zum Hauptinhalt
2012 holten die Füchse gegen Leon sogar elf Tore Rückstand auf.

© picture alliance/dpa

Gegen RK Nasice muss ein Handball-Wunder her: Die Füchse orientieren sich am historischen Vorbild

Im EHF-Pokal müssen die Füchse Berlin acht Tore Rückstand aufholen – gegen Ademar Leon haben sie schon einmal etwas Ähnliches geschafft.

Der 29. April 2012 ist ein wunderbar sonniger Frühjahrstag und eigentlich viel zu schön, um irgendwo drinnen zu hocken. Trotzdem versammeln sich in der Max-Schmeling-Halle tausende Leute, darunter eine Hundertschaft spanischer Handball-Fans. Die Delegation aus Leon wirkt siegesgewiss: Was soll schon passieren in diesem Viertelfinal-Rückspiel der Champions League, in das die Gäste mit elf Toren Vorsprung gehen? Nun ja, eine ganze Menge. Im Verlauf des Nachmittags sollen sie ihr blaues Wunder erleben – oder besser gesagt: ihr knallgelb-blaues Wunder. Damals spielen die Füchse Berlin noch in entsprechend farbigen Trikots.

Zwei Stunden später steht die Halle Kopf, die spanischen Fans würden sich am liebsten nebenan im Mauerpark vergraben. Dank eines sensationellen 29:18-Sieges und der im Vergleich zum Hinspiel (23:34) mehr erzielten Auswärtstreffer ziehen die Füchse in ihrer ersten Champions-League-Saison gleich ins Finalturnier des Wettbewerbs ein. „Es war ein historisches Match, ein Abend voller Helden“, spricht Trainer Dagur Sigurdsson, dessen Legendenbildung bis heute unmittelbar mit diesem Spiel verbunden ist. Wenn es unter den Füchse-Fans Freunde der Slapstick-Filmreihe „Hot Shots“ gibt, würden sie garantiert zustimmen: Das Duell gegen Leon war die Mutter aller Füchse-Spiele.

Es geht um das Ticket nach Magdeburg

Zuletzt haben sie im Verein vermehrt Erinnerungen an jenen 29. April 2012 heraufbeschworen, sozusagen aus gegebenem Anlass. Fast auf den Tag genau sechs Jahre nach dem Triumph über Leon braucht die mittlerweile von Velimir Petkovic trainierte Mannschaft am Samstag eine ähnliche Aufholjagd wie damals; im Viertelfinal-Rückspiel des EHF-Pokals gegen den kroatischen Vertreter RK Nasice (19 Uhr, Max-Schmeling-Halle und live bei sportdeutschland.tv) müssen die Berliner eine Hypothek von acht Treffern Rückstand (20:28) wettmachen, sofern sie noch eines ihrer zentralen Saisonziele erreichen wollen: die Qualifikation für das Finalturnier um den EHF-Cup am Pfingstwochenende in Magdeburg.

Am Selbstbewusstsein fehlt es den Berlinern trotz miserabler Ausgangsposition offenbar nicht, wenn man Coach Petkovic lauscht. „Ich bin schon so viele Jahre im Profisport, habe so viel erlebt“, sagt der 61-Jährige. „Ich weiß, dass im Handball nichts unmöglich ist.“ Um die Bedeutung der Partie zu untermauern, hat Manager Bob Hanning in dieser Woche extra beim Training der Profis vorbeigeschaut und ihnen ins Gewissen geredet.

Aus dem Kader von 2012 sind heute nur noch zweieinhalb Spieler dabei: die Torhüter Petr Stochl und Silvio Heinevetter sowie Fabian Wiede, seinerzeit A-Junior auf dem Sprung ins Profiteam. „Von dem Spiel haben aber alle schon gehört“, versichert Kapitän Stochl. Allerdings sind die Grundvoraussetzungen – bei allen offensichtlichen Parallelen – eben doch andere als gegen Leon. Nasice hat zum Beispiel nicht im Ansatz das handballerische Format der Spanier, die sich damals schlichtweg zu sicher waren. „2012 waren die Füchse noch kein großer Name. Leon dachte damals: Ach, wir sind schon im Halbfinale – und hat uns grandios unterschätzt“, sagt Stochl. Das werde diesmal garantiert nicht passieren, glaubt der Tscheche. „Nasice spielt um das beste Ergebnis der Vereinsgeschichte, die werden brennen.“

"Wir brauchen das Publikum von Beginn an"

Selbiges erwarten die Berliner von den Menschen, die am Samstag in die Halle gehen. „Wir brauchen das Publikum von Beginn an. An einem guten Tag kann das zwei, drei Tore ausmachen“, sagt Stochl. „Klar ist aber auch: Der erste Impuls muss von uns kommen.“

Zur Startseite