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Ken Reichel wechselte im vergangenen Sommer von Eintracht Braunschweig nach Berlin.

© Andreas Gora/dpa

Heimspiel gegen den SC Paderborn: Der 1. FC Union und die Wechselspielchen

Nicht alle in Köpenick können sich mit der Rotation von Trainer Urs Fischer anfreunden – Ken Reichel hofft auf einen Einsatz gegen Paderborn.

Für die Öffentlichkeit ist es fast unmöglich, Urs Fischers Personalplanung zu durchschauen. Der Schweizer Trainer des 1. FC Union wägt seine Aussagen stets gut ab, nennt das Für und das Wider und spricht mehr von Optionen als von Gewissheiten. Das war auch bei der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen den SC Paderborn im Stadion An der Alten Försterei am Samstag (13 Uhr, live bei Sky) nicht anders.

Grischa Prömel, der Anfang der Woche nur dosiert trainieren konnte, sei ebenso „ein Kandidat für die Startelf“ wie Sebastian Andersson nach seiner Rückkehr von der schwedischen Nationalelf. Fischer lächelte verschmitzt, als er über seine zwei Stammspieler sprach – und das kann man durchaus als Zeichen deuten, schließlich zweifelt niemand an deren Startelfeinsatz. Der zentrale Mittelfeldspieler fehlte in dieser Saison erst fünf Mal, entweder verletzt oder gesperrt. Andersson verpasste seit Anfang Februar keine einzige Minute.

Den Status des Unverzichtbaren hatte auch Ken Reichel lange. Mehr als zehn Jahre lang spielte der gebürtige Neuköllner bei Eintracht Braunschweig und war dort gesetzt. Dritte Liga, Zweite Liga, Bundesliga – egal, Reichel war eine der großen Konstanten und am Ende Kapitän. Auch bei Union ist der 32-Jährige die Nummer eins auf der Linksverteidigerposition, ganz so unangefochten wie in Niedersachsen ist er in Köpenick aber nicht. „Das ist für mich eine neue Situation, mit der ich klarkommen muss“, sagt Reichel mit Blick auf die Rotation mit seinem Konkurrenten Christopher Lenz. „Das ist nicht einfach, das muss ich ganz klar sagen.“

Zwar stand er in dieser Saison in 20 von 26 Ligaspielen in der Startelf, saß ansonsten – ganz ohne Verletzung oder Sperre – aber auch mal ganz draußen. „Meine Leistungen waren jetzt nicht so schlecht, dass ich auf der Bank oder auf der Tribüne hätte sitzen musste“, sagt Reichel. Zufriedenstellend sei das dann nicht, erst recht, wenn es wie Anfang des Monats zwei Mal in Folge passiert. „Aber der Trainer hat so entschieden und das muss ich akzeptieren.“

Es spricht für Unions Kader, dass selbst ein erfahrener Profi wie Reichel nicht zwangsläufig gesetzt ist. Mit Lenz sitzt ihm ein acht Jahre jüngerer Konkurrent im Nacken, der ordentlich Druck macht und ihn immer mal wieder aus der Startelf verdrängt. „Wenn du zwei Mal draußen bist und dann wieder spielst, ist es nicht einfach, in den Rhythmus zu kommen“, sagt Reichel. Das gelte aber natürlich auch für Lenz.

"Ich muss mich vor keinem Gegenspieler verstecken"

Die Chancen, dass Reichel gegen Paderborn den Vorzug bekommt, stehen ganz gut. Gegen die offensivstarke Mannschaft von Steffen Baumgart kann Union Reichels Routine gut gebrauchen. „Paderborn ist nach vorne brandgefährlich“, sagt Reichel. „Denen dürfen wir keine Räume lassen.“ Besonders die Balance sei entscheidend. Sein Team müsse Fehler vermeiden, „das darf unser eigenes Spiel aber nicht hemmen“, sagt Reichel.

Das gilt auch für ihn persönlich. Im Vergleich zu seiner Braunschweiger Vergangenheit, als er regelmäßig Tore erzielte, fehlt bei Union noch das nötige Glück. Eine Obsession sei der erste Saisontreffer aber nicht. Schließlich betrachtet Reichel seine stürmische Vergangenheit durchaus realistisch. „In Braunschweig hatte ich eine Phase, da hätte ich den Ball von der Mittellinie volley nehmen können und der wäre wahrscheinlich rechts oben im Knick eingeschlagen“, sagt Reichel.

Diese Zeiten scheinen vorbei zu sein, sein Selbstbewusstsein hat sich Reichel aber erhalten: „Ich weiß meine Qualitäten ganz gut einzuschätzen und muss mich vor keinem Gegenspieler in der Zweiten Liga verstecken.“ Den Beweis kann er am Samstag antreten. Dann steht mit Sebastian Polter in der Mitte vielleicht auch wieder ein perfekter Abnehmer für seine Flanken. Der Stürmer macht nach seiner Mittelfußverletzung große Fortschritte und könnte es in den Kader schaffen. Oder um es im Fischer-Deutsch zu sagen: „Ich lasse mir die Option offen.“

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