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Titelträger und Talent. Sebastian Vettel (links) hält sehr viel von Charles Leclerc (rechts). Gut möglich, dass die beiden bald gemeinsam für Ferrari fahren.

© Tessier/Reuters

Großer Preis von Monaco: Charles Leclerc - das wohl größte Talent der Formel 1

Charles Leclerc ist eines der größten Talente in der Formel 1. Der Sauber-Fahrer musste schwere Schicksalsschläge verkraften.

Er ist der erste Monegasse seit 24 Jahren, der an diesem Sonntag beim Großen Preis von Monaco (15 Uhr/RTL) antritt. Beim Qualifying-Sieg von Red-Bull-Fahrer Daniel Ricciardo am Samstag vor Sebastian Vettel (Ferrari) belegte Charles Leclerc zwar einen nicht berauschenden 14. Platz. Aber dafür hat sich der Sauber-Fahrer für sein erstes Formel-1-Heimspiel ein besonderes Helm-Design ausgesucht: Er tritt in den Farben seines im vergangenen Jahr überraschend verstorbenen Vaters Hervé Leclerc an, der 1988 selbst als Formel-3-Fahrer durch die Straßenschluchten von Monte Carlo jagte – und der Charles schon als Kind zum Motorsport brachte und in seinen Anfangsjahren intensiv förderte.

Tapfer reiste Leclerc 2017, nur wenige Tage nach dem Tod seines Vaters, als Ferrari-Ersatzfahrer nach Baku, wo er das Formel-2-Hauptrennen überlegen gewann. „Er hätte sich gewünscht, dass ich starte“, erklärte Leclerc damals.

Heute sagt er: „Durch alles, was passiert ist, habe ich gelernt: Rennfahren ist nicht alles im Leben. Das hat mir in einer Beziehung sogar geholfen: Es hat mir viel Druck genommen – und ich bin reifer geworden.“

Der Tod des Vaters war schon der zweite Schicksalsschlag für ihn innerhalb kurzer Zeit: Leclerc war sehr eng mit Jules Bianchi befreundet, dem französischen Piloten, der am 17. Juli 2015 an den Folgen seines Unfalls vom Japan- Grand-Prix 2014 starb. Trotzdem habe er nie ans Aufhören gedacht, sagt er.

Leclerc und Bianchi wuchsen quasi gemeinsam auf der Kartbahn von Papa Bianchi auf. Und als die Karriere des jungen Charles 2010 vor dem Aus zu stehen schien, weil sein Vater die nötigen finanziellen Mittel nicht mehr aufbringen konnte, war es Jules Bianchi, der einen Kontakt zum Retter in der Not herstellte – zu Manager Nicolas Todt, dem Sohn des Fia-Präsidenten Jean Todt, der Sponsorengeld auftrieb.

Wechselt er bald zu Ferrari?

Auch Bianchi widmet er auf seinem Monaco-Kopfschutz einen besonderen Tribut – und schrieb dazu auf Twitter: „Spezielles Rennen, spezieller Helm. Ich werde mit dem Helm-Design meines Vaters antreten, das ich mit einem Tribut an Jules Bianchi ergänzt habe. Es war unser Traum, eines Tages in Monaco zu fahren und ich bin mir ziemlich sicher, dass Jules und er von oben zuschauen.“

Für den 20-Jährigen, der im vergangenen Jahr überlegen Meister der Formel 2 wurde, ist sein Heimrennen in Monaco die Erfüllung eines weiteren Traums – nachdem er sich einen ersten schon erfüllte, als er zuletzt als Sechster in Baku und Zehnter in Barcelona mit dem unterlegenen Sauber die ersten WM-Punkte seiner Karriere holte. „Wenn du ein Leben lang an dieser Rennstrecke wohnst, träumst du natürlich jeden Tag davon, auch einmal in einem Formel-1-Auto da herumzujagen“, sagt Leclerc.

Unter Formel-1-Experten gilt der Ferrari-Junior als eines der größten Nachwuchstalente der letzten Jahre überhaupt, als kommender Superstar. Auch Sebastian Vettel ist überzeugt: „Der Hype um ihn ist gerechtfertigt. Wenn man alle Nachwuchskategorien so durchläuft wie er, dann gehört man definitiv hierher.“

Theoretisch könnten die beiden schon im nächsten Jahr Teamkollegen bei Ferrari sein – die Verantwortlichen bei den Roten schauen ganz genau hin, ob man Leclerc schon bald zu sich ins Werksteam holen könnte. Auch wenn es in den letzten Jahrzehnten eher nicht der Ferrari-Philosophie entsprach, jungen, noch relativ unerfahrenen Piloten eine Chance zu geben.

Einen Ratschlag hat Vettel für den Youngster jedenfalls schon mal: „Hör nicht auf den Lärm rund um dich. Je besser du fährst, je mehr Lärm dringt auf dich ein. Aber das musst du ausblenden.“

Im Monaco tut er das mit großer Familienunterstützung: Sein jüngerer Bruder Arthur, auch schon in der französischen Formel 4 unterwegs, sitzt mit bei Sauber in der Hospitality. Und in der Startaufstellung wird ein kleiner Cousin von Charles Leclerc sein „Grid Kid“ sein. „Der war wahnsinnig stolz darauf, dass er dafür ausgewählt wurde.“

Ob da schon der übernächste Leclerc in der Pipeline ist?

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