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Angriffslustig. Außenangreiferin Hanna Orthmann (r.) zeigt sich bei der Olympia-Qualifikation in blendender Verfassung.

© Jakub Piasecki/Imago

Halbfinale gegen die Niederlande: Hanna Orthmann ist das Plus der deutschen Volleyballerinnen für Olympia

Dass Deutschlands Volleyballerinnen durch die Olympia-Quali rauschen, liegt nicht zuletzt an Hanna Orthmann. Am Samstag geht es gegen den Favoriten.

Schenkt man Bundestrainer Felix Koslowski Glauben, so ist sie das „Plus, das wir bei der EM nicht hatten“. Mit sie meint Koslowski Hanna Orthmann, die bei der Olympia-Qualifikation der Volleyballerinnen bislang maßgeblich dazu beigetragen hat, dass das deutsche Team nur noch zwei Siege von Tokio 2020 entfernt ist.

Auf die 21-Jährige wird es auch im Halbfinale in Apeldoorn gegen die niederländischen Gastgeberinnen am Samstag (17.15 Uhr) wieder ankommen. Gegen den „Top-Favoriten“ – da ist sich Felix Koslowski sicher.

Allerdings sind es nicht die Top-Favoritinnen, sondern die deutschen Frauen, die ungeschlagen in das Duell gehen. Als Gruppensieger rauschten Orthmann und Co. durch die Vorrunde, besiegten am Freitagnachmittag zum Abschluss Kroatien souverän mit 3:0. „Überrascht bin ich nicht, wir haben uns das verdient mit dem Kampf, den wir gezeigt haben. Ich habe mir vorher schon gedacht, dass jeder Gegner schlagbar ist, wenn wir gut spielen“, sagt Orthmann. Und gut spielt vor allem sie.

Gegen die Türkei war sie Top-Scorerin, gegen Belgien und Kroatien stand sie Diagonalangreiferin Louisa Lippmann nur wenig nach. Und das, obwohl sie als Außenangreiferin vermehrt in der Annahme eingebunden ist.

Orthmann holte sich Selbstvertrauen in der italienischen Liga

Orthmann hat eine bemerkenswerte Entwicklung hinter sich. Bereits mit 18 Jahren wechselte sie aus dem beschaulichen westfälischen Lüdinghausen nach Monza zu einem der italienischen Top-Klubs. „Eine spontane Aktion“, wie sie sagt. Im Nachhinein sei dies die beste Entscheidung gewesen, die sie hätte treffen können, sagt sie heute.

In Italien wurde sie von Anfang an im Außenangriff eingesetzt, bereits zu Beginn der vergangenen Saison stieg sie zur Stammspielerin auf. „Da habe ich viele Wiederholungen bekommen und viel Spielpraxis. Das hat mir Selbstvertrauen gegeben“, sagt sie. Und dieses Selbstvertrauen zahlt sich bei der Olympia-Qualifikation nun wieder aus.

Orthmanns großes Plus ist, dass sie dem Team einen anderen Rhythmus gibt. Als sie bei der Europameisterschaft im September verletzt fehlte, spielte Jana-Franziska Poll auf ihrer Position. Deren Stärken liegen in der Defensive.

„Weil wir mit Louisa und mir zwei Angriffsspielerinnen haben, ist das ein anderer Impuls, den wir ins Spiel geben können“, sagt Orthmann. Genau darauf hatte Bundestrainer Koslowski vor dem Turnier gehofft, als er sagte: „Orthmann kann der Gewinn sein, sie hat einfach eine große Durchschlagskraft im Angriff.“ Koslowskis Plan ist aufgegangen.

Orthmanns Karriereplan übrigens auch. Sie gehört mit ihren 21 Jahren schon jetzt zu den besten Spielerinnen auf ihrer Position. Ein Grund dafür ist das deutlich höhere Niveau in Italien im Vergleich zur Bundesliga, wo sie zuvor für den USC Münster gespielt hatte.

Ihr Trainer starb mit 46 Jahren

Ein weiterer Grund sei das Vertrauen ihres Trainers Miguel Falasca gewesen. „Ich denke, dass ich das letzte Jahr unter Miguel Riesensprünge gemacht habe“, sagt Orthmann. Auch wegen ihm verlängerte sie im Juni den Vertrag in Monza um zwei Jahre. Kurz darauf starb Falasca völlig überraschend im Alter von 46 Jahren an einem Herzinfarkt.

Ein Grund, Monza zu verlassen, war das für sie allerdings nicht. „Ich denke, dadurch, dass ich schon so früh von zu Hause weggegangen bin, bin ich mittlerweile an die Entfernung gewöhnt“, sagt sie, deren Bruder Felix Orthmann in der Volleyball-Bundesliga für den TV Bühl spielt.

Weit entfernt ist Hanna Orthmann mit dem deutschen Team zumindest sportlich nicht mehr von Olympia. „Bei der Motivation, die uns das Halbfinale gibt, ist es egal, gegen wen wir spielen", sagt Orthmann.

Sie habe von Anfang an gesagt, dass sie und das deutsche Team nicht die Favoriten seien – anders als die Niederländerinnen. „Ich denke, dass hier niemand an jedem Tag auf seinem Top-Level spielt und wir ein ganz gutes Level halten“, sagt Orthmann. Und wenn sie selbst ihr Level beibehalten kann, ist der Finaleinzug durchaus in Schlagdistanz.

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