zum Hauptinhalt
Gern gesehen. Rod Laver war zuletzt bei den US Open in New York. Foto: Bello/AFP

© AFP

Grand-Slam-Legende Rod Laver schaut in Boston vorbei: Die große Tennis-Show geht weiter

Der Laver Cup hat sich etabliert. Nun ist auch der Namensgeber wieder als Zuschauer bei seinem Turnier dabei, bei dem auch Alexander Zverev am Start ist.

Rod Laver ist dieser Tage vielbeschäftigt. Gerade erst war die 83 Jahre alte Tennislegende bei den US Open in New York und sah dort den Weltranglistenersten Novak Djokovic daran scheitern, den Grand Slam perfekt zu machen. Die vier großen Turniere hat Laver bisher als letzter männlicher Tennisspieler in einem Kalenderjahr gewinnen können. Was ihm 1969 gelang, dürfte nach dem vergeblichen Versuch von Djokovic womöglich noch für lange Zeit unerreichbar bleiben.

In dieser Woche ist Laver in Boston, dort wo zum vierten Mal der nach ihm benannte Laver Cup ausgetragen wird (alle drei Tage live im TV bei Eurosport). Dabei treten sechs Tennisprofis aus Europa gegen sechs Spieler aus dem Rest der Welt an. Die vergangenen drei Austragungen haben die Europäer allesamt für sich entschieden und auch wenn Djokovic diesmal fehlt und dazu Roger Federer und Rafael Nadal aufgrund von Verletzungen ebenfalls nicht dabei sind, ist das blaue Team um US-Open-Champion Daniil Medwedew und Olympiasieger Alexander Zverev wieder Favorit.

Zverev ist der einzige Spieler auf Seiten der Europäer, der bei allen Laver Cups auf dem Platz stand

An diesem Freitag beginnt der an den Ryder Cup im Golf angelehnte Mannschaftswettbewerb, bei dem es der Modus möglich macht, dass auch ein großer Rückstand am finalen Sonntag noch aufgeholt werden kann. Am ersten Tag gibt es für jeden Sieg in den drei Einzeln und im Doppel jeweils einen Punkt für die Mannschaft, am Samstag sind es bei gleicher Anzahl von Matches jeweils zwei Zähler und am Sonntag drei. Wer zuerst 13 Punkte holt, gewinnt den Pokal.

Zverev ist der einzige Spieler auf Seiten der Europäer, der bei allen Laver Cups auf dem Platz stand. Seine Bilanz steht bei sechs Siegen und zwei Niederlagen, in den Einzeln liest sie sich mit 5:1 sogar noch besser. Kein Wunder, dass er im Vorfeld erklärte: „Ich habe so viele unglaubliche Erinnerungen an dieses Event und natürlich ganz besonders an das entscheidende Match in Genf 2019.“ Damals holte er den Sieg für Europa durch einen dramatischen Erfolg über den Kanadier Milos Raonic.

Rod Laver war seinerzeit natürlich auch dabei, so wie schon 2017 in Prag und 2018 in Chicago. Im Vorjahr musste das Turnier wegen der Corona-Pandemie ausfallen, nun wird es im TD Garden nachgeholt. Dort, wo sonst die Boston Bruins im Eishockey oder die Basketballer der Boston Celtics in der NBA spielen. Auch ohne Federer, Nadal und Djokovic rechnen die Veranstalter mit vollen Rängen, 95 Prozent der Kartenkäufer für 2020 hätten ihre Tickets behalten, hieß es zuletzt von den Organisatoren.

Für Rod Laver ist Boston ohnehin ein besonderer Ort. Hier gewann er zwischen 1964 und 1969 fünfmal die US Pro Tennis Championships – natürlich auf Rasen, seinem Lieblingsbelag. Unter der Woche besuchte Laver den Longwood Cricket Club, dort wo seinerzeit gespielt wurde. Zu dem Turnier von damals gibt es eine Beziehung zum heutigen Laver Cup, denn im Pokal für das siegreiche Team steckt unter anderem die dafür eingeschmolzene Trophäe von Lavers 1967er Erfolg in Boston. „Es fühlt sich an, als würde es sie immer noch geben“, sagte Laver bei seiner Visite in Longwood und erklärte, auf den heutigen Cup sehr stolz zu sein.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräteherunterladen können]

Noch hat der Wettbewerb nicht die sportliche Bedeutung wie der vergleichbare Ryder Cup der Golfer (siehe Seite 18). Es ist ein Event zum Anfassen, mit viel Nähe zu den großen Stars. Der Showcharakter ist unübersehbar, aber inzwischen ist diese Show attraktiver als der später im Jahr noch angesetzte Davis Cup. Der hat sich durch seine umstrittene Reformen selbst in die zweite Reihe zurückgedrängt, Alexander Zverev zum Beispiel wird Ende November in Innsbruck erneut nicht im Davis Cup für Deutschland spielen. Der aktuelle Modus sagt ihm und manch anderem einfach nicht zu. Auch wenn es beim Davis Cup inzwischen richtig viel Geld zu verdienen gibt.

Die Prämien stimmen natürlich auch beim Laver Cup, 250 000 US Dollar gibt es für die Spieler der siegreichen Mannschaft. Dazu kommen auch noch satte Antrittsgagen. Statt zwei Wochen wie beim Davis Cup dauert der Wettbewerb nur ein langes Wochenende und ist auch wegen seines kompakten Spielplans gerade für die vielbeschäftigten Stars attraktiver. Rod Laver ist dabei so ein bisschen das lebende Maskottchen – eines, das alle lieben und das daran erinnert, wie Tennis einmal war. Jörg Leopold

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false