zum Hauptinhalt
Zoran Bozic, hier noch beim SSV Esslingen.

© imago images/Sportfoto Rudel

Größtes deutsches Talent jetzt bei den Wasserfreunden: Zoran Bozic will lernen und Titel holen

Schon mit 16 spielte Zoran Bozic in der Nationalmannschaft. Im Sommer hat er den großen Schritt vom SSV Esslingen zu Spandau 04 gewagt.

Bis zur vierten Klasse hatte Zoran Bozic Fußball im Verein gespielt. Dann fragte ein Schulfreund, ob er zum Wasserballtraining mitkommen möchte. Das tat Bozic. Es war eine gute Idee, wie sich schnell zeigen sollte. Heute sagt Hagen Stamm: „Für mich ist er das größte Talent im deutschen Wasserball.“ Stamm ist nicht nur Präsident der Wasserfreunde Spandau 04, bei denen Bozic seit dieser Saison aktiv ist.

Der 61-Jährige war bis Sommer Bundestrainer. Bereits im Alter von 16 Jahren hat er Bozic erstmals im Nationalteam eingesetzt. „Er ist ein ganz ruhiger, bescheidener Junge“, sagt Stamm, „aber im Wasser kann er auch mal aus sich rausgehen.“

Bozic, inzwischen 19 Jahre alt, hat bislang immer beim SSV Esslingen gespielt, belegte mit dem Team zuletzt Rang acht in der Bundesliga. Beim SSV hätten sie es gern gesehen, wenn er noch ein Jahr geblieben wäre. Der 1,94 Meter große Athlet hatte jedoch für sich entschieden, dass es an der Zeit sei, einen großen Schritt zu wagen. Sportlich und für ihn persönlich, schließlich ist er das erste Mal weg von seiner Familie und seiner Heimatstadt. Bozic hat für drei Jahre unterschrieben.

Der Präsident findet die Entscheidung richtig: „Um sich weiterzuentwickeln, muss er regelmäßig in der Champions League spielen“, sagt Stamm. Dafür kommen in Deutschland eben nur zwei Klubs in Frage: Spandau 04 und Waspo Hannover. Am Mittwoch treffen die großen Rivalen am zweiten Spieltag der Champions League aufeinander (19 Uhr, Schwimmhalle Schöneberg), beide hatten zum Auftakt verloren.

Seine Entscheidung pro Wasserfreunde traf Bozic aus mehreren Gründen. Vor allem wegen der Stadt Berlin und Trainer Petar Kovacevic. „Ich bin hier sehr gut empfangen und integriert worden“, sagt Bozic.

[Behalten Sie den Überblick über die neuesten Entwicklungen in Ihrem Berliner Kiez. In unseren Tagesspiegel-Bezirksnewslettern berichten wir kostenlos und kompakt über Wissenwertes aus Ihrer Nachbarschaft: leute.tagesspiegel.de.]

Besonders viel Kontakt hat er zu seinem Teamkollegen Marin Restovic. Sie wohnen nebeneinander, fahren zusammen zum Training, Restovic ist in Serbien aufgewachsen, Bozics Eltern stammen aus Serbien. Er gehört der Sportfördergruppe der Bundeswehr an und hat kürzlich ein Fernstudium im Bereich Internationales Management an der Hochschule Ansbach begonnen.

Zoran Bozic hat eine ganz andere Intensität im Training festgestellt

Der Trainingsumfang sei in Berlin nicht so viel größer als zuvor, sagt Bozic: „Aber die Intensität ist eine ganz andere. Hier bin ich in jedem Training von Profis umgeben.“ Er spielt meist auf der Position des linken Angreifers, kann aber auch als Center eingesetzt werden und soll zudem an die Centerverteidigung herangeführt werden. Dort hat er es mit den kantigsten Spielern des Gegners zu tun: „Das ist nicht immer leicht, aber ich bin ja auch nicht der Kleinste.“

Für sein Alter spielt Bozic auf einem sehr hohen Niveau, vor allem in der Defensive muss er aber noch draufpacken – sagt er selbst. Stamm sagt: „Wenn wir taktisch und im Stellungsspiel noch einiges aus ihm rauskitzeln, kann er in den nächsten Jahren zu einem der führenden Nationalspieler werden.“ Eine solche Entwicklung könnte die Sportart, die hierzulande nicht mit allzu vielen großen Talenten gesegnet ist, gut gebrauchen.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können]

Die Erwartungshaltung beinhaltet einen gewissen Druck. Aber der ist bei Spandau 04 generell größer als beim SSV Esslingen. Nur ein Beispiel sind die Spiele gegen Waspo Hannover: Bei seinem alten Klub war allen klar, dass nichts zu holen sein wird. Vergangene Saison gab es 51 Gegentore in zwei Spielen.

„Natürlich haben wir uns angestrengt, aber wenn ich nicht getroffen habe, habe ich es eben beim nächsten Mal wieder versucht. Es ging für uns vor allem darum, zu lernen“, sagt Bozic. Lernen tue er immer noch. Aber nun geht es in jedem Spiel gegen Waspo um viel – oft um Titel, mindestens um das Prestige und im aktuellen Fall um wichtige Punkte in der Champions League. Und was Zoran Bozic seit dem Sieg im Supercup mit Spandau Ende Oktober nun auch aus eigener Anschauung weiß: Waspo Hannover ist schlagbar.

Zur Startseite