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Werder Bremen gilt als Verein, der Werte wie Toleranz und Vielfalt vertritt.

© Carmen Jaspersen/dpa

Fußball und die AfD: Werder Bremen schießt über das Ziel hinaus

Der Bundesligist steht für Vielfalt und kritisiert die AfD. Das gefällt nicht allen Fans – und bringt Werder in einen schwierigen Zwiespalt. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Julian Graeber

Dass es Kritik geben würde, war abzusehen. Vor einem knappen Monat hatte Werder Bremens Präsident Hubertus Hess-Grunewald deutlich Position bezogen. Es sei „ein Widerspruch, Werder gut zu finden und die AfD zu wählen“, hatte er dem „Weser Kurier“ gesagt. Viele Fans hat diese Aussage gefreut, doch es gab auch andere Reaktionen. Über einen Fall berichtet nun die Zeitung „Die Welt“. Ein langjähriger Anhänger des Klubs soll seine Mitgliedschaft gekündigt haben, weil er die Aussagen des Präsidenten kritisch sehe. Nun erwäge der Klub, wie aus einem Briefwechsel zwischen dem Fan und Hess-Grunewald hervorgehen soll, ihm in Zukunft keine Dauerkarte mehr zu verkaufen, obwohl diese bisher nicht an eine Mitgliedschaft gekoppelt ist.

Die Konsequenz, mit der Werders Vorstand die Werte des Vereins vertritt, ist im Fußball selten und an sich durchaus löblich. Der Klub steht schließlich für Toleranz und Vielfalt – Werte, die von der AfD mit Füßen getreten werden. Ganz so einfach ist die Lage aber nicht und das sollte gerade Hess-Grunewald als Anwalt wissen. Um schwierige Fragen drückt sich der organisierte Fußball oft mit der Anmerkung, er sei nicht politisch. Auch Werders Satzung ist in dieser Hinsicht eindeutig. „Der Verein ist politisch streng neutral und steht in allen seinen Belangen auf demokratischer Grundlage“, heißt es dort.

Steht es dem Klub dann überhaupt zu, Zuschauer aufgrund ihrer politischen Gesinnung auszuschließen? Die Antwort ist klar: Nein – sofern sie die gesetzlichen und satzungsmäßigen Grenzen nicht überschreiten. Auch Hess-Grunewald räumt ein, dass AfD-Wähler nicht generell unerwünscht seien bei Werder. Der Verein muss auch andere Meinungen aushalten und solange die AfD nicht als verfassungswidrig eingestuft wird, darf die bloße Mitgliedschaft in der Partei kein Ausschlusskriterium für den Stadionbesuch sein. Das gehört genauso zu den Grundprinzipien unserer Demokratie wie die Freiheit, die teils menschenverachtenden Aussagen der Rechtspopulisten klar und deutlich zu kritisieren.

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