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Meist nur Zuschauer. Albas Spieler kamen wie hier beim Dunk von Othello Hunter oft zu spät.

© IMAGO/Nordphoto

Heimklatsche im dritten Finale gegen München: Alba Berlin vergibt den ersten Matchball vor ausverkauftem Haus

Es war alles vorbereitet für die große Meisterfeier. Doch Alba Berlin erwischt einen rabenschwarzen Tag und Bayern München verkürzt in der Finalserie auf 1:2.

Es waren genau sechs Minuten und 38 Sekunden gespielt im ersten Viertel, als sich Israel Gonzalez zum Schiedsrichter drehte und mit den Händen ein T formte. Timeout! Es lief nicht für Alba Berlin und wie ungewohnt das für diese seit Monaten so erfolgsverwöhnte Mannschaft ist, verdeutlichte diese Auszeit. Es war die erste in dieser Finalserie gegen Bayern München. Im dritten Spiel, nach insgesamt mehr als 86 Minuten.

Doch selbst der Eingriff des Berliner Trainers half seinem Team an diesem völlig gebrauchten Freitag nicht. Alba verlor das dritte Finale in eigener Halle 60:90 (15:23, 18:29, 13:20, 14:18). Es war die erste Niederlage nach zuvor 19 Siegen in Folge und die sehnlichst erwartete Meisterfeier muss erst mal warten. Mindestens bis Sonntag (15 Uhr), wenn die Berliner in München das vierte von maximal fünf Duellen bestreiten. „Sie haben uns in den Hintern getreten“, sagte Albas Kapitän Luke Sikma. „Ich weiß nicht, ob wir nervös waren oder ob es einfach nicht unser Tag war, aber es war nicht genug.“

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In der Arena am Ostbahnhof war eigentlich alles vorbereitet gewesen für den großen Coup. Die Halle war zum ersten Mal seit dem Pokalfinale gegen Oldenburg kurz vor Beginn der pandemiebedingten Einschränkungen Anfang 2020 mit 14.500 Zuschauern restlos ausverkauft und auch sportlich hätte die Situation für die Berliner nicht vorteilhafter sein können. Es deutete wirklich alles auf die dritte Meisterschaft in Folge hin.

Gerade im zweiten Spiel am Dienstag war Alba den Münchnern in allen Belangen überlegen gewesen: physisch, mental, basketballerisch. Die personellen Probleme der Gäste ließen die Chancen auf ein großes Comeback auch nicht unbedingt wachsen. Neben den Langzeitverletzten Darrun Hilliard und Corey Walden fielen erneut Vladimir Lucic und kurzfristig auch noch Leon Radosevic aus. Der frühere Alba-Profi befand sich mit einem fiebrigen Infekt zur Beobachtung im Krankenhaus.

Mit dieser Ausgangslage kamen die Münchner allerdings deutlich besser klar. Sie hatten nichts mehr zu verlieren und die Appelle ihres Trainers Andrea Trinchieri fruchteten offenbar. „Gib den Kampf nie auf“, hatte der Italiener nach der Niederlage in Spiel zwei gefordert und mehr Einsatz beim Rebound gefordert. Genau diesen zeigten die Münchner. Sie trafen gut aus der Distanz und wenn der Ball mal nicht im Korb landete, warf sich ein Spieler im roten Trikot hinterher und sicherte ihn. „Alles war gegen uns, aber wir haben es geschafft, Charakter zu zeigen“, sagte der frühere Alba-Profi Nihad Djedovic.

Die Berliner wirkten überwältigt von der Größe ihrer Chance, der Erwartungshaltung, der vollen Halle und dem Widerstand des Gegners. In der Offensive schafften sie es kaum einmal, ihr berühmt-berüchtigtes Tempospiel aufzuziehen. Das lag zum einen an der guten Münchner Verteidigung, aber auch an den vielen Ungenauigkeiten im Berliner Ballvortrag. Zudem war die Wurfquote aus der Distanz katastrophal. Die ersten elf Versuche verfehlten ihr Ziel. Erst neun Sekunden vor der Halbzeitpause traf Jaleen Smith für Alba erstmals von hinter der Dreipunktelinie. Da lagen die Gastgeber allerdings schon mit 22 Punkten in Rückstand.

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Die Zuschauer gaben alles, um ihre Mannschaft noch mal ins Spiel zurückzuholen. Sie brüllten, klatschten, trommelten und hüpften, doch es half nicht. Alba vergab einfache Korbleger, schmiss den Ball leichtfertig zum Gegner, leistete sich Schrittfehler und stand völlig neben sich. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis Maodo Lo nach dreieinhalb Minuten die ersten Berliner Punkte im dritten Viertel erzielte. Ein großes Comeback sieht anders aus.

Die Münchner hatten das Geschehen beeindruckend sicher im Griff und nachdem ihr Glaube an den Titel am vergangenen Dienstag schon nahezu erloschen schien, wuchs ihr Selbstbewusstsein nun von Minute zu Minute. Jede gute Aktion wurde gefeiert und auch als sie bereits mit 25 Punkten Vorsprung führten, schalteten sie nicht in den Verwaltungsmodus. Bayern wollte ein Zeichen setzen und das gelang. Die Berliner müssen sich hingegen schnell wieder fangen, denn mit einer solchen Leistung wird es auch am Sonntag in München nichts zu feiern geben.  

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