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Weltmeisterlich. Auch in den Reihen der Füchsen steht nach dem Turnier in Deutschland und Dänemark mit Hans Lindberg nun ein Titelträger. Für die Berliner geht es in der Bundesliga zum Jahresauftakt nach Lemgo. Foto: Jörg Carstensen/dpa

© dpa

Handball-Bundesliga: Von der WM zurück in den Alltag

Nach der Handball-WM geht heute die Bundesliga weiter. Die Füchse Berlin starten mit einem Auswärtsspiel beim TBV Lemgo.

Im Norden der Republik sind die Menschen einfach handballverrückt. In Flensburg zum Beispiel wurde den Profis der ortsansässigen SG kürzlich ein gebührender Empfang bereitet: jene Männer, die ihren Lebensunterhalt beim aktuellen Tabellenführer der Handball-Bundesliga verdienen und bei der Weltmeisterschaft vertreten waren, durften sich nach dem Turnier in Deutschland und Dänemark ins Goldene Buch eintragen. Es waren acht Spieler an der Zahl, vier Dänen und vier Norweger. Alle standen sie zusammen am 27. Januar 2019 im Finale.

Ganz so gut ist es für die Angestellten der Füchse Berlin nicht gelaufen. "Einige sind zufrieden zurückgekommen, einige unzufrieden", sagt Trainer Velimir Petkovic vor dem Pflichtspielstart 2019 an diesem Donnerstag beim TBV Lemgo (19 Uhr, live bei Sky). Kapitän Hans Lindberg etwa fällt ganz klar in erstere Kategorie: Der 37-Jährige durfte in seinem Heimatland auf die alten Tage den einzigen großen Titel bejubeln, den die anerkannte Handball-Nation Dänemark bis dahin noch nicht geholt hatte: den WM-Titel. Die drei deutschen Nationalspieler Paul Drux, Fabian Wiede und Silvio Heinevetter fallen dagegen in zweitere Kategorie: Nach dem Halbfinaleinzug hatten sie sich garantiert mehr erhofft als den undankbaren vierten Platz, der es am Ende geworden ist.

Velimir Petkovic: "Es ist schwierig, von so einem Highlight wie der WM wieder in den Alltag zu wechseln"

Insgesamt hatten auch die Füchse sieben Spieler bei der WM im Einsatz – ein normaler Wert für einen Verein aus dem Führungsfeld der Handball-Bundesliga. Die ganz großen Stars wie Nikola Karabatic, Mikkel Hansen oder Sander Sagosen gibt es im Moment vielleicht nicht mehr in der Bundesliga, weil sie im europäischen Ausland weniger spielen müssen und trotzdem wesentlich mehr Geld verdienen können. In der Breite ist die Bundesliga aber weiterhin über jeden Verdacht erhaben, ihren sorgsam gepflegten Status als beste Liga der Welt zu verlieren.

Die zahlreichen WM-Abstellungen machen es den Vereinstrainern vor Ort selten möglich, ihren Vorbereitungsplan in die Praxis umsetzen zu können. "Aus langjähriger Erfahrung weiß ich, dass es für den Kopf schwierig ist, von so einem Highlight wie der WM wieder in den Alltag zu wechseln", sagt Petkovic. Deshalb hat der routinierte Coach von 62 Jahren vor dem ersten Training mit kompletter Mannschaftsstärke auch genau darüber mit seinen Profis gesprochen. "Die Spieler waren einen Monat nicht mehr zusammen. Sie hatten ein anderes Umfeld, andere Ziele und andere Trainer mit ganz eigenen Methoden", sagt Petkovic. "Deshalb geht es für uns jetzt in erster Linie darum, wieder unseren Rhythmus aufzunehmen. Aber das geht nicht so einfach und nicht so schnell."

Die Liste der Berliner Langzeitverletzten ist nicht kürzer geworden

Dafür gibt es – bei der WM wie in der Bundesliga – einen Begleitumstand, auf den im Handball stets Verlass ist: die hohe Belastung. Allein in den nächsten drei Wochen bestreiten die Füchse Berlin sieben Pflichtspiele, drei in der Gruppenphase des EHF-Pokals und vier in der heimischen Liga. "Deshalb bin ich ganz froh, dass sich nicht noch mehr Leute verletzt haben", sagt Petkovic. Lediglich der schwedische Nationalspieler Mattias Zachrisson ist mit leichten Blessuren von der WM zurückgekehrt; ein Einsatz des Linkshänders am Donnerstag in Lemgo gilt als ausgeschlossen.

Die Liste der Berliner Langzeitverletzten ist auch in der sechswöchigen Bundesliga-Pause allerdings nicht unbedingt kürzer geworden: Kevin Struck, Stipe Mandalinic, Simon Ernst und Marko Kopljar brauchen nach Aussage ihres Trainers noch Zeit, ehe sie wieder an der Seite ihrer Teamkollegen stehen können. Einzig Torhüter Malte Semisch hat seine Bandscheiben-Probleme auskuriert und ist wieder einsatzbereit. Zudem haben die Berliner im Januar das Arbeitsverhältnis mit Wael Jallouz beendet: der tunesische Nationalspieler, im Sommer vergangenen Jahres vom FC Barcelona ausgeliehen, konnte die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllen und wechselt nun zu einem Spitzenteam in der zweiten französischen Liga.

Petkovic gibt sich dennoch optimistisch. Er sagt: "Die Einstellung, die ich im Training von meinen Jungs gesehen habe, macht mir Mut, dass wir am Donnerstag da sein werden."

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