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Die verstehen sich. Robert Lewandowski (links) und Philippe Coutinho waren die überragenden Spieler beim 4:0-Sieg gegen den 1. FC Köln.

© Christof STACHE / AFP

"Große Geste" des Bayern-Stürmers: Robert Lewandowski ist endlich mehr als nur ein Torjäger

Tore hat Robert Lewandowski für den FC Bayern schon immer geschossen. Mittlerweile geht sein Einfluss aber viel weiter. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Julian Graeber

Es war eine Szene, die in keiner Statistik auftauchen wird, die aber Ausdruck eines bemerkenswerten Wandels ist. Als es am Samstag im Spiel gegen den 1. FC Köln nach einer Stunde Strafstoß für den FC Bayern gab, nahm sich Robert Lewandowski den Ball, lief Richtung Elfmeterpunkt – und beauftragte Neuzugang Philippe Coutinho mit der Ausführung. „Er hätte einen Hattrick machen können, aber er hat mir die Chance gegeben, mein erstes Tor zu erzielen“, sagte der Brasilianer nach dem 4:0-Sieg. „Das war eine große Geste.“ Und eine, die es vor Kurzem wohl nicht gegeben hätte. Denn ebenjener Robert Lewandowski schien sich lange vor allem um die Statistiken von Robert Lewandowski zu kümmern.

Die sind aktuell trotz des überlassenen Elfmeters besser denn je. Neun Tore hat der polnische Stürmer an den ersten fünf Bundesliga-Spieltagen erzielt, dazu je eins in Pokal und Champions League. Das ist eine beeindruckende Quote. Anders als in der Vergangenheit geht Lewandowskis Einfluss beim FC Bayern mittlerweile aber viel weiter. Der vierfache Torschützenkönig scheint fünf Jahre nach seinem Wechsel von Borussia Dortmund endlich zu 100 Prozent in München angekommen zu sein. Vorbei die Zeiten, in denen Bayern nur ein Sprungbrett zu Real Madrid zu sein schien, vorbei die Zeiten der Unzufriedenheit über angeblich fehlende Qualität und Unterstützung seiner Mitspieler.

Das wirkt sich auch auf das Binnenklima positiv aus. Seine Auswechslung nahm Lewandowski ohne ein Zeichen von Unmut hin, und von den Zuschauern gab es stehende Ovationen. Trotz aller Tore war das Verhältnis zwischen Lewandowski und den Bayern-Fans bisher eher von distanziertem Respekt als von bedingungsloser Zuneigung geprägt. Die war in München für Publikumslieblinge wie Arjen Robben oder Franck Ribery reserviert. Von diesem Status ist Lewandowski noch weit entfernt, die Beziehung scheint sich aber zu wandeln. Denn für Fans ist die Identifikation mit dem Klub meist wichtiger als ein paar Tore mehr oder weniger.

Wenn Lewandowski seine Treffsicherheit im kommenden Frühjahr auch noch in den entscheidenden Spielen der Champions League zeigt, steigt er beim FC Bayern endgültig in den Kreis der ganz Großen auf. Zuzutrauen ist Robert Lewandowski das in der aktuellen Form allemal.

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