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Überraschung. Großbritannien dreht das Spiel gegen Frankreich und steigt nicht ab.

© Monika Skolimowska/dpa

Großbritannien überrascht bei der Eishockey-WM: Außer Konkurrenz und "eine Millionen Meilen weit weg"

Bei der Eishockey-WM glänzt nicht nur der finnische Sieger. Auch die ganz kleinen Nationen feierten Erfolge - und sparten nicht mit Selbstironie.

Es sind ja oft die großen Momente der Kleinen, die haften bleiben. Die, die im Sport immer oder oft gewinnen, haben ja erfolgreiche Tage im Überfluss. Das finnische Eishockeynationalteam gehört nicht dazu, insofern war der Gewinn des dritten Weltmeistertitels der kleinen nordischen Nation am Sonntagabend in der Arena von Bratislava schon ein großer Moment im Eishockey, zumal die Finnen ja immerhin die großen Kanadier schlugen.

Trotzdem war es nicht der größte Moment der WM, den hatten die Briten auf ihrer Seite. Sechs Spiele hatte der Novize in der WM-A-Gruppe verloren, bei einem Torverhältnis von 5:38. Dann kam das letzte Gruppenspiel gegen Frankreich, die Briten mussten gewinnen und lagen nach 28 Spielminuten schon 0:3 zurück. Doch sie drehten das Spiel und siegten tatsächlich 4:3 in der Verlängerung.

Ben Davies sorgte mit seinem Siegtor für den großen Moment des britischen Eishockeys. Die britischen Spieler tanzten daraufhin auf dem Eis und sangen im Chor: „We‘re shit and we know we are!“ Frei und freundlich übersetzt also: „Wir sind schlecht und wir wissen, dass wir es sind.“ Nach dem Wunder von Kosice träumte ein Reporter der „BBC“ schon von der Teilnahme an Olympischen Spielen, das würde das Eishockey in Großbritannien noch einmal auf ein ganz anderes Level bringen, fand der Mann. Aber natürlich sei so ein Ziel noch „eine Millionen Meilen weit weg“.

Tatsächlich war es wohl so, dass die Gräben zwischen den Großen und Kleinen beim Turnier in der Slowakei größer waren als zuletzt. Großbritannien, Österreich und Italien – wie die Briten mit einem Zwei-Punkte-Dusel-Sieg (gegen Österreich) in der A-Klasse geblieben, waren zum Teil kaum konkurrenzfähig. Die Franzosen litten wohl vor allem darunter, dass etliche ihrer starken Spieler fehlten und müssen nun nach dem Abstieg wieder neu anlaufen, was nach den Fortschritten der vergangenen Jahre und der WM 2017 im eigenen Lande natürlich ein Rückschritt ist.

Schweiz und Deutschland machen Fortschritte

Fortschritte haben in den vergangenen Jahren vor allem zwei Nationen im Welteishockey gemacht. Zunächst einmal sind da die Schweizer, die diesmal zwar nicht wie 2018 bis ins Finale kamen, aber durchaus wieder sehr gut mit den starken Nationen mitgehalten haben und im Viertelfinale dann erst 0,3 Sekunden vor Ablauf der 60 Spielminuten den Ausgleich gegen Kanada kassierten und schließlich unglücklich ausschieden.

Die deutsche Mannschaft hingegen bestätigte ihren Aufwärtstrend nach dem Gewinn der Olymischen Silbermedaille 2018 und hatte mit Leon Draisaitl nicht nur den vielleicht talentiertesten Spieler im Turnier sondern am Ende eine positive Bilanz mit 5:3-Siegen; darunter war auch der 4:2-Vorrundenerfolg gegen den späteren Weltmeister Finnland.

Das Turnier in der Slowakei war von der Klasse der Spieler so gut besetzt wie schon lange keine Eishockey-WM, was wohl daran liegt, dass die Veranstaltung inzwischen auch in Nordamerika wirklich wahrgenommen wird. Die ganz großen Stars spielten vor allen bei den Russen, doch Alexander Owetschkin, Jewgeni Malkin und Kollegen schafften es nicht bis ins Finale, sondern holten am Ende nur Bronze nach einem Penaltyschießen gegen Tschechien. Im Halbfinale hatten die Russen mit ihren Stars aus der nordamerikanischen Profiliga NHL gegen Finnland verloren, die Finnen traten mit 18 WM-Debütanten an und waren ein krasser Außenseiter.

In Finnland übrigens sehen sie den Sieg vom Sonntag natürlich als die größte Sensation im Sport seit Jahren. Der finnische Präsident Sauli Niinistö äußerte sich nach dem Titelgewinn auf Twitter: „Ihr habt das Unfassbare geschafft. Danke und herzlichen Glückwunsch an eine Eishockey-Mannschaft mit einem großen Herzen.“

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