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Allein auf weiter Flur. Der Wolfsburger Jerome Roussillon jubelte nicht nur allein, er schoss auch das einzige Tor in der Partie gegen Leipzig.

© Peter Steffen/dpa

Fußball-Bundesliga: Der VfL Wolfsburg besiegt RB Leipzig 1:0

Seit dem ersten Spieltag hatte RB Leipzig kein Bundesliga-Spiel mehr verloren. Doch in Wolfsburg reißt diese Serie am Samstag.

Von Christian Otto

Erst bekam Stürmer Wout Weghorst einen Kopfverband gelegt. Nach dem Seitenwechsel musste auch Verteidiger Robin Knoche oberhalb der Stirn bandagiert werden. Der vermehrte Einsatz von Verbandsmaterial signalisierte: Die Profis des VfL Wolfsburg hatten im Heimspiel gegen RB Leipzig große Lust, sich zu engagieren und aufzuopfern. Dieser Ansatz wurde mit einem 1:0 (0:0)-Erfolg belohnt, mit dem nur bedingt zu rechnen war. Leipzig gehört zu den Spitzenteams der Fußball-Bundesliga und hatte bisher nur eine einzige Niederlage zu beklagen. Der Wolfsburger Treffer von Jerome Roussillon (50. Minute) sorgte zurecht dafür, dass eine zweite dazugekommen ist.  

Nichts gegen den Achtungserfolg und eine wirklich muntere Partie. Aber eigentlich konnte der schönste Moment eines Spiels, das lediglich 22 832 Zuschauer live im Stadion miterleben wollten, schon vor dem Anpfiff bestaunt werden. „Immer nur Du“ – der Refrain der Wolfsburger Vereinshymne war deutlicher lauter als sonst und anders zu hören. Es bleibt eine gute Idee, dass mit Fabian Riaz ein bekennender VfL-Fan mit guter Stimme das Lied live vorsingen durfte. Das sonst vom PC abgespielte Stück klang dieses Mal deutlich echter und leidenschaftlicher. Unter der Regie von Geschäftsführer Jörg Schmadtke unternimmt der vom Volkswagen-Konzern finanzierte VfL Wolfsburg den nächsten Versuch, normaler bis liebenswerter daherzukommen. In dieser Hinsicht helfen eine gute Stimmung im Stadion plus gute Ergebnisse wie das 1:0.

Die Mehrheit der Zweikämpfe wurde sehr verbissen geführt

Der Wettstreit zwischen zwei Vereinen, deren hohe Finanzkraft nicht automatisch für ein gutes Image sorgt, war eine beinharte Angelegenheit. Die Mehrheit der Zweikämpfe wurde sehr verbissen geführt. Auf Leipziger Seite waren der angriffslustige Verteidiger Ibrahima Konate und Mittelfeldspieler Bruma immer wieder in schmerzhafte Zweikämpfe und Diskussionen mit Schiedsrichter Tobias Stieler involviert. Mitten in diesem erbarmungslosen Miteinander war an diesem 12. Spieltag kaum zu erkennen, dass Wolfsburg im Vorjahr noch mitten im Abstiegskampf steckte und dass Leipzig derzeit zu den Stammgästen im oberen Tabellendrittel zählt.

Wie man sich für das Publikum gezielt aufhübscht und bundesweite Sympathiepunkte sammelt, macht RB Leipzig dem VfL Wolfsburg seit zwei Jahren in hohem Tempo vor. Dass es der Verein 2016 innerhalb weniger Jahre bis in Deutschlands beste Liga geschafft hat, war nur kurze Zeit kritisch beäugt worden. Mit beachtlichem Erfolg gelingt es immer noch am besten, Nörgler und Skeptiker zu überzeugen. In dieser Hinsicht kann der VfL Wolfsburg von RB Leipzig also noch eine Menge lernen. Die Niedersachsen sind seit mehr als 20 Jahren in der ersten Liga am Ball, konnten sich 2009 sogar Deutscher Meister nennen, treten seitdem aber gefühlt auf der Stellte. Unsexy: So nennt Geschäftsführer Schmadtke den Umstand, dass sich Wolfsburg nach zwei ganz schwachen Spielzeiten erst einmal wieder stabilisieren muss und von einer Rückkehr in die Champions League meilenwert entfernt ist. Angesichts dieser Gesamtgemengelage darf ein Heimsieg gegen Leipzig als großer Erfolg gewertet werden. Die schön gesungene Vereinshymne auch.

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