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Das war's. Jens Redlich hat nach seiner Niederlage vor Gericht nun noch einmal pro forma seinen Rücktritt bei Tennis Borussia erklärt.

© dpa

Führungsstreit bei Tennis Borussia: Ex-Vorstandschef Jens Redlich gibt bei TeBe auf

Einen Tag vor der Mitgliederversammlung ist der Machtkampf bei TeBe offenbar beendet. Der frühere Vorstand Jens Redlich erklärt, dass er sich zurückzieht.

Der Hauptsponsor war erkennbar euphorisiert. Mit energischen Schritten stürzte er die Treppen hinunter, um sich am Zaun gleich neben dem Eingang zum Kabinentrakt in eine strategisch günstige Position zu bringen. Der Hauptsponsor klatschte die vorbeikommenden Spieler ab, manche umarmte er - so gut das eben geht, wenn man durch einen Zaun voneinander getrennt ist. „Alter, wie geil ist das denn?“, rief er nach dem sechsten Sieg im sechsten Ligaspiel.

Vermutlich sind es solche Auftritte wie beim letzten Heimspiel vor zehn Tagen, die die neue Vereinsführung des Berliner Fußball-Oberligisten Tennis Borussia bisher ein bisschen ratlos zurückgelassen haben. Was will Jens Redlich, der bis Ende Juli Vorstandsvorsitzender des Klubs war und seitdem nur noch sein Hauptsponsor ist? Was plant er? Wie sehr will er sich künftig in die Belange des Klubs einmischen?

Einen Tag vor der ersten Mitgliederversammlung seit dem Machtwechsel an diesem Dienstag scheint die Antwort klar: Jens Redlich, der vor Gericht erfolglos auf Wiedereinsetzung als Vorstandsvorsitzender geklagt hatte, zieht sich komplett zurück. In einer Presseerklärung teilte er mit, dass weder er noch Andreas Voigt, bisher Finanzvorstand, bei der Mitgliederversammlung den Versuch unternehmen würden, ihre Ämter zurückzugewinnen.

Außerdem erklärten Redlich und Voigt in einer Mail an die neuen Vorstände Günter Brombosch und Steffen Friede sowie die Aufsichtsräte Christian Gaebler und Franziska Hoffmann noch einmal pro forma zum 30. September ihre Rücktritte aus dem Vorstand. Redlich übersandte auch den Sponsorenvertrag, der der neuen Vereinsführung bisher nicht vorlag – verbunden mit der Bitte, ihm die vertraglich zugesicherten fünf Dauerkarten zur Verfügung zu stellen.

Zudem schreiben Redlich und Voigt in der Pressemitteilung: „Niemand ist größer als der Verein. Diskussionen und Streitigkeiten um Einzelpersonen schaden nur den übergeordneten Zielen.“ Für den Aufstieg in die Regionalliga bitte er alle Mitglieder und Fans des Vereins, den neuen Vorstand bei seiner Arbeit aktiv zu unterstützen.

Damit könnte sich tatsächlich der Wunsch erfüllen, den Steffen Friede kurz vor der Mitgliederversammlung geäußert hat: „Wir hoffen, dass es eine ruhige, dem Verein entsprechende Veranstaltung wird“, sagt Friede, der im Juli in den Vorstand des früheren Bundesligisten berufen wurde. „Unser Ziel ist es, den Verein zu befrieden, Stück für Stück.“

Bisher standen sich die Lager – pro und kontra Redlich – zum Teil unversöhnlich gegenüber. Für die einen war der frühere Vorstandsvorsitzende dank seiner finanziellen Zuwendungen der Garant für den sportlichen Erfolg des Klubs. Dass die Mannschaft in der Oberliga ungeschlagen an der Tabellenspitze steht, schreiben sie vor allem ihm zu. Für seine Gegner hingegen war Jens Redlich ein autoritärer Alleinherrscher, der TeBe und die Kultur des Vereins nie verstanden hat.

