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Der Präsident und seine Herausforderin. Gaby Papenburg möchte Bernd Schultz an der Spitze des Berliner Fußball-Verbandes ablösen.

© Stefan Weger

Gaby Papenburg und Bernd Schultz im Streitgespräch: „Ich glaube, es wird eine ganz enge Kiste“

An diesem Samstag kandidieren Gaby Papenburg und Bernd Schultz um das Präsidentenamt im Berliner Fußball-Verband. Im Interview erzählen sie, was sie vorhaben.

An diesem Samstag wählen die Berliner Fußballvereine einen neuen Verbandspräsidenten - oder eine Präsidentin. Bernd Schultz, seit 2004 im Amt, wird von Gaby Papenburg herausgefordert. Vor dem Verbandstag des Berliner Fußball-Verbandes (BFV) haben wir beide zum Streitgespräch getroffen.

Frau Papenburg, Herr Schultz, wo hätte man Sie zuletzt in Berlin beim Amateurfußball treffen können?

BERND SCHULTZ: Am Freitag beim Spiel der Berlin-Liga zwischen den Reinickendorfer Füchsen und Stern Marienfelde sowie am Sonntag, ebenfalls in der Berlin-Liga, beim SCC gegen den 1. FC Wilmersdorf.

GABY PAPENBURG: Ich war in der Landesliga bei Polar Pinguin gegen Friedenau. Damit habe ich ein Versprechen eingelöst. Als ich Anfang des Jahres Mitglied bei Polar Pinguin geworden bin, habe ich gesagt: Zum ersten Ligaspiel sehen wir uns bei Bier und Bratwurst.

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Wie sind Sie eigentlich auf Polar Pinguin gekommen?

PAPENBURG: Um für das Präsidentenamt zu kandidieren, musste ich in einen Verein eintreten. Also habe ich mich gefragt: Wo fühle ich mich aufgehoben? Polar Pinguin hat im Vorstand eine Frau und einen Mann. Das war schon mal ein gutes Zeichen. Und der Klub hat sich aus seiner Zeit im Freizeitfußball eine gewisse Leichtigkeit bewahrt. Das hat mir total gut gefallen, kam mir ein bisschen vor wie St. Pauli. Da habe ich mich in meiner Hamburger Zeit auch eher gesehen als beim HSV.

Wenn Sie die Wahl hätten: Amateurfußball vor Ort oder Bundesliga im Fernsehen?

PAPENBURG: Bei mir stehen im Moment die Amateurspiele ganz oben. Da habe ich Nachholbedarf. Die Bundesliga kenne ich ja nach den vielen Jahren vor und hinter der Kamera zur Genüge.

SCHULTZ: Wegen Corona waren wir so lange auf den Fernseher angewiesen, um Fußball zu sehen. Da gehe ich jetzt auf jeden Fall auf den Platz.

Nutzen Sie solche Besuche auch, um ein bisschen Wahlkampf in eigener Sache zu machen?

SCHULTZ: Ich besuche Spiele bei den Amateuren, seitdem ich Präsident dieses Verbandes bin. Natürlich nutze ich das, um mit Vereinsfunktionären zu reden und mir ihre Sorgen anzuhören. Dass es aktuell um den Verbandstag geht, bleibt nicht aus.

PAPENBURG: Klar spielt das mit rein. Ich finde es total spannend, was man für Geschichten erzählt bekommt. Ich gebe auch zu: Ich war froh, dass der Verbandstag um zwei Monate nach hinten verschoben wurde. Das ist für mich eine gute Gelegenheit, um mit vielen in Kontakt zu kommen. In der Hinsicht hat Bernd natürlich Vorteile ohne Ende.

Bernd? Sie duzen sich?

PAPENBURG: Ja.

SCHULTZ: Nicht erst seit dem Wahlkampf. Wir kannten uns vorher bereits, haben beim Projekt Future BFV in einer Werkstatt zusammengearbeitet.

Herr Schultz, was war Ihr erster Gedanke, als Sie erfahren haben, dass Sie erstmals seit 2004 einen Gegenkandidaten haben – und dass es Gaby Papenburg ist?

SCHULTZ: Es hat mich verwundert. Aber man stellt sich drauf ein, versucht einzuschätzen, was und wer dahintersteckt. Das ist ein normaler demokratischer Prozess.

Frau Papenburg, haben Sie Bernd Schultz vorab informiert?

