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Für acht Tage Handballhalle. Die größte Arena von Berlin ist in der Vorrunde Spielstätte der Deutschen.

© Paul Zinken/dpa

Handball-WM in Deutschland: Von Helene Fischer bis zum Wohnzimmer: DHB wirbt in Metropolen

Die Handball-WM wird in den vier größten deutschen Städten gespielt. Und das, obwohl in keiner dieser Städte Handball die Nummer eins oder zwei ist.

In Mannheim haben sie geschimpft, als der Deutsche Handball-Bund (DHB) seine Spielorte für die WM bekannt gab: Hamburg, Köln, München und Berlin – nicht Mannheim, obwohl dort die Rhein-Neckar Löwen ihre Spiele in der neben Hannover einzigen modernen Großarena der Bundesliga austragen und das vor vielen Zuschauern (7425 im Schnitt). Doch demnach wäre Kiel Austragungsort Nummer eins gewesen: Im hohen Norden ist die Halle mit ihren 10.285 Plätzen jedes Spiel ausverkauft. Aber der DHB wollte nicht in die Hochburgen des Handballs, sondern in die vier größten Städte des Landes: Um dort Werbung zu betreiben, wo Handball nicht die Nummer eins oder zwei ist.

Keine erstklassigen Teams an Spielorten

In Köln, Hamburg und München gibt es aktuell keine erstklassige Männermannschaft. Berlin ist ein anderer Fall, dort haben die Füchse aktuell den zweitgrößten Zuspruch in der Liga (7545 Besucher im Schnitt), allerdings spielen sie in der Schmelinghalle und nicht in der größeren Arena am Mercedes-Platz: Vom 10. bis zum 17. Januar wird dort Handball gespielt, die WM-Spieltage sind fast alle ausverkauft und bescheren der Arena im Januar „einen sehr guten Monat“, wie Moritz Hillebrand vom Halleneigner Anschutz Entertainment Group sagt. Vielleicht werde es sogar ein Rekordmonat, sagt Hillebrand.

Dem Januar 2019 kommt zugute, dass Helene Fischer im Februar 2018 krank wurde und fünf ausverkaufte Shows abgesagt werden mussten. „Das wäre wohl ein Rekordmonat geworden“, sagt Hillebrand. Insgesamt finden im Januar an 23 von 31 Tagen Veranstaltungen in der Arena statt. Im vergangenen Jahr waren 151 von 365 Tagen besetzt. 2019 wird laut Hillebrand mit insgesamt 1,4 Millionen Besuchern gerechnet – wobei es Unwägbarkeiten gibt: „Wir müssen für Play-off-Spiele der Eisbären Tage blockieren. Wenn die dann aber nicht spielen, können wir die Termine kurzfristig nicht mehr anderweitig vergeben.“ Bei Alba verhalte es sich ähnlich.

Umbau ist in Berlin keine Herausforderung

Der Umbau zu einer Handballarena ist keine Herausforderung, zumal die Füchse dort zwischen 2009 und 2013 auch schon spielten, vor bis zu 15.000 Zuschauern. So viele Besucher werden bei der WM nicht Platz finden, da ein Teil der Tribünenplätze für die Berichterstatter gebraucht wird. Logistisch ist der Umbau relativ einfach, da vor dem erstem Spiel am Donnerstag ein paar Tage Pause liegen. Zuletzt war es hektischer: Am Mittwoch spielten die Eisbären, Donnerstag Alba, am Freitag wieder die Eisbären.

Die Arena von Berlin hat zwar landesweit nicht die meisten Zuschauer pro Jahr – Köln und Hamburg liegen davor – beherbergt aber im Vergleich zu diesen Arenen mehr Besucher bei Sportveranstaltungen. Und, sagt Hillebrand: „An einem guten Monat sind wir hinter Dortmund, dem FC Bayern und Schalke das Stadion mit dem meisten Zuschauern bei Sportveranstaltungen.“ Das hänge aber sehr davon ab, wie gut es bei den Eisbären und Alba laufe. Die Handball-WM ist da eher ein Selbstläufer, auch in Köln lief es blendend mit dem Vorverkauf, dort spielen die Deutschen dann – falls sie sich qualifizieren – in der Hauptrunde.

Wohnzimmer der Handballer steht in Köln

Die Kölnarena ist das Wohnzimmer der Nationalmannschaft, 2007 wurde sie dort unter Trainer Heiner Brand Weltmeister, das geht diesmal nicht: Nach einem erfolgreichen Halbfinale in Hamburg müsste die Nationalmannschaft nach Dänemark reisen. Das Finale der in zwei Ländern ausgetragenen WM findet in Herning statt.

Viel erstaunlicher als der gut laufende Kartenvorverkauf in Hamburg, Berlin oder Köln ist, dass für die Gruppe B ohne deutsche Beteiligung mehr als zwei Drittel aller Karten verkauft wurden – obwohl die Olympiahalle von München die einzig alte Arena bei der WM ist. „Dort ist unsere Idee aufgegangen, in eine Region zu gehen, die handballhungrig ist“, sagt DHB-Präsident Andreas Michelmann. Im Sinne des Handballs wurde klug geplant vor dieser WM – das müssten sie in Mannheim jetzt auch so sehen.

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