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Martin Kind bestimmt bei Hannover 96 seit 20 Jahren die Geschicke.

© Peter Steffen/dpa

Hannover 96: Kritische Fans? Nein, danke

Der Bundesliga-Aufsteiger lehnt 119 Mitgliedsanträge ohne Begründung ab. Sie sollen gegen die Übernahmepläne von Martin Kind sein – das kann der 96-Chef nicht gebrauchen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Julian Graeber

Wie jeder große Fußballverein wirbt Hannover 96 um neue Mitglieder. „Sei dabei!“, steht auf der Homepage des Bundesliga-Aufsteigers. Das gilt aber offenbar nur für linientreue Fans. Denn wie am Mittwoch bekannt wurde, hat der Verein 119 Mitgliedsanträge abgelehnt. Eine Begründung lieferte Hannover 96 nicht. Die Entscheidung sei „im Interesse des Vereins“ gefallen, sagte Präsident Martin Kind dem Magazin „Sportbuzzer“.

Das wirkt auf den ersten Blick befremdlich, schließlich bringt jedes Mitglied regelmäßige, kalkulierbare Einnahmen. Zumal es sich bei den 119 Fans nicht um Hooligans, Gewalttäter oder Extremisten handelt. Schaut man etwas hinter die Kulissen des Klubs, lässt sich erahnen, was hinter der Ablehnung steckt: Fans, die der Vereinsführung kritisch gegenüberstehen, sind bei Hannover 96 offenbar nicht erwünscht.

Die Anträge wurden gegen Ende der vergangenen Saison von der „IG Pro Verein 1896“ gesammelt und gebündelt beim Klub abgegeben. Die Interessengemeinschaft steht den Plänen von Kind, demnächst die restlichen Anteile an der ausgegliederten Profiabteilung zu übernehmen, kritisch gegenüber. Kind ist seit 1997 an der Vereinsspitze und profitiert somit von einer Ausnahmeregelung, die nach 20-jährigem Engagement greift und die 50+1-Regel außer Kraft setzt. Durch einen bei der letzten Mitgliederversammlung verabschiedeten Antrag muss Kind die geplante Übernahme der Stimmenmehrheit von den Mitgliedern aber genehmigen lassen. Da kann der 96-Chef kritische Neumitglieder momentan nun wirklich nicht gebrauchen. Mit Demokratie und Meinungspluralität hat das allerdings nichts zu tun.

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