PAPENBURG: Es ist interessant, dass mir immer diese Frage gestellt wird. Bernd hat das, wie er eben gesagt hat, ganz normal aufgenommen. Aber es gab auch andere Reaktionen. Mancher Vereinspräsident war offenbar beleidigt, dass ich ihn nicht um Erlaubnis gefragt habe. Als sei es Majestätsbeleidigung, gegen Bernd Schultz anzutreten. Das ist sogar bis zur Spitze des DFB durchgedrungen. Fritz Keller …

… bis vergangenen Mai Präsident des Deutschen Fußball-Bundes …

… hat mir erzählt, dass es Aussagen gab wie: „Das geht doch gar nicht! Wie kann man das Lebenswerk des Bernd Schultz zerstören?“

Herr Schultz, Sie haben es also sportlicher aufgenommen als manche Leute beim DFB und in den Vereinen?

SCHULTZ: Wenn Gaby das so schildert, scheint es so zu sein. Ich weiß nur, dass sich die damalige Mediendirektorin des DFB geäußert hat.

PAPENBURG: Mirjam Berle hat sich nicht einmal geäußert. Sie hat nur meine Kandidatur bei Linkedin geliked und mir alles Gute gewünscht. Dafür ist sie vor das Präsidium zitiert und gerügt worden. Einmischung in den Wahlkampf, so etwas mache man nicht.

Sie haben sicher beide das Wahlprogramm des jeweils anderen gelesen. Gibt es etwas, was Sie daran auszusetzen haben?

SCHULTZ: Am Wahlprogramm selbst wenig. Das steht mir auch nicht zu. Es deckt sich ohnehin in vielen Fragen mit meinem Programm. Aber es gibt ein paar Dinge, über die man diskutieren kann.

PAPENBURG: Bei den Programmen gibt es viele Schnittmengen. Der große Unterschied ist, dass wir mehr auf den Faktor Zeit setzen. Wir haben vieles mit Fristen versehen. Wir setzen uns selbst unter Druck. Alles muss schneller gehen. Geredet haben wir genug.

SCHULTZ: Fristen können dazu dienen, sich selbst unter Druck zu setzen. Sie können aber auch dazu führen, vollendete Tatsachen zu schaffen, bevor Leute Themen hinterfragt und durchschaut haben. Viel schlimmer finde ich aber, dass die Vereine zustimmen sollen, dass der Verband bis zum 30. Juni gänzlich umorganisiert wird.

Was heißt das konkret?

SCHULTZ: Der Verband soll aufgeteilt werden in einen gemeinnützigen Spielbetriebsteil, eine Stiftung und eine GmbH für wirtschaftliche Aktivitäten. Dieses Dreisäulenmodell halte ich für nicht umsetzbar. Es gäbe Aufsichtsgremien, in denen die Vereine künftig keine Rolle mehr spielen würden. Das sollte man den Vereinen im Vorfeld deutlich sagen. Gabys Programm ist eine Mischung aus unrealistischen Terminvorgaben und inhaltlichen Dingen, vor denen man nur warnen kann.

Bernd Schultz, 63, ist seit 2004 Präsident des Berliner Fußball-Verbandes. Zuvor war er bereits Schatzmeister des BFV.
Bernd Schultz, 63, ist seit 2004 Präsident des Berliner Fußball-Verbandes. Zuvor war er bereits Schatzmeister des BFV.

© Stefan Weger

PAPENBURG: Beim Dreisäulenmodell empfehle ich, in die Handlungsempfehlungen der Zukunftswerkstatt zu gucken. Da ist das Modell komplett aufgelistet und erklärt. Es ist nur nicht genügend kommuniziert worden. Im Übrigen ist das ein Modell, das seit 20 Jahren erfolgreich vom Bayrischen Verband praktiziert wird. Ich sehe überhaupt nicht, warum das ein Problemfall sein soll, zumal der BFV als alleiniger Gesellschafter alle Rechte behält.  

SCHULTZ: Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen. Ein großer Verband wie Bayern hat ganz andere Umsätze als wir und somit auch steuerlich andere Bedingungen.

PAPENBURG: Damit sind wir mittendrin in der Diskussion mit dem Titel: Berlin will das nicht, Berlin möchte weitermachen wie bisher. Dabei will der BFV bis 2025 der modernste Landesverband im DFB sein. Das ist ein schönes Ziel. Prima, habe ich gedacht, dann können wir ganz viele Dinge anstoßen und in Bewegung setzen. Und was erlebe ich? Och nee, das nicht, das nicht, das nicht.

SCHULTZ: Wir bekennen uns ausdrücklich zu diesem Ziel. Das ist auch ein Grund, warum ich noch einmal kandidiere: Ich möchte dieses Projekt zu Ende bringen. Ich erachte es als wichtig, es wurde unter meiner Leitung initiiert. Ich will den Verband weiter auf solidem wirtschaftlichem Fundament führen und ihn dann übergeben.

