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Unaufhaltsam. Dika Mem erzielte acht Tore gegen Weltmeister Dänemark.

© Reuters

Halbfinale bei der Handball-EM: Vier Favoriten und der Traum vom Titel

Die Halbfinals bei der Handball-EM sind hochkarätig besetzt. Das Weiterkommen der Franzosen schmeckte allerdings nicht jedem.

Spannender hätte es kaum sein können. Als schon alles verloren schien, trat Dika Mem noch einmal an und brachte den Ball ansatzlos im Netz unter. Wieder und wieder. Seine Aktionen waren es, die Frankreich gegen die Dänen am Ende doch noch einen 30:29-Sieg bescherten, nachdem sein Team zuvor über 50 Minuten nicht mit dem Weltmeister mithalten konnte.

„Es war ein kleines Wunder, dass wir es noch ins Halbfinale geschafft haben“, sagte Erick Mathe, der am Mittwoch erneut die L’Equipe trainierte. Wie viele andere Mannschaften hatten auch die Franzosen in der vergangenen Woche Corona-Ausfälle zu beklagen und mussten im Zuge dessen in den letzten Partien auch auf ihren Coach Guillaume Gille verzichten. Ebenfalls fehlte Multitalent Kentin Mahé, der den Handballinteressierten wahrscheinlich noch aus seiner Zeit bei der SG Flensburg-Handewitt bekannt ist. Ob beide rechtzeitig für das bevorstehende Halbfinale gegen Schweden (20.30 Uhr) freigetestet werden können, ist noch ungewiss. „Wir hoffen natürlich auf ihre Rückkehr, allerdings sehen die CT-Werte nicht gut aus“, sagte Mathe.

Er will sich zunächst darauf einstellen, weiter das Sagen an der Seitenlinie zu haben und sich nicht auf irgendwelche Eventualitäten einlassen. Baustellen gibt es derzeit schließlich schon genug. Gegen Dänemark wirkte seine Defensive nachlässig und wurde durch eine desolate Torhüterleistung zusätzlich geschwächt. Im Angriff war derweil Dika Mem einer der bestimmenden Akteure, wobei der mehrmalige Welthandballer Nikola Karabatic ebenfalls wichtige Impulse setzen konnte. Beide waren es, die Frankreich durch einen letzten Kraftakt ins Halbfinale hievten und dadurch indirekt die zuvor souverän aufspielenden Isländer aus dem Turnier beförderten.

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Mindestens ebenso spannend gestaltete sich das Weiterkommen der Schweden. Im Duell gegen Norwegen, lag das Team von Glenn Solberg bis wenige Minuten vor Abpfiff zurück, schaffte es aber schließlich doch, noch mit 24:23 zu gewinnen. „Das gibt uns natürlich ein gutes Gefühl und Selbstvertrauen. Aber das geht den Franzosen ähnlich“, sagte Solberg.

Seine Auswahl um Kapitän Max Darj beeindruckte bisher mit einer engagierten Abwehrleistung und dem klassischen skandinavischen Gegenstoßspiel. „Darauf wollen wir weiter aufbauen“, sagte Darj, der ab der kommenden Saison bei den Füchsen Berlin unter Vertrag steht.

Mit Jacob Holm, Lasse Andersson, Mathias Gidsel und Hans Lindberg treten im Halbfinale zuvor vier seiner zukünftigen Mannschaftskameraden in der Begegnung zwischen Dänemark und Spanien (18 Uhr) an. Die Dänen hatten sich bis zum Punktverlust gegen die Franzosen keinen Fehltritt erlaubt, weswegen Trainer Nikolaj Jacobsen in dem abschließenden Hauptrundenspiel Leistungsträger Gidsel, Mikkel Hansen und Magnus Saugstrup schonen konnte.

Die Dänen weisen Vorwürfe zurück, sie hätten gegen Frankreich absichtlich verloren

Nicht ohne damit einigen Ärger auf sich zu ziehen. Schnell wurde gemunkelt, dass die Dänen lieber gegen Spanien antreten wollten. Dass es ihnen an Sportsgeist mangelte und dadurch die nun ausgeschiedenen Isländer benachteiligt wurden – die spielen nun am Nachmittag gegen Norwegen um Platz fünf (15.30 Uhr) und damit die direkte Qualifikation für die WM im kommenden Jahr. Den Gerüchten erteilte Dänemarks Trainer Jacobsen indes eine klare Absage. „Wir wollen jedes Spiel gewinnen. Alle geben alles, um ins Halbfinale zu kommen. Was dann kommt, ist egal“, sagte der ehemalige Coach der Rhein-Neckar-Löwen.

Und eine qualitativ bessere Besetzung für die Halbfinals könnte es kaum geben: Mit dem Olympiasieger, dem Titelverteidiger der EM, dem Weltmeister und dem WM-Zweiten ist die Handballwelt an diesem Wochenende in Budapest in hochklassiger Form vertreten und somit sind weitere spannende Partien bei dieser EM zu erwarten.

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