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Sand im Getriebe. In Kaiserslautern setzte André Hofschneider seinen Abwehrchef Toni Leistner überraschend auf die Bank. Unions Trainer ist aufgrund seiner schwachen Bilanz nicht mehr unumstritten.

© Maurizio Gambarini/dpa

Heimspiel gegen Erzgebirge Aue: Endlich geht es beim 1. FC Union wieder um Fußball

Der 1. FC Union Berlin muss sich nach einer Woche mit viel Unruhe und Gerüchten über einen möglichen Trainerwechsel wieder auf den Sport fokussieren. Gegen Aue wartet ein richtungsweisendes Spiel.

André Hofschneider sprach eigentlich über den an der Achillessehne verletzten Sebastian Polter, seine Worte ließen sich aber auch gut auf die Gesamtsituation beim 1. FC Union übertragen. „Erst mal müssen wir die Psyche stabilisieren, dann kommt der Fuß“, sagte der Trainer vor dem 400. Zweitligaspiel von Union am Sonntag im Stadion An der Alten Försterei gegen Erzgebirge Aue (13.30 Uhr, Sky). In den vergangenen Tagen prasselte viel ein auf die Berliner: Die ärgerliche Niederlage in Kaiserslautern mit den schweren Verletzungen von Polter und Michael Parensen, das Ende der Vertragsgespräche mit Toni Leistner und dann auch noch Medienberichte, nach denen Hofschneider kurz vor der Entlassung stand und mehrere Spieler im Sommer wechseln wollten.

Es war wirklich keine angenehme Woche für den 1. FC Union und drückte auf die ohnehin bescheidene Stimmung. Auch bei den Fans gab es kaum ein anderes Thema als die zahlreichen Spekulationen. Der Name Torsten Lieberknecht war rund um die Alte Försterei schon seit Wochen als möglicher Nachfolger von Hofschneider zur neuen Saison zu hören, wurde nun aber von allen Seiten dementiert. Der Braunschweiger Trainer, der bei der Eintracht in seinem zehnten Jahr nicht mehr unumstritten ist, habe ihm versichert, dass an den Gerüchten nichts dran sei, sagte Hofschneider. „Er hat mich persönlich angerufen, das fand ich schon stark.“

Seine Position sieht Unions Trainer trotz der bisher schwachen Bilanz von nur acht Punkten in neun Spielen nicht in Gefahr. Mit den Verantwortlichen tausche er sich nach jedem Spiel aus und dabei habe er „keine negativen Signale“ vernommen. Lutz Munack, der den Trainerwechsel als Sportchef zu verantworten hat, stellte sich in einem Interview mit dem „Kicker“ hinter Hofschneider: „Er hat einen Vertrag bis 2019. Den wollen beide Seiten erfüllen.“

Trotz aller öffentlichen Bekenntnisse stellt sich jedoch die Frage, wie viel Geduld die Verantwortlichen, allen voran Präsident Dirk Zingler, noch haben. Denn momentan ist Union der Abstiegsrelegation näher als Platz drei. Einen positiven Effekt auf die Ergebnisse hat der Trainerwechsel nicht gebracht. Ganz im Gegenteil, die Punktquote ist von 1,63 unter Jens Keller auf 0,89 erheblich gesunken. „Ich stelle mich der sportlichen Kritik, die ich zu verantworten habe“, sagte Hofschneider. „Den Rest lasse ich nicht an mich heran.“

Skrzybski könnte Union verlassen

Nach diesem Prinzip versucht auch Felix Kroos mit den Gerüchten um seine Person umzugehen. Der Kapitän gehörte zu den fünf Spielern, die den Verein einem Bericht zufolge am Saisonende verlassen wollen, dies bezeichnete er aber als „Unwahrheit und Quatsch“.

Bei Leistner und Steven Skrzybski stellt sich die Lage anders dar. Mit dem Abwehrspieler konnte keine Einigung über einen neuen Vertrag erzielt werden. Sein aktueller Kontrakt verlängert sich nur im Falle des Aufstiegs. Dass der Verein das Scheitern der Verhandlung so offensiv verkündet hat und Leistner in Kaiserslautern unerwartet nur auf der Bank saß, hinterlässt zumindest einen faden Beigeschmack.

Anders als bei Leistner reagieren die Fans auf den drohenden Abschied von Skrzybski mit einer Mischung aus Trauer und Verständnis. Das Eigengewächs trifft momentan so gut wie nie zuvor. Sollte Union nicht in die Bundesliga aufsteigen, kann er den Verein offenbar mittels einer Klausel für 3,5 Millionen Euro verlassen. Am mit 13 Treffern besten Torschützen der Zweiten Liga soll unter anderem Schalke 04 interessiert sein. Auf die Frage, wo er in der nächsten Saison spiele, antwortete Skrzybski: „Das weiß ich jetzt nicht.“

Da wirkte die Vertragsverlängerung von Parensen fast schon wie eine Beruhigungspille für die Fans. Ganz nach dem Motto: Wenn mit Skrzybski schon ein echter Unioner geht und sich ein Umbruch andeutet, bleibt mit dem beliebten Parensen zumindest der dienstälteste Profi. Der Defensivallrounder wird dem Team aber noch lange fehlen und in dieser Saison wohl nicht mehr zum Einsatz kommen.

Wieder mitwirken dürfen vermutlich Marcel Hartel und Akaki Gogia, die in Kaiserslautern nicht im Kader standen – eine Maßnahme, die Hofschneider öffentlich nicht begründen wollte. „Beide haben ansprechend trainiert und die richtige Reaktion gezeigt“, sagte Hofschneider. Das erwartet der Trainer nun auch vom Rest des Teams. Denn das beste Mittel gegen Unruhe sind Erfolgserlebnisse.

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