PAPENBURG: Der Anstoß zu den Zukunftswerkstätten ist aus den Vereinen und den Regionalkonferenzen gekommen, das ist kein Projekt des Präsidenten Bernd Schultz. Du hast dich lange dagegen gesperrt. Dazu gibt es Protokolle aus den Präsidiumssitzungen. Dass du dich jetzt hinstellst und sagst, du bist der große Modernisierer, finde ich unglaublich.

SCHULTZ: Das kannst du gern so sehen. Aber wir haben uns im Präsidium sehr schnell nach dem Arbeitsverbandstag 2019 mit den möglichen Inhalten beschäftigt und bereits in der Präsidiumssitzung Ende Januar 2020 die Projektstruktur beschlossen. Ich habe mich an keiner Stelle dagegen verwahrt.

PAPENBURG: Es reicht ja schon, wenn man Dinge nicht anstößt. Wir leben in einer so exorbitant schnellen Zeit, aber der Verband glaubt immer noch, mit gemächlichem Tempo, mit ganz viel Reden, ganz viel Überlegen, alles aussitzen zu können. Wenn wir in fünf Jahren ein gut funktionierender Verband für die Mitglieder sein wollen, müssen wir uns verändern, weil das ganze Leben Veränderung ist.

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SCHULTZ: Der Verband funktioniert. Er hat auch in der Pandemie funktioniert, worauf wir stolz sind. Aber ich bleibe dabei: Schnelligkeit ist nicht immer die beste Lösung. Dinge müssen diskutiert werden, denn es ist ausschließlich der Verband der Vereine.

PAPENBURG: Da bin ich absolut bei dir. Aber die Vereine haben ein höheres Tempo verdient.

SCHULTZ: Wir sind in vielen Dingen schneller als jeder andere Verband in Deutschland. Wir sind zum Beispiel der am stärksten digitalisierte Verband beim Thema Spielbetrieb. Da haben wir vieles für die Vereine vereinfacht.

PAPENBURG: Die Frage ist: Reicht das für die Zukunft?

SCHULTZ: Ich wehre mich überhaupt nicht gegen Veränderungen. Aber wir kommen nicht aus dem Stillstand, wie gern suggeriert wird, immer mit dem Hinweis, ich sei der Verhinderer. Wir sind der einzige Landesverband, der das Spielrecht für das dritte Geschlecht eingeführt hat. Bei uns können im Seniorenbereich Frauen und Männer zusammenspielen. Wir haben Walking Football für die Generation Ü 70 eingeführt. Wir sind ein dynamischer Verband, greifen Ideen auf und setzen sie im Sinne der Vereine um.

Sind Sie vielleicht sogar froh, dass Sie ein bisschen aufgescheucht worden sind von Frau Papenburg?

SCHULTZ: Der Zwang von innen war der größere. Im Oktober 2019 kam es zu größeren Konflikten im Präsidium. Da stand frühzeitig fest, dass es Veränderungen geben muss und für bestimmte Leute kein Platz mehr in meinem Team ist. Schon da gab es eine Aufbruchstimmung, die durch Gabys Kandidatur verstärkt und beschleunigt wurde.

Frau Papenburg, gibt es Themen, bei denen Sie sagen, da macht der Präsident es richtig gut?  

PAPENBURG: Ich habe nie gesagt, dass alles schlecht ist. Wir sind ja bei vielen Dingen auf einer Linie. Mir geht es um einen Aufbruch, um den überfälligen Generationswechsel. Bernds Botschaft war bisher: Ich trete mit dem Team an, das ihr seit Jahren kennt, da ist ganz viel Erfahrung dabei. Es tauchen ja auch keine neuen Namen auf und schon gar keine jungen Leute oder Frauen. Nadine Fröhnel ist seit vielen Jahren dabei. Man könnte sagen, als Quotenfrau. Es ist der Klassiker, dass sie sich um den Bereich Frauen und Mädchen kümmert, so wie Hannelore Ratzeburg beim DFB.

SCHULTZ: Mir sind in meinem Team generell drei Punkte wichtig: Kompetenz, Erfahrung, neue Ideen. Mit Lisa Marie Großer, Christian Gaebler, Malte Schruth und Klaus Sonnenschein gibt es auch neue Gesichter in meinem Team. Mir geht es nicht primär um das Geschlecht.

PAPENBURG: Wir sind mit unserem Team für das geschäftsführende Präsidium paritätisch besetzt. Frauen in Führungspositionen im Fußball zu etablieren, ist einfach ein gesellschaftspolitisches Thema. Man sieht ja, dass das Ganze eine Dynamik angenommen hat, der wir uns gar nicht verschließen können – und auch hoffentlich nicht wollen.

