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Bald vereint. Zum Jahreswechsel hat Bob Hanning Stefan Kretzschmar (rechts) als Sportdirektor verpflichtet.

© Imago

Füchse-Manager Bob Hanning: „Mit Kretzschmar haben wir ein Statement gesetzt“

Bob Hanning, Manager der Füchse Berlin, über den Europapokalstart, die fehlenden 20 Prozent zum Meistertitel und besondere Pullover.

Von Benjamin Apitius

Bob Hanning, 51, ist seit 2005 bei den Füchsen. Zum Jahreswechsel hat der Manager Stefan Kretzschmar als Sportdirektor verpflichtet. Über das und mehr haben wir mit ihm gesprochen.

Herr Hanning, aktuell sind die Füchse in der Handball-Bundesliga Siebter, im Pokal steht das Viertelfinale an und an diesem Samstag geht es mit dem Spiel in Malmö im Europapokal los. Ziehen Sie doch mal ein kurzes Zwischenfazit.
Wir haben uns in der Liga unter Zugzwang gebracht mit zwei völlig unnötigen Niederlagen gegen Minden und Balingen, ansonsten wären wir jetzt Tabellenzweiter und alles wäre rosarot. Im Pokal können wir ins Final Four einziehen. Und gegen Malmö können wir uns jetzt für die Gruppenphase qualifizieren – mit der riesengroßen Chance, gegebenenfalls das EHF-Final-Four ausrichten zu dürfen. Die jetztige Situation bietet also viele Chancen – aber genau so viele Risiken.

Wie oft sind Sie in dieser Saison schon im Gefühl des süßen Triumphes gewesen?
Wenn ich an das Magdeburg-Spiel denke, wenn ich an das Rhein-Neckar-Löwen-Spiel denke, dann sind das sicherlich die Gegenhighlights zu dem Mist, den wir gegen Minden und Balingen gemacht haben. Ich bin aber auch insofern zufrieden, weil sich das Thema Nachwuchsentwicklung bei uns als sehr positiv darstellt. Wir haben einen überragenden Jahrgang 2002 – den trainiere ich selbst und das bringt mir ganz oft positive Gefühle.

Wie genießen Sie einen großen Sieg?
Bei einer Flasche Rotwein mit Freunden und einem schönen Spaziergang.

Wie oft lagen Sie in dieser Saison schon wach im Bett und dachten an Handball?
Gar nicht. Aber es gibt natürlich immer wieder die Situation, in der man sich schon fragt: Passt das alles so zusammen, wie du dir das gedacht hast? Greifen die Rädchen ineinander? Sind deine Entscheidungen richtig? Mein Lebensmotto lautet: Hinterfrage dich jeden Tag, aber stelle dich nicht in Frage.

Und wie oft sind Sie in dieser Saison schon ausgerastet?
Gar nicht, das ist nicht meine Art.

Sie haben gesagt, bei zwei Niederlagen wären die Füchse heute Zweiter. Wie schaffen Sie es, immer nach vorne zu schauen?
Ich sage mal so: Wenn du nach hinten blickst, verlierst du einfach zu viel Energie. Dann fehlt es dir nämlich auch schon wieder an der Weiterentwicklung. Es ist meine Grundaufgabe, immer wieder Lösungen zu suchen und auch zu finden.

Wenn Sie mal ganz weit nach vorne blicken: Träumen Sie eigentlich von einer Meisterschaft mit den Füchsen?
Ich glaube, es gibt keinen Manager, der erfolgreich arbeitet und der keine Träume hat. Man muss natürlich bei allen Themen realistisch bleiben und versuchen, die Dinge richtig einzuordnen und zu reflektieren. Mein Grundthema ist ja, dass wir sagen, wir sind bei den Füchsen jedes Jahr bei ungefähr 80 Prozent. Wir haben zweimal den Europapokal gewonnen, den Weltpokal gewonnen, den DHB-Pokal gewonnen. Und was für mich jetzt persönlich viel wichtiger ist: Wir sind auch zehnmal deutscher Jugend-Meister geworden und haben 26 Spieler für die erste und zweite Liga entwickelt. Die Frage ist jetzt aber: Wie schaffen wir die fehlenden 20 Prozent?

