ist zumindest fraglich. Sein Knie ist nach dem Spiel auf Schalke angeschwollen. Sollte er nicht zur Verfügung stehen, wäre er der zehnte, vielleicht sogar der elfte Spieler, auf den Trainer Dardai verzichten müsste. Auch hinter Sami Khedira steht weiterhin ein Fragezeichen. „Natürlich haben wir Schwierigkeiten“, sagt Dardai über die Personalsituation. „Aber wir werden sie lösen. Wir werden eine gute Mannschaft aufs Feld schicken.“

Durch die Verletzungen von Jhon Cordoba, Krzysztof Piatek, Matheus Cunha und vielleicht eben auch Ngankam, wäre Daishawn Redan der letzte verbliebene Stürmer in Herthas Kader. Aus dem Fernsehsessel direkt in die Startelf? Ausgeschlossen ist das nicht. „Mit seiner Schnelligkeit kann er sofort helfen“, sagt Dardai. Auch mit dem Frust und der Wut, die sich in den Monaten der Nichtberücksichtigung womöglich bei ihm angestaut haben. „Vielleicht spielt er noch eine wichtige Rolle für Hertha BSC“, mutmaßt der Ungar.

Der 1. FC Köln darf nicht verlieren

Immerhin muss in den verbleibenden beiden Spielen noch eine wichtige Frage geklärt werden: Wer schießt Hertha BSC zum Klassenerhalt? Schon am Samstag können die Berliner alles klar machen. Mit einem Sieg gegen den FC sind sie definitiv durch, möglicherweise würde sogar ein Unentschieden reichen. „Wir wollen nicht mehr verlieren“, kündigt Dardai für die Spiele gegen Köln und in Hoffenheim an. Das unterscheidet Hertha vom Gegner am Samstag: Der FC darf nicht mehr verlieren, will er den siebten Abstieg der Vereinsgeschichte noch verhindern. „Es geht um ihr Leben“, sagt Dardai.

Hertha wird sich auf einen wehrhaften Gegner einstellen müssen. „Jeder muss laufen, bis er nicht mehr kann“, hat Friedhelm Funkel von seinen Spielern gefordert. Fünf Mal ist der Trainer der Kölner in seiner langen Karriere schon abgestiegen, einmal, vor elf Jahren, auch mit Hertha BSC.

Arne Friedrich, der wie Dardai als Spieler dabei war, erwartet daher am Samstag „ein richtig kompliziertes Spiel“, zumal er die Situation für Hertha weiterhin für gefährlich hält. „Wir sind noch nicht raus“, sagt Herthas Sportdirektor. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu froh, zu locker in diese Partie gehen. Darin liegt eine Gefahr.“

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