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Daniel Frahn (links) feierte sein Tor mit einem T-Shirt mit der Aufschrift "Support your local Hools".

© imago/HärtelPRESS

Gedenken für Neonazi: Der Chemnitzer FC und die fragwürdige Trauer

Einige deutsche Fußballvereine tun sich mit der Abgrenzung von der rechten Szene schwer. Der Chemnitzer FC biedert sich ihr an. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Wenn in den nächsten Monaten in Sachsen nicht noch überraschend die Welt untergeht, steht der Rückkehr des Chemnitzer FC in den Profifußball wohl nichts mehr im Wege. Der CFC ist mit deutlichem Abstand Tabellenführer der Regionalliga Nordost, die in dieser Saison einen fixen Aufsteiger in die Dritte Liga stellt. Die Republik freut sich vermutlich schon – vor allem nach den Bildern vom Samstag.

Da hat der CFC der Welt gezeigt, wie und vor allem um wen man in Teilen Sachsens trauert: um einen stadtbekannten Neonazi und früheren Hooligan nämlich. Und es war nicht etwa eine Minderheit, das ganze Stadion erwies ihm vor dem Spiel gegen Altglienicke die letzte Ehre. Die Kurve trug Schwarz, am Zaun hing ein Banner mit szenetypischer Frakturschrift. Auf der Videowand erschien ein Bild des Toten, der Stadionsprecher sagte ein paar warme Worte – und trotz dieser offenkundigen Fakten widersprach der Klub der Deutung, es habe sich um eine offizielle Trauerbekundung gehandelt. Es sei lediglich „ein Gebot der Mitmenschlichkeit“ gewesen, „den Fans des CFC und Hinterbliebenen, die darum baten, die gemeinsame Trauer zu ermöglichen“.

Es ist bezeichnend, dass der Klub seine Entscheidung auch mit Sicherheitsaspekten begründete. Mit anderen Worten: Wenn der CFC sich dem Wunsch der Rechten nach einer Trauerkundgebung widersetzt hätte, wäre die Sicherheit der Zuschauer im Stadion nicht gewährleistet gewesen. Mehr muss man über die Zustände beim Chemnitzer FC eigentlich nicht wissen. Dazu passte es, dass Torjäger Daniel Frahn nach seinem Treffer ein T-Shirt mit der Aufschrift „Support your local Hools“ Richtung Kurve hielt. Frahn wurde vom Verein mit einer Geldstrafe belegt. Allerdings lag das T-Shirt für den Fall der Fälle bereits auf der Ersatzbank bereit. Es wurde Frahn offenbar von einem Physiotherapeuten des Klubs gereicht.

Im deutschen Fußball gibt es einige Vereine, die Probleme mit Neonazis haben. Meistens geht es um die fehlende Abgrenzung der Klubs von der rechten Szene. Der Chemnitzer FC ist schon einen Schritt weiter. Allen Dementis zum Trotz ist er längst in den Zustand der Anbiederung eingetreten.

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