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Beim Großen Preis von Ungarn an diesem Sonntag würde Max Verstappen seinen Red Bull gerne zum dritten Saisonsieg im zwölften Rennen steuern. Schließlich startet er zum ersten Mal in seiner Karriere von der Pole Position.

© REUTERS

Großer Preis von Ungarn: Max Verstappen ist der siegende Holländer

Max Verstappen gilt als größtes Talent in der Formel 1. Der junge Niederländer könnte der jüngste Weltmeister der Geschichte werden.

Von David Joram

Max Verstappen fluchte und giftete. Das Auto, in dem er saß, hatte sich schließlich um 360 Grad gedreht, einmal komplett also, was ziemlich nach Kontrollverlust aussah. Und die Kontrolle verlieren Formel-1-Piloten grundsätzlich so gerne wie ihre Autoschlüssel. Der Adressat, bei dem Verstappen seinen kaum kinderfreundlichen Frust über die falschen (weil nicht rutschfesten) Reifen ablud, war am vergangenen Sonntag in Hockenheim die eigene Box. Das Rennen gewann er trotzdem noch, womit er seinem Ruf als Regenkönig einmal mehr gerecht wurde. Es war eine große Leistung, die Verstappen ablieferte, trotz Dreher, trotz miesem Start, trotz der vielen Unwägbarkeiten, die dieses Rennen bot. Hockenheim, das war der vielleicht letzte Beweis, dass diesem häufig impulsiv und laut wirkenden Fahrer die Zukunft in der Formel 1 gehört – obwohl er manchmal die Kontrolle verliert.

Vor dem Großen Preis von Ungarn an diesem Sonntag (15.10 Uhr/RTL), bei dem Verstappen zum ersten Mal in seiner Karriere von der Pole Position startet, wird nun diskutiert, in welchem Rennstall die Zukunft des 21-Jährigen wohl liegen könnte. Bei Red Bull, Verstappens aktuellem Arbeitgeber? Bei Mercedes, wo sie in Kombination mit dem aktuellen Weltmeister Lewis Hamilton ein Traumduo an den Start bringen könnten? Oder vielleicht sogar bei Ferrari, wo sich Verstappen als Nachfolger von Sebastian Vettel mit dem gleichaltrigen Charles Leclerc, der ebenfalls als Wunderkind gilt, messen dürfte?

Dass diese Diskussionen nun aufkommen, liegt auch daran, dass sie sich nach dem Rennen in Budapest erledigt haben dürften. Verstappen hat eine spezielle Klausel im Vertrag. Die besagt, dass er nur dann seinen künftigen Arbeitgeber frei wählen kann, wenn er in der Sommerpause in der WM-Wertung lediglich Vierter oder schlechter ist. Durch den Sieg in Hockenheim hat der WM-Dritte seinen Vorsprung auf Sebastian Vettel, der auf Rang vier liegt, aber auf 21 Punkte ausgebaut. Vettel müsste also in Ungarn gewinnen und Verstappen höchstens als Neunter im Ziel ankommen, damit die Klausel greift. Das scheint unwahrscheinlich, weil Verstappen derzeit in Topform ist.

Auf „99 Prozent“ hat Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko die Chancen beziffert, dass der Niederländer auch in der kommenden Saison für die Österreicher fährt. Ein Nachteil muss das für Verstappen, der unbedingt Weltmeister werden will, aber nicht sein. Durch den Motorenwechsel von Renault zu Honda hat Red Bull in der Entwicklung einen weiteren Schritt nach vorn gemacht, genauso wie Verstappen.

In seiner fünften Saison fährt er mit mehr Augenmaß, meidet das letzte Risiko. In engen Duellen, wie zuletzt in Hockenheim gegen Mercedes-Pilot Valtteri Bottas, zieht er auch mal zurück und denkt perspektivisch. „Seine Risikoabschätzung und sein Reifenmanagement sind besser geworden. Er will nicht mehr jedes Freitagstraining gewinnen und hat kapiert, dass der Freitag ein Vorbereitungstag ist“, sagt Marko. Auch außerhalb der Strecke wirkt Verstappen ruhiger.

Einen schnelleren Fahrer als Verstappen scheint es derzeit nicht zu geben

Das war im letzten Jahr teilweise noch anders. Unvergessen ist Verstappens Aufeinandertreffen mit Konkurrent Esteban Ocon nach dem Rennen in Brasilien im November 2018. Ein von Ocon verschuldeter Unfall hatte Verstappen den Sieg gekostet, weshalb das Opfer den Täter hernach zur Rede stellte. Es blieb nicht bei Worten, ein wutentbrannter Verstappen schubste Ocon mehrmals in der Box, die Kameras zeichneten alles auf.

In Hockenheim sorgte Verstappen auch für Aufsehen in der Box. In 1,88 Sekunden ließ er seine Reifen wechseln, nie gab es einen schnelleren Boxenstopp. Einen schnelleren Fahrer als Verstappen scheint es derzeit auch nicht zu geben. Aber bei 63 Punkten Rückstand auf Lewis Hamilton, der das bessere Auto fährt, muss Verstappen das Projekt WM-Titel wohl aufs nächste Jahr verschieben. Dann aber soll es klappen, immerhin hat auch Verstappen einen Blick für die Geschichtsbücher übrig. Noch könnte er sich zum jüngsten Formel-1-Titelträger der Geschichte krönen. Es liegt an Red Bull, ihm das zu ermöglichen.

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