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Antoine Griezmann jubelte nach dem Finaleinzug.

© REUTERS/Sergio Perez

Fußball-WM in Russland: Frankreich greift nach WM-Titel - Knapper Taktik-Sieg gegen Belgien

Frankreich greift nach dem zweiten WM-Titel. Durch einen 1:0-Erfolg beendet die Équipe Tricolore die Hoffnungen des Nachbarn Belgien.

Das Ancien Regime hat sich noch einmal durchgesetzt – aber darf man das überhaupt sagen über diese junge französische Mannschaft, nur weil sie einen großen Namen trägt und in der Tradition der Weltmeister von 1998 steht? 20 Jahre später ist die Zeit reif für ein Da Capo: Im Halbfinale der WM von Russland wehrte Frankreich den Ansturm der zuletzt so großartig aufspielenden Belgier ab und gewann das erste Halbfinale 1:0 (0:0). Das Tor des Abends vor 64.286 Zuschauern im Krestowski- Stadion von St. Petersburg schoss keine von Frankreichs zahlreichen Offensivbegabungen, kein Pogba, kein Griezmann oder Mbappé.

Sondern der Innenverteidiger Samuel Umtiti vom FC Barcelona, mit einem Kopfball zu Beginn der zweiten Halbzeit. Im Endspiel treffen die Franzosen am Sonntag im Moskauer Luschniki-Stadion auf den Sieger des zweiten Halbfinales, das ebendort am Mittwoch zwischen England und Kroatien ausgespielt wird.

Die Franzosen hatten sich diesen Erfolg mit strategischer List erarbeitet. Mit einem zunächst gebremsten Angriffstempo und dem Angebot an den Gegner zur Gestaltung des Spiels. So waren es die Belgier, die dieses Halbfinale im kühlen St. Petersburg dominierten. Über Kevin De Bruyne, den dynamisch-eleganten Antreiber von Manchester City mit der Bundesliga-Vergangenheit in Bremen und Wolfsburg. Und Eden Hazard, Chelseas dribbelnden Ballverteiler in vorderster Linie.

Eine erste Gefahr verheißende Eingabe von Hazard klärte Umtiti zur Ecke. Beim nächsten Mal wurde es schon gefährlicher. Als De Bruyne den Ball geschickt über Raphael Varane hob, direkt in den Lauf von Hazard, der sofort schoss, allerdings gut einen Meter neben den rechten Pfosten.

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Die Franzosen standen tief und warteten auf die Gelegenheit zum Kontern über ihre dafür bestens geeigneten Angreifer Kylian Mbappé und Antoine Griezmann. Die russischen Zuschauer hatten wohl ein bisschen mehr Esprit erwartet von diesen beiden auf Angriff dressierten Mannschaften. „Rossija! Rossija!“, riefen sie, und die Belgier empfanden das wohl als Aufforderung, noch ein bisschen mehr zu investieren.

Hazard schoss aus der Drehung, Marouane Fellaini hielt den Kopf dazwischen, und Hugo Lloris im französischen Tor hatte Glück, dass der Ball knapp über die Latte flog. Dann war Toby Alderweireld an der Reihe – seinen Schuss drehte Lloris nach artistischem Sprung um den Pfosten. Ein anderes Mal klärte Umtiti im letzten Moment vor dem am Fünfmeterraum lauernden Romelu Lukaku.

Nach dem Rückstand läuft bei Belgien erst einmal nichts mehr

Belgien diktierte und stürmte, aber das erste Tor hätten nach einer halben Stunde beinahe die Franzosen gemacht. Olivier Giroud boten sich nach einer halben Stunde binnen kürzester Zeit gleich zwei Chancen. Die erste nach schöner Flanke des Stuttgarter Verteidigers Benjamin Pavard, einer der großen Entdeckungen dieses Turniers. Giroud flog heran und stieß den Ball mit der Stirn nur hauchzart am rechten Pfosten vorbei. Größer noch war die zweite Chance für den kräftigen Mittelstürmer, nach dem bis dahin schönsten Angriff. Griezmann spielte Mbappé am rechten Flügel frei, er lenkte direkt in die Mitte weiter auf Giroud, dem die Überraschung deutlich anzumerken war. Er ging nur halbherzig zum Ball, traf ihn nicht richtig und schoss weit am Tor vorbei.

Frankreich war jetzt im Spiel – und leistete sich doch Sekunden vor dem Halbzeitpfiff eine Unaufmerksamkeit mit beinahe fatalen Folgen. De Bruyne hatte von der rechten Seite in die Mitte geflankt, wo Umtiti klären wollte, aber über den Ball schlug. Lukaku stand unmittelbar hinter ihm und allein vor dem Tor, war aber so perplex, dass er gar nicht erst zum Schuss ausholte, worauf ihm der Ball ans Schienbein sprang und anschließend ins Toraus.

Es war dann ausgerechnet dieser Umtiti, der Frankreich gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit in Führung brachte. Griezmanns Ecke flog mit viel Speed und Effet auf den vorderen Pfosten, wo Umtiti energischer als Fellaini zum Ball ging, ihn optimal mit der Stirn traf und ins linke Eck verlängerte. Belgien zeigte Wirkung. Nach vorn lief erst einmal nichts mehr, und die Defensive wirkte labil. Beinahe hätte Giroud schnell das 2:0 nachgelegt, nach Mbappés perfektem Sohlenpass, aber Moussa Dembelé bekam gerade noch den Fuß dazwischen.

Belgiens Trainer Roberto Martinez nahm Dembelé vom Platz und schickte Dries Mertens auf den rechten Flügel. Der flankte gleich mal auf Fellainis Kopf, und es fehlten nur 20 Zentimeter zum Ausgleich. In der Folge zogen sich die Franzosen wieder zurück, selbst Giroud arbeitete sich hinter der Mittellinie ab. Belgien gewann wieder ein optisches Übergewicht, aber Mbappé und Griezmann hatten jetzt den Raum, den sie für ihre Hochgeschwindigkeitskonter brauchen. Mbappé sprintete ein paar Mal die rechte Außenlinie hinunter, einmal konnte ihn Fellaini nur mit einem Griff ans Trikot aufhalten.

Belgien stürmte und wehrte sich mit aller Macht, zeigte eine paar vielversprechende Ansätze und kam auch zu ein paar turbulenten Szenen im französischen Strafraum. Und doch gab es nur eine halbwegs gute Chance zum Ausgleich. Lukaku vergab sie, als er ein Zuspiel von De Bruyne knapp verpasste. In der Nachspielzeit hätte der eingewechselte Münchner Corentin Tolisso beinahe noch ein zweites französisches Tor erzielt.

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