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Lewis Hamilton wird vom Hinterrad von Verstappens Auto am Kopf getroffen.

© ANDREJ ISAKOVIC/AFP

Halo rettet Lewis Hamilton: Crash mit Ansage

Der Unfall in Monza demonstriert, dass der Titelkampf in der Formel 1 für die Fahrer zu einer gefährlichen Angelegenheit werden könnte. Ein Kommentar.

Besonders die Szene nach dem Unfall stand sinnbildlich für die aktuelle Beziehung zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton: Verstappen stieg aus seinem Red Bull, mit dem er Hamilton im Mercedes Sekunden zuvor beinahe erschlagen hatte und stapfte frustriert Richtung Box, ohne sich bei Hamilton über dessen Wohlergehen zu erkundigen. Er würdigte seinen Kontrahenten nicht einmal eines Blickes.

Für die Fans sind die Eskalationen zwischen den Titel-Anwärtern ein Spektakel, für die Fahrer aber werden sie zunehmend gefährlich. In Monza bewies der bügelartige Cockpitschutz Halo einmal mehr, warum er inzwischen nicht mehr wegzudenken ist, als er Hamiltons Kopf vor Verstappens Boliden schützte.

Während die Kontrahenten am Anfang der Saison noch hart, aber fair um ihre Positionen kämpften, wurde es dieses Mal bei jeder Begegnung der beiden brenzlig. Bereits in Runde eins musste Hamilton nach einer Berührung mit dem Niederländer über die Curbs ausweichen. Das zweite Zusammentreffen in der 26. Runde war daher ein Crash mit Ansage.

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Der Titelkampf ist längst zu einem Psycho-Duell geworden, bei dem beide Fahrer sowohl auf als auch neben der Strecke keinen Zentimeter nachgeben wollen. Als Hamilton beim Heim-Rennen in Silverstone vor knapp zwei Monaten Verstappen durch eine Berührung bei fast 300 km/h in den Reifenstapel und zugleich ins Krankenhaus schickte, feierte der Brite ausgelassen bei der Siegerehrung, als ob nichts gewesen wäre.

Lewis Hamilton konnte sich glücklich schätzen, dass Verstappens Auto ihn durch den Cockpitschutz nicht am Kopf erwischte.
Lewis Hamilton konnte sich glücklich schätzen, dass Verstappens Auto ihn durch den Cockpitschutz nicht am Kopf erwischte.

© imago images/PanoramiC

Die Kommunikation zwischen den beiden ­– diesen Eindruck bekommt man in diesen Tagen – erfolgt ausschließlich über die Öffentlichkeit. Man redet nicht mehr mit-, sondern übereinander.

Es ist ein Zweikampf, wie die Formel 1 ihn seit der Rivalität zwischen Alain Prost und Ayrton Senna ab 1988 nicht mehr gesehen hat. Die Teams wirken nicht etwa deeskalierend auf ihre Fahrer ein, sondern vergiften das Klima mit fast wöchentlichen Sticheleien noch zusätzlich. Das ist zwar verständlich, kann auf Dauer aber nicht gutgehen. Hamilton und Verstappen sollten sich wieder mehr disziplinieren, damit nicht jede Begegnung auf der Strecke zum Risiko wird. Und ein Fahrer am Ende mehr verliert als den WM-Titel.

Julian Baumeister

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