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Angekommen und engagiert. Matheus Cunha belebte Herthas Spiel bei seinem Debüt sichtlich.

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Gelungener Einstand: Matheus Cunha belebt Hertha BSC

Matheus Cunha erlebte in Paderborn ein denkwürdiges Debüt für Hertha BSC. Zusammen mit Krystzof Piatek kann er den Sturm der Zukunft bilden.

Von Katrin Schulze

Matheus Cunha hatte Mühe, sein Grinsen zu unterdrücken. "Für die Bundesliga war das doch ein recht schönes Tor", sagte er dann in den Tiefen des Paderborner Stadions. Natürlich, für jemanden, der im Nebenberuf die brasilianische U-23-Nationalmannschaft mal eben mit fünf Toren zu den Olympischen Spielen geschossen hat, ist so ein Treffer mit der Hacke wohl eher Normalität als Ausnahme.

Für Hertha BSC war er am Samstag in Paderborn die Rettung - in vielerlei Hinsicht. Schließlich erzielte Cunha in seinem ersten Spiel für den Berliner Fußball-Bundesligisten nicht nur gleich das entscheidende Tor, mit dem Hertha sich weiter von der Abstiegszone entfernte, sondern brachte seine neue Mannschaft auch gleich ein bisschen zur Ruhe. Der einziger Schönheitsfehler des akrobatischen Treffers lag darin, dass die DFL ihn schlussendlich doch als Eigentor des Paderborners Jamilu Collins wertete.

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Etwas Ruhe kann die Mannschaft nach all dem Trubel rund um die Flucht ihres Ex-Trainers Jürgen Klinsmann gut gebrauchen, wie alle nach dem 2:1 betonten. Der 20 Jahre alte Angreifer hat auch im fernen Südamerika mitbekommen, dass da "ganz schön was los war", aber das Leben müsse weitergehen, und der Fußball sowieso. Das klingt pragmatisch. Der Brasilianer hatte allerdings auch Glück, dass er in Berlin ankam, als Klinsmann schon weg war und Hertha sich gerade neu sortierte.

Cunha hat von Beginn an unter dem neuen Berliner Cheftrainer Alexander Nouri gearbeitet, der bereits ganz entzückt ist von seinem neuen Talent. "Ich muss ihm applaudieren", sagte Nouri nach dem Spiel. "Er hat vorne seine Aktionen, aber er macht auch Wege für die Mannschaft nach hinten." Am Tag danach erinnerte Nouri an ein, zwei Situationen aus dem Spiel, in denen Cunha 30, 40 Meter nach hinten gesprintet sei und am eigenen Sechzehner den Ball erobert habe: "Das war ein Impuls für die ganze Mannschaft."

Cunha war erst am Mittwochnachmittag via Rio de Janeiro aus Kolumbien eingeflogen, hatte folglich nur zwei Trainingseinheiten mit seinen neuen Kollegen absolvieren können. Trotzdem ließ Nouri ihn in Paderborn von Anfang an spielen. Beim ersten Gespräch hatte der Trainer seinen Neuen als "sehr klar in seinen Aussagen, sehr klar in seinen Ansichten" erlebt. Zudem habe er im Training Akzente gesetzt, so dass Nouri zu dem Schluss kam: "Lass uns dieses Selbstvertrauen einfach für uns nutzen!"

Cunha und Piatek harmonierten bereits gut

Wo seine wahren Stärken liegen, zeigte Cunha aber deutlich. Er wuselte im Angriff und brachte die Paderborner ein ums andere Mal durcheinander. Sein erstes Tor wurde noch aberkannt, weil Sturmpartner Krysztof Piatek zuvor mit der Hand nachgeholfen hatte; bei der zweiten Großchance wollte er Paderborns Torhüter Leopold Zingerle mit einem Lupfer überwinden, doch der ließ nicht mit sich spielen; die dritte gute Gelegenheit saß dann. Es war die vermeintlich schwierigste. Cunha wählte aus fünf Metern die Hacke und brachte den Ball so - auch dank kleiner des Paderborner Jamilu Collins - über die Linie. "So ein Tor erwartet man hier von mir, denke ich", sagte er dann noch.

Feines Tor. Matheus Cunha besorgte den Siegtreffer für Hertha per Hacke. Der Paderborner Jamilu Collins (links) half dabei mit.
Feines Tor. Matheus Cunha besorgte den Siegtreffer für Hertha per Hacke. Der Paderborner Jamilu Collins (links) half dabei mit.

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Mehr noch als Schönheit erwartet sich Hertha vor allem eine größere offensive Gefahr. Daran haperte es in dieser Saison allzu oft. Deswegen die nicht ganz kostengünstigen Verstärkungen im Winter. Tatsächlich könnten beide, Cunha und Piatek, für den Sturm der Hertha-Zukunft stehen. Im Moment fällt es jedenfalls schwer sich vorzustellen, wie die anderen Berliner Angreifer diesen beiden international erfahrenen Kollegen ernsthaft Konkurrenz machen wollen. Vermutlich könnten Cunha und Piatek sogar noch gefährlicher werden, wenn sie mehr Hilfe aus dem Mittelfeld bekämen. In Paderborn wurde sie so manches Mal allein gelassen.

Überzeugt vom Projekt

Was so ein großes Talent wie Matheus Cunha nun einer Mannschaft wie Hertha will? Immerhin könnte er doch mit RB Leipzig, die ihn für 18 Millionen Euro haben ziehen lassen, in der Champions League spielen. Bei den Berlinern dauert das nach eigener Zielvorgabe ja noch drei bis fünf Jahre. Nun, vor allem bekommt er hier garantiert mehr Einsätze als bei den Sachsen, die im Angriff einige sehr gute Alternativen haben. Außerdem hätten ihn das Projekt und die Ziele überzeugt, sagt er. Ob damit auch den Trainer-Namen Klinsmann meinte, sagte er nicht. Cunha nehme die Situation an, wie sie ist und berichtet bisher nur Positives von Team und Betreuern. "Ich freue mich, wenn ich helfen und Hertha voranbringen kann."

Für seine Ambitionen, länger in der Hauptstadt zu bleiben und Größeres zu erreichen, spricht auch sein Bemühen um möglichst vielfältige Kommunikation mit seinen Mitspielern. In Paderborn, wo er leicht angeschlagen von den Anstrengungen des Tages Auskunft gab, entschuldigte er sich zunächst artig für sein schlechtes Englisch. Nur um dann beim Umdrehen fast akzentfrei auf Deutsch hinterherzuschieben: "Aber ich lerne schon gut die Sprache." Diesmal war es dabei kein unterdrücktes Grinsen mehr in seinem Gesicht. Sondern ein echtes Lachen.

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