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Lieber Gruß nach Hause. Für Matteo Guendouzi (links) läuft es nicht nur sportlich.

© Annegret Hilse/dpa

Guter Start ins neue Jahr: Hertha BSC besiegt Schalke – Tasmania zittert noch ein bisschen mehr

Guendouzi, Cordoba und Piatek schießen Hertha BSC zum 3:0-Sieg gegen Schalke 04. Die Unterstützung aus Neukölln hilft den Gästen nicht.

Draußen vor dem leeren Olympiastadion hatte sich eine kleine Abordnung aus Neukölln eingefunden. Blau, Weiß und Rot waren ihre Farben. Es handelte sich um Anhänger des SV Tasmania. Sie hatten ein paar Transparente mit Botschaften an den FC Schalke 04 mitgebracht. „Das ist unser Rekord“, stand auf einem. Auf einem anderen: „Schalke, gib Dir gefälligst Mühe!“

Mühe, Eifer und Einsatz waren den Spielern des FC Schalke 04 im Auswärtsspiel bei Tasmanias Lokalrivalen Hertha BSC in der Tat nicht abzusprechen. Im Olympiastadion stand erstmals Christian Gross an der Seitenlinie, der bereits vierte Trainer in dieser für die Schalker so vermaledeiten Saison. Natürlich waren seine Spieler bemüht, bei dessen Debüt einen möglichst guten Eindruck zu hinterlassen.

Das Ergebnis aber war so wie bei den drei Trainern vor ihm. Der FC Schalke 04 bleibt in der Fußball-Bundesliga weiterhin ohne Sieg. Nach dem 0:3 (0:1) bei Hertha BSC sind es nun schon 30 Spiele. Nur eines fehlt jetzt noch, um Tasmanias Negativrekord aus der Saison 1965/66 einzustellen.

Für Hertha hingegen begann das Jahr nach den enttäuschenden Auftritten unmittelbar vor der Weihnachtspause mit dem erhofften Erfolgserlebnis. Die Mannschaft von Bruno Labbadia erledigte die vermeintliche Pflichtaufgabe gegen den Tabellenletzten nach leichten Anfangsschwierigkeiten mit der nötigen Seriosität. „Wir können so ein Spiel richtig einordnen“, sagte Labbadia. „Aber wir bleiben dran. Da haben wir Bock drauf.“ Bei besserer Chancenverwertung hätte Hertha gegen die resignierenden Schalker sogar noch höher gewinnen können. „Wenn wir so spielen wie in der zweiten Halbzeit, sind wir nicht wettbewerbsfähig“, sagte Schalkes Offensivspieler Mark Uth.

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Bei Hertha kehrte Jhon Cordoba nach fast zweimonatiger Verletzungspause in die Startelf zurück. Niklas Stark rückte aus dem defensiven Mittelfeld zurück in die Viererkette, wo er den verletzten Kapitän Dedryck Boyata ersetzte und etwas überraschend an der Seite von Omar Alderete verteidigte. Labbadia hatte ihm den Vorzug vor Jordan Torunarigha gegeben, der ihn im Training nicht überzeugt hatte. Dazu fehlte Javairo Dilrosun, der sich eine Bänderverletzung im Knie zugezogen hat und mehrere Wochen ausfallen wird.

Das Spiel erfüllte in der Anfangsphase alles, was von ihm erwartet worden war. Es gab viel Krampf und Kampf zu sehen, wenig Struktur im Spiel mit dem Ball, kaum Fluss und dadurch auf beiden Seiten auch so gut wie keine Offensivszenen. Die Schalker, die insgesamt sehr tief standen und auf Konter lauerten, hinterließen in der Anfangsphase sogar den etwas gefälligeren Eindruck. „Wir haben ein bisschen gebraucht, um reinzukommen“, sagte Herthas Torhüter Alexander Schwolow.

Erst Mitte der ersten Hälfte wurde es etwas aufregender vor den beiden Toren. Zunächst war es Schalkes Torhüter Ralf Fährmann, der seine Mannschaft vor einem Rückstand bewahrte. Nach einem präzisen Abschlag von Alexander Schwolow und einem überragenden Pass von Matheus Cunha in die Spitze scheiterte Dodi Lukebakio an Schalkes neuer Nummer eins Fährmann.

Guendouzi trifft schon wieder mit einem Schlenzer

Auf der anderen Seite fand sich kurz darauf Mark Uth in ähnlich aussichtsreicher Position vor Schwolow wieder. Herthas Torhüter erwischte den Ball gerade noch mit den Fingerspitzen und lenkte ihn zur Ecke. Insgesamt aber wurden die Berliner nun stärker. Der Druck auf die Schalker nahm zu. Cordobas Rückkehr machte sich durchaus positiv bemerkbar. Der Kolumbianer strahlt eine ganz andere Präsenz aus als Krzysztof Piatek, der ihn in seiner Verletzungspause vertreten hat. Der Pole wurde später eingewechselt und traf mit seiner ersten Aktion immerhin zum 3:0-Endstand.

In Herthas Führungstreffer zehn Minuten vor der Pause war Cordoba allerdings nicht involviert. Nach einem geblockten Schuss von Cunha sicherte sich Mattéo Guendouzi den Rebound. Aus gut 15 Metern schlenzte er den Ball hart neben den Pfosten zum 1:0 ins Tor. So ähnlich hatte er auch vor drei Wochen in Mönchengladbach getroffen, ebenfalls zum 1:0.

Der Franzose, wieder einer der Auffälligsten in Herthas Mannschaft, hat in Berlin offenbar die Lust am Toreschießen entdeckt. Vor seinem Wechsel zu Hertha hatte er nur ein einziges Mal getroffen; in gerade mal neun Bundesligaeinsätzen für die Berliner sind Guendouzi hingegen schon zwei Tore gelungen.

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Die Führung spiegelte nicht nur die Kräfteverhältnisse auf dem Platz wider, sie stärkte Herthas Mannschaft auch in ihrer Zuversicht, dieses nicht unwichtige Spiel für sich zu entscheiden. Zu Beginn der zweiten Halbzeit machte das Team von Bruno Labbadia unmissverständlich deutlich, dass es nicht gewillt war, Schalke zurück ins Spiel zu lassen.

Hertha drückte, Hertha kam zu einer ganzen Serie von Ecken – und recht früh auch zum vorentscheidenden 2:0. Nach einer Hereingabe von Vladimir Darida von der rechten Seite erzielte Cordoba seinen vierten Saisontreffer. Schalkes Elan verflüchtigte sich nun vollends. Und in Neukölln wird jetzt noch ein bisschen mehr gezittert.

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