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Das waren noch Zeiten: Fußball vor Fans. Aber so voll wird es so bald nicht wieder.

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Fußball-Bundesliga bald wieder vor Fans?: Was im Café erlaubt ist, sollte auch im Stadion gehen

Die Fußballer fühlen sich in ihren Stadien zunehmend einsam, weshalb über eine Rückkehr von Fans diskutiert wird. Warum auch nicht? Ein Kommentar.

Der Fußball prescht mal wieder vor. Während andere Sportarten gerade noch versuchen, überhaupt irgendwie zurück auf die Bühne zu finden, fühlen sich die Bundesligisten in ihren großen Stadien zunehmend einsam. So könnte sich Oliver Kahn in der Münchner Arena durchaus 10.000 bis 11.000 Zuschauer bei Bayern-Spielen vorstellen – natürlich unter Einhaltung eines in der Coronavirus-Pandemie unausweichlichen Hygienekonzepts. Auch Michael Zorc von Borussia Dortmund erklärte, über entsprechende Pläne zumindest nachzudenken.

Leverkusens Rudi Völler wiederum hält eine Teilöffnung für Zuschauer in dieser Saison zwar nicht mehr für realistisch, dafür empfindet er die Maskenpflicht für Ersatzspieler, Betreuer und Offizielle während eines Spiels inzwischen als „schwer nachvollziehbar“, weil: „Menschen in Cafés ohne Mundschutz ihren Cappuccino trinken dürfen.“ Schließlich sei man beim Balltreten ja an der frischen Luft und die Standards nach denen in der Bundesliga aktuell verfahren werde, wären immerhin schon sechs Wochen alt.

Auch Politiker wünschen sich bald wieder Fans in den Stadien

Auch erste Politiker merken inzwischen, dass dem Fußball ohne Fans dann doch etwas fehlt. Und haben sich auch schon darüber Gedanken gemacht, was genau das sein könnte: Es ist die Atmosphäre! Das ließe sich ändern, „wenn Stehplätze gesperrt würden und bei Sitzplätzen beispielsweise nur jede zweite Reihe und jeder dritte Platz besetzt würde“, sagte beispielsweise Nordrhein-Westfalens SPD-Vorsitzender Sebastian Hartmann und wünscht sich für den Sommer ein entsprechendes Konzept.

Das dauert FDP-Landeschef Oliver Luksic viel zu lange. Er möchte am liebsten schon für das Pokalhalbfinale an kommenden Dienstag zwischen den 1. FC Saarbrücken und Bayer Leverkusen wieder wenigstens ein paar Fans im Stadion sehen: „Strenge Hygiene- und Abstandsregeln“ könnten dieses Erlebnis „zumindest einigen treuen Anhängern ermöglichen“, sagte er kürzlich.

Wenn diese Anhänger denn mit dem eigenen PKW oder Fahrrad oder allein zu Fuß kommen würden, genau wie die in München oder Dortmund. Denn An- und Abfahrt stellen bei allen Planspielen das große Fragezeichen dar.

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Dennoch sollte nun niemand auf den Fußball zeigen und ihn dafür verurteilen, dass er sich zurück nach echter Volksnähe sehnt. Denn sind wir alle mal ehrlich: Die wird anderenorts derzeit teilweise schon sehr innig ausgelebt. Und dafür braucht es zuweilen nicht mal ein Bier in der Hand.

Soll der Fußball also vorpreschen, auch wenn das dem ein oder anderen nicht gefallen mag. Denn Geisterspiele sind nun einmal nicht der Sinn einer Profisportveranstaltung – was übrigens auch für viele andere Sportarten gilt. Zumal sich gezeigt hat: Was der Fußball aufgrund von Macht und Einfluss vorantreibt, könnte zur Vorlage für andere Ligen werden. Und spielen wollen sie doch alle – am liebsten hautnah vor denen, für die es mehr ist, als einfach nur Sport.

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