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Thomas Röhler fordert eine größere Beteiligung für die Athleten an den Einnahmen des IOC durch die Olympischen Spiele.

© Andrej Isakovic/AFP

Grundeinkommen für Leistungssportler?: Thomas Röhlers Rechnung geht nicht auf

Speerwerfer Röhler fordert ein bedingungsloses Grundeinkommen für Leistungssportler. Dem Wunsch fehlt eine substanzielle Grundlage. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Martin Einsiedler

In der vergangenen Woche fand nahe dem Anhalter Bahnhof in Berlin der Weltcup im Bogenschießen statt. Das Zischen der Pfeile war zu hören, erst recht das Ploppen, wenn sich die Spitzen in die Scheiben bohrten. Das lag daran, dass die Zuschauer ruhig waren. Aber auch daran, dass sich nur wenige hundert Zuschauer auf den Rängen verloren hatten. Man tut niemandem weh, wenn man Bogenschießen als Randsportart bezeichnet. Ähnliches gilt für Badminton, Fechten, Judo, Taekwondo oder Softball. Alle sind sie olympische Disziplinen und alle haben sie gemein, dass häufig – wenn überhaupt – nur wenige hundert Menschen zum Zuschauen vorbeikommen.

Das ist schade, aber so ist das nun einmal im Leben. Es gibt Musik, die keine Hörer findet, es gibt Literatur, die keine Leser findet und offenbar gibt es auch Sportarten, die wenig Interesse finden.

Geht es nach Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler sollten die für die breite Masse wenig attraktiven Sportarten zumindest für die Sportler selbst attraktiv werden – mit einem bedingungslosen Grundeinkommen. Bevor nach diesen Zeilen die erste Empörung ausbricht: Bezahlen soll das Ganze das Internationale Olympische Komitee (IOC), das die Olympischen Spiele ausrichtet und sehr gutes Geld damit verdient.

Dennoch geht Röhlers Rechnung nicht auf. Das IOC gibt 90 Prozent der Einnahmen an den Sport zurück, an Verbände, Organisationskomitees sowie Athletinnen und Athleten. Ohne dieses Geld wäre die Organisation gerade von Randsportarten kaum mehr gewährleistet.

Röhlers Forderung nach einer Grundsicherung ist nicht ganz neu. Sie wird in ähnlicher Form regelmäßig von Sportlern vorgetragen. Tatsächlich bleibt vielen Athleten in Deutschland oft nur eine Anstellung bei Bundeswehr oder Bundespolizei übrig, um finanziell über die Runden zu kommen. Vielen geht das schon zu weit, weil diese Sportlerkarrieren dadurch letztlich auch staatsfinanziert sind. So oder so: Das Problem ist nicht die Verteilung von Geldern, sondern der Umstand, dass viele Sportarten sprichwörtlich Ladenhüter sind.

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