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War nach 42,195 Kilometern vorne: Guye Adoba.

© AFP

Update

Guye Adola siegt beim Berlin-Marathon: Kleines Läuferdrama am Südstern

Kenenisa Bekele ist beim Berlin-Marathon auf Weltrekordkurs. Doch nach 15 Kilometern kommt der Einbruch. Es siegt Guye Adola.

Die Sonne blinzelte, nein, sie strahlte sogar das Brandenburger Tor an. Es war fast windstill bei angenehmen 16 Grad, sprich: Es herrschte am Sonntag Weltrekordwetter beim Berlin-Marathon. Fast zumindest, denn im Laufe des Rennens wurde es doch ein paar Grad zu warm für viele Läuferinnen und Läufer.

Aber selbst gute Bedingungen tragen einen nicht zwangsläufig zu neuen Spitzenzeiten. Auch der Körper muss mitmachen. Und daran hakte es ein wenig bei Kenenisa Bekele aus Äthiopien. Der 39-Jährige hatte vor zwei Jahren den Weltrekord in Berlin bei einer Zeit von 2:01:41 Stunden um zwei Sekunden verpasst. An diesem Sonntag war er nicht in Topform. Es siegte sein Landsmann Guye Adola in 2:05:45 Stunden vor dem Kenianer Bethwel Yegon (2:06:14) und Bekele (2:06:47).

Bei den Frauen setzte sich die Äthiopierin Gotytom Gebreslase in 2:20:09 Stunden vor ihrer Landsfrau Hiwot Gebrekidan (2:21:23) durch. Dritte wurde Helen Tola aus Kenia (2:23:05). Auf Rang neun kam Lokalmatadorin Rabea Schöneborn (2:28:49).

Knapp zwei Jahre konnte Bekele wie fast all die anderen Läuferinnen und Läufer pandemiebedingt kein Marathonrennen mehr bestreiten. Der dreimalige Olympiasieger hatte sich mit dem Coronavirus infiziert und zwischenzeitlich auch mit Gewichtsproblemen zu kämpfen. Vor diesem Hintergrund war es ein wahrlich mutiges Unterfangen von ihm und seinen zahlreichen Tempoläufern, die erste Hälfte des Rennens unter Weltrekordzeit anzugehen.

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Bekeles Gesichtszüge waren nach fünf Minuten noch komplett entspannt, nach zehn Minuten schon nicht mehr so sehr und nach einer halben Stunde liefen ohne Unterlass Schweißperlen von seinem angestrengten Gesicht. Wer den Ausdruck lesen wollte, für den war schon früh klar, dass das nicht lange gutgehen konnte. Und das tat es auch nicht.

Nach 15 Kilometer war Bekele mit seinen Helfern bei einer Zeit von 43:12 Minuten immer noch auf Weltrekordkurs, aber eben schon schwer leidend. Zwei Kilometer später, die Spitzengruppe war am Südstern angekommen, musste er zum ersten Mal abreißen lassen. Die Hälfte war noch nicht mal geschafft und der Superstar war schon am Ende, so dachte man.

Bekele und seine Helfer legten zunächst ein Höllentempo vor

Ganz anders dagegen bewegte sich Guye Adola. Scheinbar unbeschwert lief er das Höllentempo der Helfer mit. Der Äthiopier war im Jahr 2017 mit einer Zeit von mit 2:03:36 Stunden die damals schnellste Zeit für einen Debütanten gelaufen. Dementsprechend galt der 30-Jährige als einer der Favoriten neben Bekele.

Aber das Rennen hatte noch ein paar Wendungen auf Lager. Das von den Helfern angegangene Tempo war zu schnell. Auch für Adola. Und so schloss der scheinbar bereits geschlagene Bekele nach 25 Kilometer wieder zur Spitze auf. Inzwischen befand sich die kleine Spitzengruppe nicht mehr auf Weltrekordkurs. Nach 30 Kilometern belauerten sich Adola und Bekele. Aus einem vermeintlichen Weltrekordrennen war ein taktisches Rennen geworden.

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Bei Kilometer 35 zog Adola wieder an, Bekele konnte nicht folgen. Bekele sah im Vergleich zu seinem Konkurrenten unruhig aus. Seelenruhig lief Adola vorneweg - bis plötzlich von hinten der Kenianer Bethwel Yegon zunächst an Bekele und dann bei Kilometer 37 zu Adola aufschloss. Das Rennen war nicht mehr schnell, aber es war irrsinnig spannend.

Zwei Kilometer vor dem Ende war es wieder Adola, der anzog und einen Vorsprung herauslief. Er sollte ihn bis ins Ziel verteidigen.

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