Mannschaft und Trainer standen auf Redlichs Seite

Vor allem der ersten Mannschaft gegenüber hat sich der Hauptsponsor und starke Mann des Klubs immer sehr großzügig gezeigt. Auch deshalb haben sich Spieler und Trainer klar für Redlich positioniert – was die ohnehin komplizierte Gemengelage noch ein bisschen komplizierter machte. „Er hat uns alles ermöglicht“, hat Trainer Dennis Kutrieb im Interview mit „Berlinsport-aktuell“ über den bisherigen Vorstandsvorsitzenden gesagt, deshalb sei er persönlich „traurig und enttäuscht“ über dessen Ausscheiden.

Die neue Führung. Günter Brombosch (links) und Steffen Friede haben den Vorstand von Jens Redlich übernommen.
Die neue Führung. Günter Brombosch (links) und Steffen Friede haben den Vorstand von Jens Redlich übernommen.

© Imago / Matthias Koch

Vor knapp zwei Wochen hat sich Redlich offiziell von der Mannschaft verabschiedet. Schon unmittelbar nach der Gerichtsverhandlung hatte er mitgeteilt, dass er das Urteil akzeptieren werde, und anschließend in mehreren Interviews bekräftigt, dass es für ihn keine Rückkehr mehr geben werde. Dass er das offenbar erst gemeint hat, zeigt sein Vorstoß am Tag vor der Mitgliederversammlung. Auch von den Kandidatinnen und Kandidaten, die am Dienstag bei den Wahlen für den Aufsichtsrat und den Ältestenrat antreten, sind keine dem Redlich-Lager zuzurechnen. Die Satzung erlaubt es zwar, noch bei der Versammlung weitere Kandidaten vorzuschlagen, da dafür allerdings eine Zweidrittelmehrheit nötig ist, gilt dies als eher unwahrscheinlich.

Jens Redlich hatte der neuen Vereinsführung mit Günter Brombosch als Vorsitzendem und Steffen Friede bereits nach seiner Niederlage vor Gericht viel Erfolg gewünscht, zugleich aber wie schon zuvor immer wieder durchklingen lasse, dass TeBe ohne ihn finanziell in Schwierigkeiten geraten werde. „Derzeit ist alles durchfinanziert“, entgegnet Friede. „Wir sind liquide.“ Darüber hinaus will die neue Vereinsführung die Finanzierung des Klubs auf breitere Füße stellen, nicht mehr von einem einzigen Sponsor abhängen. Seit dem Machtwechsel sind zehn neue Mitglieder in den Wirtschaftsklub eingetreten; die Gespräche mit potenziellen Sponsoren laufen. Laut Friede gibt es bereits positive Signale.

Redlich will TeBe 3600 Euro spenden

Zumindest bis zum Saisonende aber wird Jens Redlich mit seinem Unternehmen Crunch Fit Hauptsponsor von TeBe bleiben. Das hat er in seiner Pressemitteilung noch einmal bekräftigt: „Wir werden selbstverständlich alle Verpflichtungen aus dem Vertrag erfüllen. Etwas anderes stand nie im Raum.“

Bis zu diesem Montag hatte die neue Führung nach eigenen Angaben mehrmals versucht, mit Redlich ins Gespräch zu kommen, um die Streitigkeiten zu beseitigen. Unter anderem ging es um 3600 Euro, die der damalige Vorstandschef im Sommer per Crowdfunding für die Jugendabteilung eingesammelt hat. „Es gibt keinen Anspruch des Vereins auf das Geld“, hat Redlich gesagt. „Die Aktion habe ich privat ins Leben gerufen.“ In seiner Mail an die Klubführung hat er nun mitgeteilt, dass er das Geld den Spendern zurückerstattet habe. Er sei allerdings bereit, der Jugendabteilung dieselbe Summe aus der eigenen Tasche zu spenden. Tennis Borussia müsse ihm lediglich eine Rechnung über 3600 Euro plus Mehrwertsteuer stellen.

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