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Berlins Trainer Cedric Enard tüftelt an jedem noch so kleinen Detail, das den Unterschied ausmachen kann.

© dpa

Fünftes Finalspiel gegen VfB Friedrichshafen: Die BR Volleys und ihre besonderen Motivationstricks

In der Finalserie gegen den VfB Friedrichshafen haben sich die Berliner bisher einiges überlegt, um sich zusätzliche Energie zu verschaffen.

Von Johannes Nedo

Als Spieler hatte Cedric Enard ein eigenwilliges Ritual, um sich zu motivieren. „Ich habe mir vor jeder Partie einen Spieler des Gegners überlegt, den ich nicht mag“, sagt der Franzose, der nun Trainer der BR Volleys ist. Dann schrieb Enard den Namen auf ein Blatt Papier – und brachte es in seiner Wohnung so an, dass er ihn immer wieder lesen musste. „Wenn ich denjenigen dann auf dem Feld gesehen habe, war ich absolut angestachelt“, sagt der ehemalige Mittelblocker.

Der 43-Jährige weiß natürlich, dass diese Methode nicht allen Spielern zusätzliche Energie verschafft. Andererseits ist er überzeugt davon, dass sich mit der Kraft der Motivation die Leistung seiner Mannschaft steigern lässt. „Gerade an diesem Punkt in der Saison ist es wichtig zu versuchen, noch das eine Extra zu finden, das den Unterschied ausmachen kann“, sagt Enard.

Denn an diesem Sonntag (14.30 Uhr/live auf sport1.de) steht der Höhepunkt dieser Saison an. Die Berliner bestreiten beim VfB Friedrichshafen in der Best-of-Five-Finalserie das fünfte und entscheidende Spiel. Die Ausgangslage ist beim Stand von 2:2-Siegen so klar wie einfach: Wer dieses letzte Spiel gewinnt, ist Deutscher Meister. „Eine ganze Saison wird in einem Spiel entschieden“, sagt Enard. „Da bringt die Motivation vielleicht dieses eine Prozent mehr im Duell um den Meistertitel. Denn die Mannschaft wird siegen, die mehr als 100 Prozent gibt.“

Auch Sebastian Kühner trieb vor dieser Finalserie die Frage um, wie er seine Teamkollegen zusätzlich anstacheln könnte. Und der Kapitän der Volleys erinnerte sich an die vergangene Saison. Da hatte der Sohn des damaligen Trainers Stelian Moculescu einige Motivationsideen. Christian Moculescu hängte in der Kabine Bilder von den jubelnden Berliner Spielern auf und er erstellte gemeinsam mit Mitarbeitern der Volleys ein Filmchen, das der Mannschaft gezeigt wurde. Darin wurden erfolgreiche Aktionen aus den vorherigen Spielen aneinandergereiht – und vor allem Szenen vom umjubelten Titelgewinn 2017 in Friedrichshafen. „Es hat ja dann auch funktioniert“, sagt Kühner. Auch im vergangenen Jahr triumphierten die Berliner schließlich im fünften Spiel am Bodensee.

Deshalb regte Kühner dieses Mal erneut an, auf diesen Motivationstrick zurückzugreifen. Volleys-Mitarbeiter stellten ein neues Filmchen zusammen. Zu der treibenden Musik von Fat Boy Slims „Right here, right now“ werden darauf Punktgewinne der Berliner gezeigt, besonders nach vorherigen Rettungstaten. Außerdem dürfen in dem Film auch Bilder vom Meistertitel 2018 nicht fehlen. Vor den beiden Heimspielen lief der kurze Streifen in der Kabine, vom Beamer an die Wand projiziert. Zusätzlich hingen dort auch dieses Mal Fotos von glücklichen Berliner Spielern.

Die Volleys haben sich stetig gesteigert

Auch wenn nicht jeder Profi der Volleys daraus mehr Kraft zog, es wirkte. „Ich habe danach mehr Positives in ihren Augen gesehen“, sagt Enard. Denn am vergangenen Mittwoch zeigte der Trainer seiner Mannschaft ein weiteres Video: einen Ausschnitt aus dem Football-Film „An jedem verdammten Sonntag“. In dem hält Al Pacino, der einen Trainer spielt, eine emotionale Ansprache vor seinem Team.

„Darin geht es ihm eben genau darum, dass jeder Spieler noch ein bisschen mehr geben muss, um die Mannschaft, die mit dem Rücken zur Wand steht, gemeinsam zum Sieg zu bringen“, sagt Enard. Die Volleys zeigten danach beim 3:1 gegen Friedrichshafen ihre beste Saisonleistung. „Unterbewusst macht das etwas mit einem Spieler“, sagt Kühner. „Wir haben uns jedenfalls von Spiel zu Spiel gesteigert.“

Natürlich hat Friedrichshafen nun den Heimvorteil. „Aber wir haben den psychologischen Vorteil“, sagt der 32-Jährige. Besonders mit Blick auf die vergangenen zwei letzten Finalspiele am Bodensee. „Ich brauche jetzt jedenfalls keine zusätzliche Motivation mehr“, betont Kühner. Auch Enard ist mit der Entwicklung seines Teams in dieser Finalserie sehr zufrieden: „Wir haben jetzt einen guten Rhythmus.“ Deswegen hat er noch nicht entschieden, ob er sich eine weitere Extra-Motivation vor dem Spiel überlegen wird.

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