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Douglas Costa spielte schon bis 2017 in München.

© Simon/Imago

Update

Fußball-Transfers in Corona-Zeiten: Wenn selbst die Söldner wieder interessant werden

Nach drei Jahren kehrt Douglas Costa, damals von Uli Hoeneß eher unsanft verabschiedet, zum FC Bayern zurück. Mit der Leihe liegen die Münchner voll im Trend.

Je länger die Transferperiode dauert, je näher dessen neuerdings gerne als „Deadline Day“ bezeichnetes Ende rückt, desto kreativer werden die Vereine. Oder auch desto verzweifelter – alles eine Frage der Auslegung. Das hat sich bei allen pandemiebedingten Umwälzungen nicht verändert. Exemplarisch sei hier der FC Bayern genannt.

2017 gaben die Münchner Douglas Costa für insgesamt rund 45 Millionen Euro an Juventus Turin ab. Uli Hoeneß rief dem Brasilianer in einem Interview mit der Frankenpost noch ein paar nette Worte hinterher. „Costa hat nicht funktioniert, weil er ein ziemlicher Söldner war, der uns charakterlich nicht gefallen hat“, sagte Hoeneß.

Nun holen die Bayern Costa für ein Jahr per Leihe aus Turin zurück. „Douglas wird uns auf den für unser Spiel wichtigen Außenbahnen stärken. Wir sind da jetzt mit Serge Gnabry, Leroy Sane, Kingsley Coman, Jamal Musiala und Douglas top besetzt. Das gibt dem Trainer die Möglichkeit, die individuellen Einsätze sinnvoll zu dosieren. Douglas kennt den FC Bayern und wird sich sehr schnell wieder zurechtfinden“, wurde Sportvorstand Hasan Salihamidzic in einer Vereinsmitteilung zitiert. Was Uli Hoeneß von der Rückkehr des Flügelstürmers hält, war dort allerdings nicht zu lesen.

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An Costa lässt sich gut das Dilemma dieses coronageprägten Transfersommers erklären. Juventus hätte den Brasilianer lieber verkauft, fand aber keinen Abnehmer. Um genügend Platz im Gehaltsbudget für die später am Montag bekannt gegebene Verpflichtung des italienischen Nationalspielers Federico Chiesa vom AC Florenz zu haben, ließen sich die Turiner allerdings auf die einjährige Leihe Costas nach München ein.

Dort trifft der brasilianische Nationalspieler dann auch auf Mittelstürmer Eric-Maxim Choupo-Moting, der nach seinem Vertragsende ablösefrei von Paris Saint-Germain zum FC Bayern wechselt. Mit dem Franzosen Bouna Sarr von Olympique Marseille holten die Münchner noch einen Rechtsverteidiger. Der 28-Jährige erhält einen Vierjahresvertrag bis 2024 und soll zehn Millionen Euro gekostet haben. Im Gegenzug gaben die Bayern Michaël Cuisance auf Leihbasis nach Marseille ab.

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Geld floss am letzten Tag des Transferfensters nur bei den wenigsten Wechseln. Die Vereine hielten sich aufgrund der massiven Einnahmeverluste zurück und operierten vor allem mit Leihen und Tauschgeschäften. Teilweise verzichteten die Klubs aufgrund der schwierigen Marktlage auf eine Ablösezahlung, nur um den Kader zu reduzieren und Gehälter zu sparen.

So ließ etwa der 1. FC Union Joshua Mees und Lars Dietz in die Zweite Liga zu Holstein Kiel respektive zu den Würzburger Kickers ziehen und gab dem jungen Berkan Taz die Freigabe für einen Wechsel nach Verl in die Dritte Liga. Auch einige von Unions Bundesliga-Konkurrenten arbeiteten vor allem mit Leihen. So holte Hoffenheim Sebastian Rudy zum dritten Mal und verpflichtete auch den Engländer Ryan Sessegnon von Tottenham.

Der Transfer von Davy Klaassen von Werder Bremen zu Ajax Amsterdam für elf Millionen Euro blieb eher eine Ausnahme. Milot Rashica beispielsweise, den Werder ebenfalls gern verkauft hätte, bleibt in Bremen. Ein leihweiser Wechsel zu Bayer Leverkusen platzte, weil sich die Klubs nicht auf eine Kaufoption einigen konnten.

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Selbst die sonst so spendablen Premier-League-Klubs hielten sich zunächst weitgehend zurück. Southampton gab 15 Millionen für Ibrahima Diallo aus, Everton 27,5 Millionen für Ben Godfrey. Am späten Montagabend gab es dann aber doch noch einen Mega-Deal: Der FC Arsenal holte den ghanaischen Mittelfeldspieler Thomas für stolze 50 Millionen Euro von Atletico Madrid.

Auch schlecht gestartete Rekordmeister Manchester United wurde bei seiner beinahe schon verzweifelten Suche nach Verstärkungen noch fünfig. Nach der 1:6-Heimniederlage gegen Tottenham am Sonntag kamen neben Alex Telles vom FC Porto (15 Millionen Euro), den 18-jährigen Uruguayer Facundo Pellistri für elf Millionen Euro und den ebenfalls 18 Jahre alten ivorischen Jungstar Amad Diallo von Atalanta Bergamo, der 21 Millionen Euro kostet, aber erst ab Januar kommt. Sofort spielberechtigt ist der ablösefreie Edison Cavani, dessen Vertrag in Paris ist im Sommer auslief.

Theoretisch hätte er sich damit auch noch später einem neuen Klub anschließen können, was auch für einige andere Profis gilt. Und in England selbst darf noch ein bisschen gewechselt werden. Die Liste der vereinslosen Spieler ist ja durchaus lang und prominent besetzt. Neben Mario Götze findet sich dort etwa Mario Mandzukic, Alexandre Pato oder auch Daniel Sturridge. Der „Deadline Day“ muss also nicht das Ende sein.

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