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Fußball-Training in Zeiten des Coronavirus.

© AFP

Fußball-Bundesliga und Coronavirus: Warum eine Saisonfortsetzung unmöglich werden könnte

Wenn es nach der Deutschen Fußball-Liga geht, wird schon bald wieder gespielt. Doch der Theorie stehen in der Praxis hohe Hürden im Weg. Ein Kommentar.

Niklas Stark und Marius Wolf haben sich sicherlich vorbildlich verhalten. Sie haben vermutlich brav zu Hause gesessen, sich nur fürs Allernötigste vor die Haustür gewagt und ansonsten mindestens so viel Abstand von ihren Mitmenschen gehalten wie die Defensive von Hertha BSC für gewöhnlich von den Gegenspielern. Genutzt hat es ihnen wenig.

Als ihre Teamkollegen am Montag wieder das Training in Kleingruppen aufnahmen, durften sie nicht dabei sein. Eine Sicherheitsmaßnahme: Beide hatten wohl Kontakt mit einem Coronavirus-Infizierten. Jetzt müssen sie sich erst einmal weiter individuell zu Hause fit halten.

Was wird, wenn sich wieder ein Spieler infizieren sollte?

Irgendwie bis Sommer die Saison zu Ende bringen, das ist zurzeit die Agenda im deutschen Profifußball. Der Vorgang um Stark und Wolf zeigt jedoch, wie weit Wunsch und Wirklichkeit tatsächlich noch voneinander entfernt sind. Denn davon auszugehen, dass die beiden Hertha-Spieler die letzten Bundesliga-Profis sein werden, die sich wieder in Quarantäne begeben müssen, ist illusorisch, wenn Expertinnen und Experten betonen, dass die Krise hierzulande noch immer erst am Anfang steht.

Es ist vielmehr ein Vorgeschmack darauf, was den Profifußball - Blase hin oder her - in den kommenden Wochen wohl noch erwartet. Lässt sich die Saison also einigermaßen geordnet zu Ende spielen, wenn anzunehmen ist, dass immer wieder Spieler ausfallen werden, weil sie Kontakt mit Infizierten hatten? Naja, könnte man sagen, das verhält sich dann wie normale Verletzungsprobleme im Laufe einer Spielzeit eben auch, da fällt halt ab und an mal wer aus.

Dieser Ansatz stößt jedoch spätestens dann an seine Grenzen, wenn sich ein Bundesliga-Profi noch einmal selbst infizieren sollte. In diesem Fall müsste eigentlich sein gesamtes Team zurück in die Isolation - und dann wird eine Saisonfortsetzung praktisch unmöglich, wenn der Klub nicht stattdessen die A-Jugend ins Rennen schicken will. Oder die E-Sportler.

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Bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) überlegt man deshalb natürlich schon ruhelos, wie man mit dem Problem umgehen kann. Eine medizinische Taskforce ist dafür eingerichtet worden, im Gespräch waren angeblich Schnelltests, damit die Profis alle drei Tage untersucht werden können und nicht mehr ganze Teams in Quarantäne müssen.

Eine aufwändige Sonderbehandlung für das Fußballgeschäft wäre das, während sonst an allen Ecken und Enden im Land Material fehlt, das Menschenleben retten kann. Großen Rückhalt kann die DFL für solche Pläne also nicht erwarten. Sich vorbildlich zu verhalten, sieht schließlich anders aus. Niklas Stark und Marius Wolf dürften es wissen. 

Leonard Brandbeck

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