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Ja und Namen. Magdeburgs bekannter Spielersohn Bennet Wiegert hat mittlerweile eigene Erfolge vorzuweisen – vor allem als Coach.

© dpa

Gegner der Füchse Berlin: SC Magdeburg: Mit Wiegert nach oben

Füchse gegen Magdeburg – das ist an diesem Sonntag auch wieder ein Duell der Trainer.

Als junger Kerl hat Bennet Wiegert Auswärtsfahrten gehasst. Wenn er als Handballprofi mit seiner Mannschaft, dem SC Magdeburg, unterwegs war, musste er sich vor allem in den Hallen der neuen Bundesländer einiges anhören, bisweilen schlugen ihm Gift und Galle entgegen. Lass es doch bleiben! Du wirst nie so gut sein wie dein Alter! „Keine Ahnung, wie oft ich solche Sprüche gehört habe“, erzählt Wiegert, „das hat mich damals ziemlich mitgenommen.“ Die Geschichte von der Last des großen Namens – man kennt sie von unzähligen Kindern von Sportlern aus allen Sportarten.

Wiegert – den Nachnamen haben sie in Magdeburg und darüber hinaus vor allem mit Vater Ingolf in Verbindung gebracht, einem Kreisläufer von Weltklasseformat, einer lebenden Legende im Verein. Dass Bennet Wiegert zu jenem herausragenden SCM-Team gehörte, das um die Jahrtausendwende zunächst die deutsche Meisterschaft und ein Jahr später als erster Bundesligist die Champions League gewann – für viele geschenkt.

Mittlerweile hat sich der Sohnemann emanzipiert. Als bisher letztes Mitglied ist Bennet Wiegert in die „Hall of Fame“ des Traditionsklubs aus Sachsen-Anhalt aufgenommen worden, sein Trikot hängt heute ebenso unter dem Hallendach wie das seines Vaters – und das liegt vor allem an seinen Verdiensten als Trainer. Nach Jahren der Konsolidierung und den Spätfolgen einer gerade so abgewendeten Insolvenz hat Wiegert den SCM wieder in der nationalen Spitze etabliert: Der DHB-Pokal-Sieg 2016 bedeutete den ersten nationalen Titel seit der Meisterschaft 2001, an der Wiegert noch als Aktiver mitgewirkt hatte.

Wiegert setzt auf kleine, trickreiche und schnelle Spieler

An diesem Sonntag (13.30 Uhr) sind die Magdeburger nun Gastgeber für das Spitzenspiel des 18. Bundesliga-Spieltags: Dann schaut der alte Lieblingsfeind, dann schauen die Füchse Berlin zum alljährlichen Aufeinandertreffen vorbei. Vor ein paar Wochen wäre es noch ein Leichtes gewesen, eine Prognose für das Spiel abzugeben, das sich basierend auf den Duellen der vergangenen Jahre eigentlich nie prognostizieren lässt. Zu Saisonbeginn stürmten die Magdeburger nur so durch die Bundesliga und überrannten die Konkurrenz mit ihrem aggressiven, auf Tempospiel ausgerichteten Stil: 14:0 Punkte bedeuteten einen neuen Startrekord. Bei den Füchsen dagegen, das ist hinlänglich bekannt, fehlten phasenweise bis zu zehn verletzte Spieler, von denen sich zumindest die Hälfte wieder zurückgemeldet hat. Mit einem Auswärtssieg könnten die Berliner den Rückstand auf den SCM nun sogar auf läppische zwei Punkte verkürzen. Plötzlich wäre sogar Tabellenplatz vier wieder in Sichtweite.

SCM gegen Füchse Berlin – das ist in der Weihnachtszeit 2018 vor allem das Duell zweier Trainer, die sich garantiert wieder ein hübsches Schachspiel liefern werden: auf der einen Seite Berlins Velimir Petkovic und auf der anderen Seite eben Wiegert, mit 36 Jahren jüngster Bundesliga-Trainer und obendrein einer der innovativsten und unkonventionellsten. Er setzt auf vergleichsweise kleine, aber umso trickreichere und schnellere Spieler. „Wir wollen voll auf Zweikämpfe gehen und immer aufs Tempo drücken“, sagt Wiegert, „das ist kein gängiger Ansatz – und vielleicht komme ich in fünf Jahren auch zu der Erkenntnis, dass das Schwachsinn war.“ Bislang sind die Magdeburger mit dieser Taktik aber gut gefahren. Im EHF-Pokal scheiterten sie kürzlich zwar als einzige deutsche Mannschaft in der Qualifikationsphase, auch in der Bundesliga ließ die Mannschaft nach personellen Ausfällen ein paar überraschende Punkte liegen.

Dafür ist die Teilnahme am Finalturnier um den DHB-Pokal im April sicher; in Hamburg könnte es dann zu einem weiteren Duell mit den Füchsen kommen, die sich unter der Woche mit einem berauschenden Sieg über Titelverteidiger Rhein-Neckar Löwen qualifizierten. Velimir Petkovic, der Trainer der Füchse Berlin und mit 62 Jahren auch Wiegerts Gegenpart, also der älteste amtierende Bundesliga-Coach, hätte sicher nichts dagegen einzuwenden.

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