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Jupp Heynckes hat sich am Montag etwas vergaloppiert.

© dpa

Fußball und Moral: Warum Heynckes' Verweis auf Trump daneben ist

Bayern-Trainer Jupp Heynckes findet indirekt, dass US-Präsident Trump auch auf moralische Fragen im Fußball Einfluss hat. Das ist Quatsch – ein Kommentar.

Ein Kommentar von Martin Einsiedler

Im Grunde schickt es sich nicht an, über Jupp Heynckes zu lästern. Der Mann hat sich seit inzwischen über fünf Jahrzehnten als professioneller Fußballspieler oder -trainer nie etwas zu schulden kommen lassen. Im Gegenteil, stets war er ein fairer Sportsmann. Er hat Beleidigungen gegen sich vor einem Millionenpublikum genauso stilvoll ertragen wie sämtliche Gemeinheiten, die so ein professioneller Fußballbetrieb eben mit sich bringt. Heynckes hat mit seinen 72 Jahren schon so viel erlebt, dass er es sich leisten kann, Teile des Spiels seiner eigenen Mannschaft zu verschlafen - und dies auch noch zuzugeben.

Bei aller Sympathie aber hat er sich am Montag doch eine kleine Dummheit geleistet. Hintergrund war seine Nachfolgeregelung, die der FC Bayern München getroffen hat. Der Frankfurter Trainer Niko Kovac wird in der kommenden Saison anstelle von Heynckes die Münchner trainieren. Dass Kovacs noch aktueller Klub nun recht kurzfristig ohne Trainer dasteht und dies auch noch aus der Presse erfahren musste, gehört auch zu den Gemeinheiten des Fußballbetriebs. Der ist ein fieses Haifischbecken und dennoch finden viele, dass es schön wäre, würden dort ein paar moralische Regeln eingehalten.

Als Heynckes am Montag zum Thema Anstand im Fußball angesprochen wurde, sagte er, dass sich so eine Diskussion erübrige, wenn die USA einen Präsidenten wie Donald Trump hätten. Sicher, Trump als Präsident der USA ist schlimmer als für alle Ewigkeiten ein Deutscher Meister namens Bayern München. Aber wo kämen wir denn hin, wenn Trump maßgebend wäre für die ohnehin nicht besonders ausgeprägten moralischen Gepflogenheiten im deutschen Fußball? Wenn dem so wäre, würden sich künftig narzisstische Herrscher der Klubs via Kurzmitteilungsdienst ihres Personals entledigen. Würden Gegner verunglimpft, beleidigt und beschimpft.

Nein, mit dem Verweis auf Donald Trump lassen sich keine moralischen Fragen beantworten. Nicht einmal auf dem rohen Feld des Fußballbetriebs.

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