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© dpa

Hamburger Tennisturnier Rothenbaum: Das falsche Gesicht

Das abgewertete Hamburger Tennisturnier kämpft auch mit Tricks gegen die Bedeutungslosigkeit. Unter anderem wirbt es mit einem Spieler, der nicht dabei ist.

Novak Djokovic lächelt nicht auf den offiziellen Plakaten für die International German Open, und das passt, denn dass mit seinem Konterfei seit Monaten in Hamburg geworben wird, hat den Weltranglistenvierten aus Serbien verstimmt. „Ich habe nie gesagt, dass ich hier antrete“, sagte Djokovic. „Warum werben sie mit einem Spieler, der nicht dabei ist?“ Der Grund ist simpel: Damit auch in dieser Woche die Zuschauer noch an den Hamburger Rothenbaum strömen, obwohl das Turnier von einem Masters zu einem Event der sogenannten 500er-Kategorie abgestuft wurde. Die Stars um Roger Federer und Rafael Nadal fehlen nun.

Zumindest fünf Spieler aus den Top 20 der Weltrangliste konnte der neue Turnierdirektor Michael Stich von ihrem Kommen überzeugen. Nur sind Namen wie Gilles Simon oder Nikolai Dawidenko eben längst nicht so schillernd. Und der extrovertierte spanische Top-Ten-Spieler Fernando Verdasco sagte kurzfristig verletzt ab. Es hätte wohl keinen besseren Zeitpunkt gegeben, um mit einem Spieler wie Philipp Kohlschreiber zu werben. Auf die deutschen Spieler als Zugpferde wurde nicht vehement genug gesetzt, obwohl zehn von ihnen im Hauptfeld standen. Und immerhin erreichte gestern neben Kohlschreiber auch überraschend Daniel Brands das Achtelfinale. Er bezwang den topgesetzten Franzosen Simon mit 3:6, 6:4, 6:3.

Thomas Haas und Nicolas Kiefer fehlen jedoch. „Hamburg passte nicht in meinen Turnierplan“, erklärte Kiefer. Spieler wie Kiefer oder auch Wimbledon-Halbfinalist Haas hätten den Ticketverkauf sicher noch anheizen können, erst 25 000 Karten setzten die Veranstalter bisher ab. Am größtenteils verregneten Auftaktmontag bevölkerten lediglich 3500 Zuschauer die Anlage. Bei der Partie von Andreas Beck, die sich bis weit nach 23 Uhr zog, harrten an die 150 Fans bei empfindlicher Kühle aus. In der Vergangenheit kamen im Schnitt insgesamt 100 000 Besucher an den Rothenbaum.

Stich hoffte zunächst wieder auf ähnlich hohen Zuschauerzuspruch, ging mit seinen Erwartungen dann aber stetig zurück. Er möchte nach den Jahren, in denen Boris Becker als Chairman mit dem Turnier verbunden wurde, als Retter des Rothenbaums gewürdigt werden. Da er Teilhaber der veranstaltenden Hamburg Sport & Entertainment GmbH ist, steht er gleich doppelt unter Druck. Werbewirksam waren seine Auftritte bisher, denn selbst das Verbot des Titelsponsors, dem Wettanbieter Bet-at-home, nutzte Stich zum Vorteil aus, brachte es doch Schlagzeilen.

Der Gesamtetat soll sich auf gut 3,2 Millionen Euro belaufen, das Preisgeld hat sich im Vergleich zum Vorjahr auf 1,1 Millionen Euro halbiert. „Wir zahlen keine Antrittsgelder“, betonte Stich, etliche der deutschen Spieler haben allerdings Kombi-Verträge, damit sie in Stuttgart und Hamburg antreten. Unversucht lässt Stich, vor 16 Jahren letzter deutscher Einzelsieger in Hamburg, nichts, um die Tennisfans anzulocken. An der Seite von Mischa Zverev gab der 40-Jährige am späten Dienstagabend nach zwölf Jahren sein Comeback im Doppelwettbewerb (bei Redaktionsschluss noch im Gange).

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