Sogar die Deutsche Fußball-Liga bekommt mit Donata Hopfen eine Geschäftsführerin als Nachfolgerin von Christian Seifert. Öffnen Sie, Herr Schultz, da nicht vielleicht eine Flanke, wenn so wenige Frauen in Ihrem Team sind?

SCHULTZ: Wir hatten schon in früheren Präsidien Frauen. Im Übrigen geht die Schaffung der Position im Frauen- und Mädchenbereich im Präsidium auf meine Initiative zurück. Ich finde es gut, wenn sich Frauen durchsetzen. Doch man würde Frau Hopfen unrecht tun, wenn man sie auf ihr Geschlecht reduziert. Sie ist aufgrund ihrer Kompetenz in dieses Amt gekommen. Ich finde das toll. Sie wird sicher von vielen kritisch beäugt werden. Das wurde Christian Seifert auch, als er kam. Heute ist er der Held, weil er die Erlöse nach oben geschraubt hat.

Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass der nächste DFB-Präsident eine Präsidentin ist?

PAPENBURG: Also mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ist eine Präsidentin dabei. Ich glaube, der Trend geht zu einer Doppelspitze, und das fände ich sehr, sehr gut. Gemischte Teams arbeiten einfach besser.

SCHULTZ: Ich höre von verschiedenen Kandidaturen, die im Raum stehen. Eine mögliche Kandidatin ist uns leider nach England abhandengekommen.

Sie meinen die frühere Bundesliga-Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus-Webb.

PAPENBURG: Wobei diese Kandidatur nur von außen gestreut war. Mit ihr selbst hat niemand gesprochen.

Gaby Papenburg, 61, hat in den Neunzigern die Bundesliga-Sendung Ran bei Sat1 moderiert. Sie engagiert sich in der Initiative "Fußball kann mehr", die sich unter anderem für mehr Frauen in Führungspositionen einsetzt, auch im Fußball.
Gaby Papenburg, 61, hat in den Neunzigern die Bundesliga-Sendung Ran bei Sat1 moderiert. Sie engagiert sich in der Initiative "Fußball kann mehr", die sich unter anderem für mehr Frauen in Führungspositionen einsetzt, auch im Fußball.

© Stefan Weger

SCHULTZ: Das weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass sie im Gespräch war. Noch gibt es keine konkreten Vorschläge. Und wenn es eine Doppelspitze werden sollte, müsste man ein männliches Pendant finden. Bis jetzt gibt es ja nur Peter Peters, der von sich meint, er müsse Präsident werden. Ob der Mann in den Landesverbänden mehrheitsfähig ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Das ist eine spannende Diskussion. Im Oktober steht eine Sitzung der Landespräsidenten an, an der ich teilnehmen werde, sofern ich wiedergewählt werde. Sonst steht dir das bevor.

PAPENBURG: (Lacht.)

Wie sind Sie eigentlich auf die Idee gekommen, gegen Bernd Schultz zu kandidieren?

PAPENBURG: Ich wurde gefragt. Von den sogenannten Revoluzzern im Berliner Verband.

Sie meinen Gerd Thomas vom FC Internationale und Bernd Fiedler von Stern 1900.

PAPENBURG: Genau. Die beiden haben ja einen Ruf wie Donnerhall! Sie haben mich gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte. Meine erste Reaktion war: Wollt ihr mich verarschen? Ich konnte das gar nicht ernst nehmen, weil ich dachte, die gesamte Struktur im Verband ist so was von fest, hierarchisch und patriarchalisch. Aber genau das war der Punkt. Ich habe angefangen, darüber nachzudenken und erkannt: Na ja, eigentlich ist das eine wirklich spannende Aufgabe.

Wie viel Bedenkzeit haben Sie sich erbeten?

PAPENBURG: Es waren knapp zwei Wochen, in denen ich den Gedanken hin- und hergewälzt habe.

Wie hat Ihre Familie reagiert?

PAPENBURG: Mein Mann hat gefragt: Willst du dir das wirklich antun? Aber er war dann derjenige, der mir gesagt hat: „Es ist auch eine Ehre, dass man dich fragt. Das solltest du nicht so leicht abtun.“

Könnte es für Sie, Herr Schultz, ein Vorteil sein, dass Frau Papenburg mit den beiden, wie sie es ausgedrückt hat, Revoluzzern identifiziert wird?

