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Guter Riecher. Florian Niederlechner von Unions Gegner FC Augsburg gehört in dieser Saison zu den besten Stürmern der Bundesliga.

© Thomas Kienzle/AFP

Heimspiel gegen den FC Augsburg: Der 1. FC Union erwartet ein schweres Leichtgewicht

Nach drei Niederlagen in Folge steht der 1. FC Union gegen den FC Augsburg unter Druck – und muss vor allem Florian Niederlechner im Blick haben.

Von David Joram

Wäre der Bundesligafußballer Florian Niederlechner trotz seines ausgeprägten Talents ein pummeliger Kreisliga-B-Kicker geblieben – niemand würde sich wundern. „Ich habe am Tag fünf Latte Macchiato getrunken, am Nachmittag gab es immer einen Döner oder eine Pizza“, berichtete der Stürmer des FC Augsburg. „Und wenn am Donnerstag irgendwo eine gute Party war, bin ich da auch noch weggegangen.“

Niederlechner kann diese charmanten Geschichten derzeit ganz gut erzählen, weil es für ihn so prächtig läuft wie selten zuvor in seiner Karriere. Wenn der kantige Stürmer an diesem Samstag mit seinem Klub beim 1. FC Union Berlin antritt (15.30 Uhr, live auf Sky und im Stadion An der Alten Försterei), reist Niederlechner als viertbester Scorer dieser Bundesliga-Saison an. Scorer, so nennt das Fußballvolk jene Kategorie, in der Tore und Torvorlagen addiert werden. Niederlechner schafft es in dieser Runde beides zu vereinen. Zehnmal hat er selbst getroffen, neunmal assistiert.

Lediglich Timo Werner (20 Tore/7 Assists), Robert Lewandowski (20/3) und Jadon Sancho (10/11) liegen in der Scorer-Wertung vor Niederlechner. Der Augsburger ist übrigens auch der einzige Spieler aus den Top zehn, der nicht bei einem Spitzenklub unter Vertrag steht. Er steht deshalb wie kein anderer Augsburger für die Schwere der Aufgabe, die den 1. FC Union am Samstag erwartet.

Union kann mit Augsburg gleichziehen

Urs Fischer, der in seinen Analysen selten irrt, weiß das natürlich. „Augsburg ist gut drauf, das hat man gegen Dortmund gesehen“, sagt Unions Trainer, „die werden es uns ganz schwer machen, davon bin ich überzeugt“. Speziell von der Art und Weise, wie FCA-Trainer Martin Schmidt seine Elf unter anderem beim 3:5 gegen Borussia Dortmund spielen ließ, ist Fischer beeindruckt. Man sehe „Automatismen, die Mannschaft wirkt eingespielt, geschlossen. Ich glaube, dass man eine Entwicklung sieht“, sagt Fischer.

Nun sind sie in Köpenick nicht wirklich davon ausgegangen, dass sie die Punkte im ersten Bundesliga-Heimspiel des neuen Jahres geschenkt bekommen. Insgeheim wird der ein- oder andere Unioner die bayerischen Schwaben aber schon als den leichtesten Gegner zu Beginn der Rückrunde ausgemacht haben. „Das ist ein direkter Konkurrent. Wir versuchen, die drei Punkte zuhause zu behalten“, gibt Innenverteidiger Marvin Friedrich jedenfalls die Richtung vor. Auch Friedrich, der in dieser Saison lediglich das Hinspiel bei seinem Ex-Verein verpasste, weiß, wie wichtig ein Heimsieg gegen die Augsburger wäre, mit denen die Berliner bei einem Sieg nach Punkten gleichziehen würden.

Vor einer Woche verkauften sich die Berliner um Christopher Lenz beim Tabellenführer in Leipzig sehr teuer, verloren aber 1:3.
Vor einer Woche verkauften sich die Berliner um Christopher Lenz beim Tabellenführer in Leipzig sehr teuer, verloren aber 1:3.

© Jan Woitas/dpa

Bei einem Remis oder gar einer Niederlage droht Union ein verschärfter Abstiegskampf. Denn nach dem vielversprechenden Auswärtsspiel in Leipzig, das mit einer 1:3-Niederlage endete, warten nach Augsburg noch Dortmund und Bremen auf die Berliner, und das jeweils auswärts. Bei lediglich drei Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz lastet also durchaus Druck auf dem Aufsteiger.

Kapitän Trimmel ist wieder fit

Wie Fischer diesem begegnen will, bleibt wie üblich sein großes Geheimnis. In Aufstellungsfragen äußert er sich stets defensiv. Die Variante, neben dem gesetzten Stürmer Sebastian Andersson eine zweite Spitze aufzubieten, könnte in Fischers Planungen eine Rolle spielen. Vor allem Anthony Ujah betrieb diesbezüglich Eigenwerbung.

Allerdings darf Fischer vieles unterstellt werden, jedoch kein Aktionismus. Gut möglich also, dass jene Elf, die in Leipzig begann, auch gegen Augsburg wieder Fischers Vertrauen genießen wird – mit der einen Ausnahme, dass Kapitän Christopher Trimmel anstelle Julian Ryersons wieder auf die rechte Mittelfeldseite rücken dürfte.

Noch keine Option für den Berliner Kader ist hingegen Grischa Prömel. Der zentrale Mittelfeldspieler trainiert zwar wieder mit der Mannschaft, Fischer will ihn aber nicht voreilig den ungleich härteren Wehen des Wettbewerbs aussetzen. Zumal auf Prömels Position das Duo Robert Andrich/Christian Gentner für die gewünschte Stabilität sorgt.

„Wir müssen das Gleiche versuchen wie in Leipzig“, sagt Fischer, Mut und Bereitschaft fordert er von seiner Elf. Ein „solidarisches Auftreten“ wolle er sehen, „laufen, kämpfen, Fehler korrigieren“, die „Basics“ müssten wieder stimmen. Bei alldem sollten die Berliner nur den Augsburger Pizza-Stürmer nicht vergessen. Dann könnte es tatsächlich klappen mit den Punkten 21 bis 23.

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