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Henrik Kuchno soll Herthas Spielern Beine machen.

© Kai-Uwe Heinrich

Fußball-Bundesliga: Henrik Kuchno ist der Fitmacher von Hertha BSC

Mit diesem Mann verbindet die Spieler von Hertha eine Hassliebe: Henrik Kuchno. Das liegt aber an seinem Job. Er ist Athletik-Trainer.

Soll noch einer sagen, Felix Magaths Methoden seien nicht mehr zeitgemäß. Beim VfL Wolfsburg hat der Fußballtrainer mit dem vielsagenden Beinamen „Quälix“ einst für großes Aufsehen gesorgt, indem er einen Sandberg aufschütten ließ, der seinen Medizinball schleppenden Profis selbst die letzten Körner abverlangte. Der Berg am Mittellandkanal ging als „Hügel des Leidens“ in die Wolfsburger Fußballgeschichte ein und erlangte bundesweit zweifelhafte Berühmtheit.

Ganz so imposant wie in der Autostadt ist der Hügel zwar nicht, den Henrik Kuchno, der Athletik-Trainer von Hertha BSC, in diesen Trainingslagertagen für sich – oder besser gesagt: für Herthas Spieler – entdeckt hat. Seinen Zweck erfüllt das gute Stück hinter dem Tor im Neuruppiner Volksparkstadion aber allemal. Rauf, runter, rauf, runter, rauf, runter – anschließend noch in die Weitsprunggrube, um schwere Bälle durch den Sand zu schieben.

So sehen dieser Tage manche Einheiten beim Berliner Fußball-Bundesligisten aus. „Bislang ziehen alle gut mit, die Einheiten sind von Motivation und Einsatzwillen geprägt“, sagt Kuchno. „Das sieht man ja auch nicht alle Tage“, ergänzt der 44-Jährige, „die Jungs wollen ja lieber spielen.“

Kuchno ist zum jetzigen Zeitpunkt der Vorbereitung der vielleicht wichtigste Zuarbeiter für Cheftrainer Pal Dardai, bei ihm laufen alle Fäden zusammen, die mit dem athletischen Bereich zu tun haben: Leistungsdiagnostik, Trainingssteuerung, kräftezehrende Einheiten. Kuchno wacht gewissermaßen darüber, dass alle vernünftig mit ihrem Körper und ihren Kraftreserven umgehen und sich obendrein so richtig schön verausgaben.

Es gehört nicht viel Fantasie dazu, um die Beziehung zwischen dem Athletik-Trainer und den Profis in einem Wort zusammenzufassen: Hassliebe. Als Vedad Ibisevic neulich nach dem Training darum gebeten wurde, den Grad seiner körperlichen Erschöpfung auf einer Skala von eins bis zehn einzuordnen, antwortete der Bosnier: „Elf – ganz klar: elf.“ Henrik Kuchno hat das bestimmt gefallen.

Hertha ist so früh ins Training gestartet wie kein anderer Bundesligist

In Absprache mit dem Trainerstab hat Kuchno im Sommer 2018 entschieden, die Vorbereitungsphase zu modifizieren und in zwei große Blöcke aufzuteilen: Hertha ist so früh ins Training gestartet wie kein anderer Bundesligist, insgesamt umfasst die Vorbereitungsphase bis zum Bundesliga-Start Ende August fast acht Wochen – ein extrem langer Zeitraum.

Allerdings gibt es einen zentralen Unterschied im Vergleich zu den Vorjahren: Nach dem Trainingslager in Neuruppin und dem Testspiel gegen den italienischen Erstligisten Atalanta Bergamo am 21. Juli räumt Coach Dardai seinen Untergebenen noch einmal vier freie Tage ein, die sie für private Belange nutzen können. „Unsere Absicht ist es, zwei Belastungshöhepunkte zu setzen – und zwischendurch können sich die Jungs noch einmal die Beine vertreten“, sagt Kuchno, „ich bin mir sicher, dass das gut funktioniert.“ Der fußballerische Feinschliff soll schließlich in der zweiten August-Woche im österreichischen Schladming erfolgen.

Wer Kuchno im Training beobachtet, erlebt einen zielstrebigen Mann, der klare Anweisungen gibt und auch mal laut wird, wenn ihm etwas missfällt. Dass seine Einheiten bei den Profis berüchtigt sind, ist ihm selbstverständlich nicht entgangen. „Vor allem die neuen und die jungen Spieler hören die ganzen Schauergeschichten, was alles noch auf sie zukommt“, sagt Kuchno und kann sich ein Lachen nicht verkneifen.

„Es sind natürlich nicht immer alle erfreut und klatschen Beifall“, ergänzt er, „aber das kann ich ganz gut ausklammern, manche Sachen überhöre ich einfach.“ Zumal die Erfahrung der vergangenen Jahre eines gelehrt hat: So sehr die Spieler in den Sommermonaten unter Kuchnos Torturen leiden, so sehr profitieren sie im Verlauf der Saison davon. Hertha zählte in den letzten Jahren bekanntlich nicht unbedingt zu den spielstärksten Bundesliga-Abordnungen, dafür aber stets zu den lauffreudigsten und fleißigsten.

Bei allem Eifer und aller Motivation müsse man trotzdem darauf achten, niemanden überzubelasten respektive zu verheizen, betont Kuchno. „Bislang habe ich allerdings keinen Grund gesehen, dazwischenzugrätschen“, sagt der Athletik-Trainer, „solange die Jungs noch aus dem Bus aussteigen und laufen können, ist alles in Ordnung.“

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