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Tore, Tore, Tore gab es für die deutschen Männer zum Auftakt in die Hallen-Europameisterschaft.

© dpa

Hallenhockey-EM in Berlin: Deutschlands Männer spielen wie im Rausch

Deutschlands Hockeyspieler überrollen zum Start in die Hallen-EM ihre Gegner. Nach zwei Spielen stehen sie schon im Halbfinale.

Berlin – Wenn die deutsche Hockey-Nationalmannschaft in eine Hallen-WM oder -EM startet, befindet sie sich in der Regel in einem Zustand der Ungewissheit. Das ist auch vor der Europameisterschaft in Berlin wieder so gewesen. Am Tag vor dem Turnierstart sprach Bundestrainer Valentin Altenburg von ganz vielen Fragezeichen. Aber es gab auch Grund zur Zuversicht. Zum Abschluss der Vorbereitung hatten die deutschen Männer „ein sehr gutes Testspiel“ absolviert, berichtete Altenburg. Auch über das Ergebnis hat er sich gefreut. 3:9 hieß es am Ende gegen den Welt- und Europameister Österreich – nach einer 3:0-Führung.

Das Spiel hat den Deutschen noch einmal vor Augen geführt, dass es für sie im Hallenhockey längst nicht mehr von selbst läuft. Und dass diese Botschaft auch bei den Spielern angekommen ist, hat sich am Freitag auf beeindruckende Weise gezeigt. „Wir haben ein echt supergeiles Auftaktspiel hingelegt“, sagte Torhüter Anton Brinckmann nach dem 12:1 (3:1)-Erfolg am Mittag gegen Belgien. Es war der erste zweistellige Sieg des Turniers. Den zweiten gab es zum Abschluss des ersten Tages. Da besiegten die Deutschen den Weltranglistendritten Tschechien 12:2 (8:1).

Dass Altenburgs Mannschaft so locker leicht durch die Vorrunde rauschen würde, war nicht zu erwarten gewesen. Schon nach zwei Spielen sind die Deutschen für das Halbfinale am Samstagabend qualifiziert. Am Mittag gegen Holland geht es nur noch um die Frage, wer Gruppenerster und wer Gruppenzweiter wird. Nach den bisherigen Eindrücken spricht einiges für die Deutschen. Von den acht teilnehmenden Teams haben sie bisher den stärksten Eindruck hinterlassen.

Vom Außenseiter zum Favoriten: Das ging wirklich schnell. Bundestrainer Altenburg berichtete nach dem Kantersieg gegen die Belgier, dass man wie immer am Abend zuvor mannschaftsintern auf den Ausgang der Partie getippt hatte. Niemand hatte an einen Sieg mit mehr als drei oder vier Toren Unterschied geglaubt. Schon das war recht optimistisch. Die Deutschen gehen in Berlin mit einer punktuell verstärkten U 21 an den Start, weil die A-Nationalmannschaft sich ausschließlich auf Olympia konzentriert. Das Durchschnittsalter der Starting Six lag bei gerade 21 Jahren.

Die Jugend aber erwies sich nicht als Nachteil. Vor allem nach der Pause ließen sich die Deutschen von einer Welle der Begeisterung tragen. Toll, stark und souverän sei das gewesen, sagte Valentin Altenburg. „Das war fantastisches Hockey.“

Deutschland nicht mehr so dominant wie früher

Im Test gegen Österreich hatte sein Team die zweite Hälfte 0:5 verloren; im Ernstfall gegen Belgien aber entschied es den Durchgang mit 9:0 für sich. „Wir sind mit einer ganz anderen Körpersprache in die zweite Halbzeit gestartet als gegen Österreich“, sagte Altenburg. Nach der Pause gelang den Deutschen fast alles: Tore fast von der Torauslinie, Tore in den Winkel – alles kein Problem. „So was kann man nicht planen“, sagte Kapitän Paul Dösch vom Berliner HC.

Dass die Deutschen, Rekordweltmeister und Rekordeuropameister in der Halle, schon nach zwei Spielen für das Halbfinale qualifiziert sind, wäre früher keine Nachricht, sondern eine Selbstverständlichkeit gewesen. Aber so dominant wie in der Vergangenheit sind sie längst nicht mehr. Andere Nationen haben aufgeholt, einige wie Österreich sind aktuell sogar vorbeigezogen. Bei den jüngsten vier Turnieren haben die Deutschen nur einen Titel geholt.

„Im Hallenhockey ist das Eingespieltsein das A und O“, sagt Valentin Altenburg. Das geht den Deutschen in Berlin völlig ab. Anfang des Monats hat der Kader in Hamburg zwei Tage zusammen trainieren können, dazu kamen – unmittelbar vor Turnierbeginn – anderthalb Tage in Berlin. Mehr Vorbereitung ließ der Terminkalender nicht zu. Aber Altenburg will aus dem Nachteil einen Vorteil machen, flexibler sein als die Gegner, die manchmal in ihren Automatismen gefangen sind.

Bei der EM vor zwei Jahren haben die Deutschen ebenfalls mit einem Perspektivteam am Ende Bronze geholt. Angesichts der Umstände war das zu verkraften. In Berlin ist es ähnlich und doch anders. Für Altenburg geht es nicht um wichtige Erfahrungen für seine jungen Spieler; für ihn zählt vor eigenem Publikum allein der Titel. Alles andere wäre eine Enttäuschung. Nach dem erfolgreichen Start in die EM sogar noch ein bisschen mehr. „Das war wie im Rausch“, sagte Kapitän Dösch über den Sieg gegen Belgien. „Ich bin gespannt, was passiert, wenn unser Gegner mal in einen Rausch kommt.“ Bisher sind die Deutschen noch nicht in diese Verlegenheit gekommen.

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