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Zu wenig Kraft trotz Überzahl: Die Berliner Füchse konnten den aggressiven Flensburgern zu wenig entgegensetzen.

© Jörg Carstensen/dpa

Handball: Füchse verlieren gegen Flensburg

Der aktuelle Deutsche Meister gewann in der Max-Schmeling-Halle mit 30:25 gegen den Gastgeber. Die Füchse hatten mit Personalproblemen zu kämpfen.

Velimir Petkovic ist im Regelfall ein erklärter Gegner des siebten Feldspielers. Die taktische Variante, die einen zusätzlichen Mann anstelle des Torhüters ermöglicht, birgt für den Trainer der Füchse Berlin mehr Gefahren als Chancen. Womöglich ist Petkovic, dieser erfahrene Coach von 62 Jahren, auch einfach ein bisschen zu oldschool für die Regel, die der Handball-Weltverband IHF einst pünktlich zum Beginn der olympischen Spiele von Rio verfügte. Man muss schließlich nicht jeden Blödsinn mitmachen, der von oben verordnet wird. 

Die Flensburger sendeten ein Signal an die Konkurrenz

Wenn Petkovic trotzdem auf diese ungeliebte Möglichkeit zurückgreift, muss, gelinde gesagt, ganz schön der Baum brennen im Spiel seiner Mannschaft - wie am Dienstagabend nach knapp 40 Minuten. So lange hatten die Füchse dem amtierenden Deutschen Meister, der SG Flensburg-Handewitt, im Spitzenspiel der Handball-Bundesliga alles abverlangt. Was folgte, war ein durchaus absehbarer Einbruch der personell arg dezimierten Berliner, denen am Ende merklich die Puste ausging. Die beiden einzig verbliebenen Linkshänder im Kader, Christoph Reißky und Matthias Zachrisson, mussten etwa durchspielen - und gerade Zachrisson vergab allerklarste Chancen, die der Schwede für gewöhnlich im Schlaf verwandelt. Am Ende hieß es 25:30 (16:14) aus Sicht der Füchse, die im dritten Saisonspiel bereits die zweite Niederlage hinnehmen mussten.

„Ehrlich gesagt bin ich gar nicht richtig enttäuscht, weil meine junge Mannschaft 30 Minuten überragend aufgetreten sind“, sagte Petkovic, „danach haben wir uns höllisch viele Fehler geleistet.“ Gäste-Coach Maik Machulla ergänzte: „Wenn man in Berlin gewinnt, muss man sehr zufrieden sein - und das bin ich natürlich. Wir wissen sehr einzuschätzen, was uns heute hier gelungen ist.“ Neben einem Auswärtssieg nämlich auch ein Fingerzeig an die Bundesliga-Konkurrenz.

6371 Zuschauer in der Max-Schmeling-Halle sahen von der ersten Minute an ein hochklassiges, unterhaltsames und extrem temporeiches Handballspiel, in dem die Berliner den besseren Start erwischten. Angetrieben vom starken Jacob Holm führten sie schnell mit 5:2. Ausschlaggebend für den frühen Vorsprung war aber vielmehr der Umstand, dass die Füchse zunächst das gefürchtete Flensburger Tempospiel unterbinden konnten und den Gegner zu langen, kräftezehrenden Angriffen zwangen.  

Allerdings zeigten auch die Gäste, welch großes Potenzial weiterhin in ihrem im Sommer arg durcheinandergewirbelten Aufgebot steckt; unter anderem hatten die Flensburger in Torhüterlegende Mattias Andersson und Spielgestalter Thomas Mogensen zwei Leistungsträger und Säulen der vergangenen Jahre verloren. Gemessen daran wirkte das Team von Coach Mike Machulla erstaunlich eingespielt und souverän. Beim 10:11 durch Rasmus Lauge (19. Minute) gingen die Norddeutschen erstmals an diesem Abend in Führung.  

Bis zur Pause lief es gut, dann kam der Einruch

Die Berliner Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Bis zur Pause erkämpften, erspielten und erliefen sich die Füchse eine Zwei-Tore-Führung, die durchaus höher hätte ausfallen können. In den Schlussminuten des ersten Durchgangs etwa war Petkovics Team nicht clever genug, einen Wechselfehler und eine daraus resultierende Überzahl zu ihren Gunsten zu nutzen; Zachrisson etwa brachte das Kunststück fertig, am leeren Flensburger Tor vorbeizuwerfen. Das sollte sich nach der Pause rächen. „Wir haben es in dieser Phase verpasst, uns für die starke Leistung zu belohnen“, sagte Petkovic, „vier fünf Tore Vorsprung wären, gemessen an unserer Leistung, okay gewesen.“ Tatsächlich waren es dann nur derer zwei (16:14).  

Nach der Pause gestalteten die Berliner die Begegnung bis zur 40. Minute offen. Dann legte Flensburg einen 11:4-Lauf hin und setzte sich uneinholbar ab. Dafür durften sich die Gäste vor allem bei ihrem herausragenden Keeper bedanken, bei Benjamin Buric. „Er hat uns heute den Rest gegeben“, sagte Bob Hanning. „Wir müssen die Sache jetzt in Ruhe analysieren“, ergänzte der Füchse-Manager, „und dabei müssen wir eine positive Grundhaltung bewahren.“

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