Und?
Ich habe mir für die Weiterentwicklung des Klubs sehr lange die Frage gestellt: Brauche wir jemanden für das Sponsoring? Für die Kommunikation? Oder brauchen wir jemanden für den Sport? Für mich hat der Sport da ganz klar die Priorität. Und ich hätte Stefan Kretzschmar (ab 2020 neuer Sportdirektor bei den Füchsen, Anm. d. R.) ja nicht angesprochen, wenn wir nicht noch weitere Ziele hätten. Damit haben wir ja auch ein Statement gesetzt: Wir wollen wieder Richtung Champions League gehen – ohne dabei aber den eigenen Nachwuchs zu vernachlässigen.

Getrennte Wege. Trainer Velimir Petkovic (hinten) wird die Füchse und Bob Hanning im Sommer verlassen.
Getrennte Wege. Trainer Velimir Petkovic (hinten) wird die Füchse und Bob Hanning im Sommer verlassen.

© Paul Zinken/dpa

Also kann man das so sagen: Mit den fehlenden 20 Prozent wären die Füchse ein heißer Titelkandidat?
Dann sind wir im Spiel der Großen dabei.

Sind eigentlich Sie die Person im Verein, die den Druck erzeugt und ausübt – oder stehen Sie selbst unter Druck und geben ihn nur weiter?
Ich mache mir persönlich mehr Druck, als mir jeder andere machen könnte. Ich empfinde das aber auch grundsätzlich als Rückenwind. Deswegen ist mir das, was um mich herum passiert, auch in all meinen Lebenslagen egal gewesen. Nach all den Entscheidungen, die wir beim DHB getroffen haben und auch hier im Verein.

Wie lebt man als Manager seinen Spielern Erfolg vor?
Indem man als Vorbild vorangeht. Wenn die Spieler ins Bett gehen, sitzen wir ganz oft noch bei der Arbeit. Ich denke, dass die Spieler schon ganz gut einschätzen können, was wir alles tun für den Erfolg.

Am Samstag starten die Füchse nun in die Europapokalsaison. Im EHF-Cup stand der Verein zuletzt dreimal in Folge im Finalturnier. Ist dieser Wettbewerb zum Selbstläufer geworden?
Nein, nein. Die Spieler sind immer wieder aufs Neue extrem glücklich, das sie europäisch spielen dürfen. Das ist eine willkommene Abwechslung zum Ligaalltag.

Sie treffen nun zum ersten Mal auf Malmö. Was haben die Füchse-Fans von diesem Gegner zu erwarten?
Das ist eine gute schwedische Mannschaft mit zwei Nationalspielern. Aber auch eine Mannschaft, die wir schlagen müssen. Diese Erwartungshaltung muss die Mannschaft einfach erfüllen. Diesen Druck sollten die Spieler jetzt einfach als Rückenwind verstehen (lacht).

Sind Europapokalabende für Sie Festtage?
Ja, ganz klar. Das macht einfach Spaß, das ist internationaler Austausch, man kommt mit anderen Menschen in Gespräche – einfach immer wieder eine sehr schöne Abwechslung.

Werden Sie einen besonderen Pullover tragen?
(Lacht) Das mit Sicherheit nicht.

Herr Hanning, am Freitag wurde Uli Hoeneß verabschiedet als Manager. Er hat sich stets engagiert und polarisiert und stellte sein Leben unter das des FC Bayern. Es gibt da einige Parallelen zu Ihnen oder?
Da habe ich mir nie Gedanken drüber gemacht. Er hat den Verein natürlich über Jahrzehnte geprägt und hat dabei viel mehr Titel gesammelt als ich.

Ist das ein Bild, das Sie für sich auch vor Augen haben: Mit 67 Jahren als Füchse-Manager auf der ganz großen Bühne abtreten?
Nein. Das wäre mir deutlich zu spät.

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