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Der Zweifel rollt mit. Der Portugiese Joao Almeida hatte in den ersten beiden Giro-Wochen in Italien meist das Rosa Trikot an. Ob das Rennen aber bis zum Ende ausgetragen werden kann, ist unsicher.

© Luca Bettini/AFP

Giro d'Italia unter besonderen Bedingungen: Wie die Radprofis Virus und Wetter trotzen

Positive Corona-Tests und Schneefälle prägen den Giro d'Italia der Radprofis und könnten Überraschungsmann Joao Almeida um den Erfolg bringen.

Ein 22-jähriger Debütant ist es, der beim Giro d’Italia bisher die schönsten sportlichen Geschichten schreibt. Der Portugiese Joao Almeida hatte in den ersten beiden Wochen in Italien nicht nur meist das Rosa Trikot an.

Er pflegte es auch im Eddy-Merckx-Stil zu verteidigen: Stets war Almeida in Angriffslaune, warf sich mehrfach in die Sprints zum Etappenende und holte so Bonussekunden für zweite und dritte Plätze. Ein wahnsinniger Ritt. „Ich will zeigen, dass ich nicht nur mitfahren kann. Ich will auch Akzente setzen“, sagt der junge Bursche sehr selbstbewusst.

Joao Almeida führt den Triumphzug der jungen Garde im Radsport weiter. Sein Jahrgangskollege Tadej Pogacar, beide sind 1998 geboren, holte vor wenigen Wochen das Gelbe Trikot der Frankreichrundfahrt, der Tour de France. Ein Jahr zuvor triumphierte ein ebenfalls 22-Jähriger in Frankreich, der Kolumbianer Egan Bernal.

Die Jugendrevolution ist vor allem gewachsener Professionalität bei den U-23-Rennställen zuzuschreiben. „Die Jungs haben bereits persönliche Coaches und Ernährungsberater. Sie kommen auch mit der Mentalität von Profis bei uns an“, sagt Davide Bramati, sportlicher Leiter des Portugiesen Almeida.

Bei den im Rennen verbliebenen Rennställen herrscht Aufruhr

Manch alter Fahrensmann ist aber auch überrascht ob dieser Revolution der Jugend. „Früher kam man mit 22, 23 Jahren zum Lernen, und fuhr mit 26 oder 27 seine erste große Rundfahrt als Kapitän. Diese Jungen heute sind aber schon von Beginn an gut. Vielleicht haben wir damals alles falsch gemacht“, sagt Giuseppe Martinelli.

Er ist seit den 1980er Jahren sportlicher Leiter, führte unter anderem Marco Pantani 1998 und Vincenzo Nibali 2014 zu Siegen bei der Tour de France. Jetzt beim Rennstall Astana angestellt, versucht er mit dem 35-jährigen Dänen Jakob Fuglsang aufs Podium zu kommen. Wichtigste Rivalen sind neben Almeida sein früherer Fahrer Nibali, ebenfalls 35 Jahre alt, und der 29 Jahre alte Sunweb-Kapitän Wilco Kelderman.

Überschattet wird das sportliche Geschehen auf der Rundfahrt durch Italien allerdings – wie könnte es dieser Tage in Europa anders ein – durch Corona-Fälle. Sie fahren halt immer mit und beeinflussen alles. In der ersten Giro-Woche erwies sich die Hygiene-Blase schon mal als sehr undicht. Drei Fahrer und sechs Betreuer aus fünf Rennställen wurden positiv getestet.

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Zwei Teams – Mitchelton Scott und Jumbo Visma – reisten deshalb schon gleich nach dem ersten Ruhetag ab. Mitte der Woche wurde bekannt, dass gleich 17 Mitglieder der Motorradeskorte der Polizei ebenfalls infiziert waren. Sie sollen aber allesamt ausschließlich beim Giro E, dem jeweils eine Stunde vor dem echten Giro zu Ende gehenden Amateurrennen auf E-Bikes, eingesetzt worden sein, versicherte der Veranstalter RCS.

Bei den im Rennen verbliebenen Rennställen herrscht Aufruhr. Jonathan Vaughters, Chef des US-Rennstalls Education First, fordert gar den Abbruch des Giro d’Italia zum zweiten Ruhetag am kommenden Montag. Nationalheld Nibali sprang dem Ausrichter des Heimrennens aber prompt zur Seite und erklärte, er fühle sich sicher.

Ob der Giro d’Italia wie geplant am 25. Oktober im Ziel in Mailand ankommt, weiß aktuell aber niemand. Zur Ungewissheit trägt bei, dass die Gipfel von drei geplanten Etappen, darunter auch der am Sonntag nach Piancavallo, bereits eine Schneedecke tragen. Das also auch noch. Möglicherweise werden deshalb einige Berge links liegen gelassen. Anders läuft es in diesen Krisentagen aber nicht. Und ein vorzeitiges Ende wäre für Joao Almeida natürlich besonders bitter.

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