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Viele Fans, wie hier bei Hannover 96, protestieren in den Stadien offen für den Erhalt der 50+1-Regel.

© Peter Steffen/dpa

Fußball-Bundesliga: Die DFL darf das Thema 50+1 nicht unterschätzen

Die 50+1-Regel im deutschen Profifußball ist weit mehr als eine juristische Causa, sondern hat vor allem eine gesellschaftspolitische Wucht. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von David Joram

Christian Seifert hat am Dienstag viel geredet – wie man das halt so macht bei Neujahrsempfängen, da stellt jener der Deutschen Fußball-Liga (DFL) keine Ausnahme dar. Das Erfreuliche an Seiferts Rede im Frankfurter Palais Thurn und Taxis war: Es steckte auch was drin.

Der Geschäftsführer der DFL schickte eine deutliche Warnung an die internationalen Fußballverbände. Sollten diese weitere Wettbewerbe planen – die sie womöglich gar am Wochenende austragen würden – werde die DFL juristische Schritte prüfen. „Das Wochenende muss den nationalen Ligen gehören. Sie sind die Herzkammer des professionellen Fußballs“, sagte Seifert, der auch über Stadien („gut besucht“), TV-Quoten („auf hohem Niveau“), internationale Präsenz („deutlich verstärkt) oder Ambitionen („Niveau halten“) referierte. Und dann sprach er noch über „diverse Herausforderungen“, welche die Zukunft brächte – wie etwa die „50+1-Regel“.

In diesem Punkt könnte sich Seifert allerdings täuschen: Die 50+1-Regel dürfte die Herausforderung der Zukunft werden. Welche Szenarien die DFL vorbereitet hat (oder auch nicht), falls die Regel fällt, ist eine äußerst spannende Frage. Bislang war es Investoren untersagt, die Entscheidungskompetenz einer Fußballkapitalgesellschaft zu übernehmen – von wenigen Ausnahmen (Wolfsburg, Leverkusen, Hoffenheim) abgesehen. Nun prüft das Bundeskartellamt, wie es heißt „intensiv“, die Regel. Es soll geklärt werden, ob 50+1 gegen deutsches und europäisches Kartellrecht verstößt, weil der „Fußballmarkt“ Bundesliga – ein Milliardengeschäft – in unverhältnismäßiger Weise beschränkt sein könnte.

Andererseits ist die Bundesliga eben weit mehr als nur ein Markt. Ihre Lizenznehmer, die Profiklubs, stehen an der Spitze eines Vereinswesens, das streng demokratischen Leitlinien unterliegt. Viele organisierte Fanverbände wissen und schätzen das, sie wollen ihr Mitbestimmungsrecht nicht gegen Fremdkapital eintauschen. Nichts anderes würde passieren, wenn Investoren in den Markt drängten, um mit kurzfristigen Profiten zu locken. Entziehen könnte sich ihnen kaum ein Klub – zu groß wäre das Risiko wirtschaftlich (und damit sportlich) abgehängt zu werden. Die Folgen für den „Volkssport“ Fußball? Unüberschaubar.

Die 50+1-Regel ist deshalb nicht nur eine rein juristische Causa, sie ist vor allem eine gesellschaftspolitische, deren Wucht Christian Seifert und die DFL nicht unterschätzen sollten. Sie täten deshalb gut daran, das Thema transparent und mit maximaler Aufmerksamkeit zu begleiten.

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