SCHULTZ: Gerd Thomas und Bernd Fiedler machen in ihren Vereinen eine tolle Arbeit. Ich kenne beide seit vielen Jahren. Dass sie gelegentlich Sitzungen in die Länge ziehen, auch durch viele Anträge, das ist sicherlich so. Beide sind kritische Geister. Das kann belebend sein, aber manchmal auch nervig.

PAPENBURG: Das ist mir am Anfang oft entgegengehalten worden. Bis hin zu der Variante, dass ich die Marionette von Bernd Fiedler und Gerd Thomas sei. Ich habe auch gehört: „Mit denen kannst du keinen Krieg gewinnen.“ Du, meine Güte. Es ist ein Wettkampf, ich gebe mein Bestes, aber wenn ich verliere, dann ist es eben so. Dann werde ich mich nicht in irgendein Mauseloch verkriechen.

Haben Sie ein Gespür dafür, ob es reichen kann?

PAPENBURG: Ich glaube, dass ich definitiv eine Chance habe. Aber ich glaube auch, dass es eine ganz enge Kiste wird.

Wie sehen Sie das, Herr Schultz?

SCHULTZ: Es ist schwer einzuschätzen. Verbandstage haben eine Menge Unwägbarkeiten. Ich gehe davon aus, dass die Wahl zu einer Mobilisierung führt und wesentlich mehr Leute kommen als zuletzt. Da lagen wir immer nur bei knapp über 50 Prozent. Das ist bedenklich, wenn die Vereine ihr Recht nicht wahrnehmen.

Wie werden Sie vor den Delegierten klarmachen, wofür Sie und Ihr Team stehen?

PAPENBURG: Ich stehe für frischen Wind, will Strukturen aufbrechen, professionalisieren und neue Impulse setzen. Und wenn wir von Kompetenz sprechen: Bei meinem Team stellt sich bei keinem der Kandidaten diese Frage. Wir sind, was Alter, Geschlecht, Migrationshintergrund oder Kompetenz angeht – ich benutze das schöne Wort mal –, so was von divers. Das Image des Funktionärs ist: alt, weiß, männlich. Das sollten wir korrigieren. Ich will Innovation. Ich will, dass dieser Verband wieder lebt, Spaß und Freude hat und trotzdem mit einem guten wirtschaftlichen Fundament aufgestellt ist. In meinen Augen kann der BFV viel mehr, als er zeigt.

SCHULTZ: Ich will niemandem aus dem anderen Team berufliche Kompetenzen absprechen. Aber es geht auch um Verbandskompetenz. Darum, was Leute für den Verband tun können, wie viel Erfahrung sie haben. Mein Team erfüllt diese Voraussetzung. Ich will eine Weiterentwicklung auf einem soliden Fundament. Es braucht keinen Umbruch, wir haben keine Krise im Verband. Wir hatten in den letzten vier Jahren durch personelle Dinge, die ich mit zu verantworten hatte, schwierige Phasen. Aber wir haben es immer geschafft, alle Sachentscheidungen zu treffen.

Ist es ein Nachteil, dass Sie hingegen keine Erfahrungen in der Verbandsarbeit haben?

PAPENBURG: Ich sehe das eher als Vorteil – weil ich keine Scheuklappen aufhabe. Ich bin ausgebildeter systemischer Business Coach und ich habe dort gelernt, dass man die Dinge nicht gleich bewerten soll, sondern erst einmal von außen auf die Sache blickt. Ich kann mir schon vorstellen, dass es viele Situationen geben würde, bei denen ich erst einmal sage: „Ui, wie soll ich das jetzt bewältigen?“ Aber wenn es im Kern nicht funktionieren würde, hätte es keinen Christian Seifert an der DFL-Spitze gegeben.

Haben Sie eigentlich auch mal darüber nachgedacht, zusammen statt gegeneinander zu arbeiten?

PAPENBURG: Sie meinen in einer Doppelspitze?

Oder in einer Konstellation, in der Bernd Schultz Präsident geblieben wäre und Sie in herausgehobener Position als Vizepräsidentin Ihre Ideen eingebracht hätten.

PAPENBURG: Die Idee ist richtig. Aber es wäre nur über eine paritätische Verteilung gegangen. Es ist nicht meine Motivation, eine Visitenkarte zu haben und damit durch Berlin zu tingeln. Ich will etwas gestalten und bewegen. Das könnte nur mit einer Doppelspitze klappen, wenn jeder seine Leute an seiner Seite hat. Aber das ging nicht, weil Bernd schon ganz früh seinen verdienten Mistreitern Posten versprochen hat.

SCHULTZ: Eine solche Zusammenarbeit wurde nie spruchreif. Und nachdem Gaby ihre Kandidatur verkündet hat, war es kein Thema mehr.

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