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Matthias Rath auf Totilas.

© dpa

Update

Heim-EM in Aachen: Deutsche Dressur-Equipe nur mit Bronze

Die deutsche Dressur-Equipe hat bei den EM in Aachen den erneuten Mannschafts-Titel verpasst und musste sich am Donnerstag mit Bronze zufriedengeben. Europameister wurde zum dritten Mal die Niederlande.

Das deutsche Dressur-Desaster bei der Aachener Reit-EM war am Donnerstagabend um kurz nach halb acht perfekt. Kristina Bröring-Sprehe, letzte Starterin der deutschen Equipe, hatte mit ihrem Hengst Desperados einen guten, aber nicht überragenden Ritt ins Viereck gezaubert. Die Piaffen klappten nicht wie gewünscht – und so wurde sie mit 79,743 Prozent bewertet. Es war zwar das beste Ergebnis der vier deutschen Reiter. Die Team-Goldmedaille ging aber an die Niederlande (235,639 Punkte), Silber an Großbritannien (234,229). Titelverteidiger Deutschland musste sich mit Rang drei und Bronze begnügen (230,914). „Das war sicher nicht das, was wir uns vorgenommen haben. Unser Ziel war Gold.“, sagte Bundestrainerin Monica Theodorescu. Im Hinblick auf die Bewertung ihrer Reiter sagte sie: „Das müssen wir analysieren, es gibt Gesprächsbedarf.“

Die Niederländer hatten sich Gold vor allem deshalb verdient, weil Edward Gal mit seinem Wallach Undercover stark aufgetrumpft und die zweitbeste Wertung aller Reiter erzielt hatte (82,229). Nur die britische Olympiasiegerin Charlotte Dujardin bekam mehr Punkte (83,029).

Diskussionsstoff lieferte die Wertung von nur 75,971 Prozent, die die sieben Richter dem deutschen Reiter Matthias Rath und seinem Millionen-Hengst Totilas verpasst hatten. Gal,bis 2010 in Totilas’ Sattel, hatte mit dem Pferd einst Wertungen von mehr als 85 Prozent erzielt.

Ob Rath am Samstag wie geplant starten wird, ließ er offen

Die Urteile in Aachen bewegten sich zwischen 80,100 und 71,600 Prozent, wobei die schlechteste Wertung für Totilas vom französischen Richter kam und die zweitschlechteste (72,9) von der deutschen Richterin. „Ich bin ratlos“, sagte Rath, der jubelnd aus dem Stadion geritten war. „Ich dachte, es war ein guter Ritt.“ Insgesamt belegte das Paar Rang sechs.

Totilas’ Leistung war insgesamt solide, allerdings ein wenig eingebremst. Die Piaffen, sonst die Stärke des Rappen, glückten nicht wie gewohnt. Einige Beobachter wollten eine leichte Lahmheit in der Hinterhand des Hengstes entdeckt haben. Und es hielt sich das Gerücht, Totilas habe den tierärztlichen Check am Dienstag erst im dritten Anlauf bestanden. Das vermeintliche Gesundheitsproblem des verletzungsanfälligen Pferdes wollte Theodorescu nicht bestätigen.

Hinter vorgehaltener Hand wurde in Aachen zudem gemunkelt, die schlechte Wertung seitens der deutschen Richterin sei eine Quittung dafür, dass Totilas überhaupt für die EM nominiert worden sei. Der 15-Jährige hatte fast ein Jahr wegen diverser Blessuren pausiert und erst Mitte Juli in Hagen sein Comeback gefeiert. Die Bundestrainerin erhoffte sich von ihm die üblichen Wertungen von mehr als 80 Prozent und überging deshalb andere Pferde.

Auch Werth war am Mittwoch in ähnlicher Art frustriert worden

Rath wirkte auch Stunden nach dem Ritt noch sehr geknickt: „Ich werde mir das alles in Ruhe noch mal anschauen“, sagte er. Ob er am Samstag wie geplant mit Totilas im Grand Prix Special starten wird, ließ er offen. „Wir müssen warten, was morgen der Tierarzt sagt.“

Isabell Werth, die als zweite Starterin der deutschen Equipe mit Don Johnson angetreten war, war am Mittwoch in ähnlicher Art frustriert worden wie Rath. Auch sie ritt in jubelnder Pose aus dem Stadion, und auch sie war zunächst sprachlos, als sie die Wertung sah: 74,900. „Ich hatte spontan mit 76 oder 77 Prozent gerechnet“, sagte Werth, die überraschend das Streichergebnis im deutschen Team lieferte. „Von einem Heimvorteil kann nicht die Rede sein", befand sie.

Zufrieden war in der deutschen Equipe nur EM-Debütantin Jessica von Bredow-Werndl, die mit Unee 75,200 Prozent erhielt. Sie fühle sich befreit, sagte sie: „Jetzt kann ich voll angreifen.“

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