zum Hauptinhalt
Wie wilde Füchse: Fabian Wiede (vorne) und Mannschaftskollegen feiern den ersten Titelgewinn für die Berliner Handballer.

© dpa

Update

Füchse: Erstmals Pokalsieger: Trainer Sigurdsson sieht "historischen Tag"

Die Füchse Berlin feiern mit dem Pokalsieg den ersten Titel ihrer Vereinsgeschichte. In Hamburg schlagen sie im Finale die SG Flensburg-Handewitt mit 22:21. Für die Flensburger setzt sich damit ein Trauma fort.

Iker Romero versuchte alles, um seinen Körper auf den Stehtisch vor dem Fanblock zu schwingen, aber das gestaltete sich schwieriger als gedacht. Der Kapitän der Füchse Berlin hatte nämlich beide Hände voll, vor 600 mitgereisten Fans trug er die große Silbertrophäe samt Miniaturhandball an der Spitze zur Schau, den seine Mannschaft gerade in der Hamburger Arena gewonnen hatte, gemeinhin bekannt als Pokal des Deutschen Handball-Bundes (DHB).

„Endlich was in der Hand“, sagte Romero und verschwand in der Kabine, wo Berlins Handball-Bundesligist den ersten Titel der Vereinsgeschichte feierte. In einem an Spannung und Dramatik schwer zu übertreffenden Endspiel hatten sich die Füchse mit 22:21 (11:11) gegen die SG Flensburg-Handewitt durchgesetzt. „Dieses Spiel werden wir nie vergessen“, sagte Trainer Dagur Sigurdsson, „das ist ein historischer Tag, für den alle im Verein viele Jahre gearbeitet haben.“

Es ist nicht genau überliefert, wie der Isländer die Nacht zu Sonntag verbracht, wie viel er geschlafen und ob er womöglich sogar schlecht geträumt hatte. Jedenfalls muss er ordentlich gegrübelt haben in seinem Hotelzimmer, denn die Flensburger waren bis zum gestrigen Erfolg eine Art Kryptonit für sein Team gewesen: drei der letzten vier Pflichtspiele gegen die SG hatten die Berliner mit mehr als zehn Toren Differenz verloren, auch deshalb galten die Schleswig-Holsteiner im Finale als Favorit.

Was Sigurdsson an der Taktiktafel ausgebrütet hatte, erstaunte viele der 12.850 Zuschauer in der ausverkauften Arena umso mehr. In ihrem ersten Pokalfinale seit 30 Jahren schafften es die Berliner, das berüchtigte Tempospiel des Konkurrenten zu unterbinden.

Trainer Sigurdsson begann mit derselben Aufstellung wie im Halbfinale

„Wir hatten eine sensationelle Mischung: junge Spieler mit Power, alte mit Erfahrung“, sagte Sigurdsson, „ich habe echte Typen in meiner Mannschaft, großes Lob.“ Für die Flensburger setzte sich dagegen ein Trauma fort. Die Mannschaft von Trainer Ljubomir Vranjes verlor nach 2011, 2012 und 2013 – jeweils gegen den THW Kiel - bereits das vierte Pokalfinale in Serie. „Ich bin total leer, kann kaum atmen“, sagte Vranjes, „diese Niederlage ist brutal“.

Die Berliner begannen mit der identischen Aufstellung, die am Tag zuvor in einem giftigen Halbfinale die MT Melsungen besiegt hatte, ebenso hielt Sigurdsson an seiner Rotationstaktik fest und wechselte frühzeitig durch. Einen Unterschied gab es jedoch im Endspiel, er lag in der Qualität des Gegners: gegen das druckvolle Spiel der Flensburger fehlten den Füchsen in der Anfangsphase die Ideen, weshalb sie frühzeitig in Rückstand gerieten: nach elf Minuten stand es 2:7.

So schwer sich die Füchse auch mühen mussten gegen eine massive Flensburger Deckung, so sehr konnten sie sich auf ihren Rückhalt verlassen, auf Nationalkeeper Silvio Heinevetter nämlich, der sein Team mit einer Vielzahl starker Reflexe im Spiel hielt und das persönliche Duell gegen Flensburgs ebenso gefürchteten Keeper Mattias Andersson deutlich für sich entschied. Nach 21 Minuten glich Mattias Zachrisson zum zwischenzeitlichen 8:8 aus.

Nach der Halbzeitpause gingen die Füchse erstmals in Führung

Nach dem Wechsel (11:11) erzielte Jesper Nielsen die erste Berliner Führung (12:11), in der Folge gelang es keinem Team, sich entscheidend abzusetzen, wobei die Füchse in der Offensive von Konstantin Igropulo getragen wurden. Der Russe traf ganz souverän vom Siebenmeterpunkt und schraubte darüber hinaus ein paar mächtige Geschosse aus dem Arm, mit neun Treffern war er am Ende auch bester Werfer der Füchse. Die Basis für den Sieg legte Sigurdssons Mannschaft aber in der Defensive, weniger als 21 Tore hat in dieser Saison keine Mannschaft gegen die auch in der Breite überragend besetzte Flensburger Offensive kassiert. Selbst eine Zeitstrafe gegen Silvio Heinevetter wegen Reklamierens nutzten die Schleswig-Holsteiner nicht zu ihrem Vorteil.

In der finalen Phase griff Sigurdsson zwei Mal zur Grünen Karte und gab seinem Team in der Auszeit offenbar die richtigen Anweisungen mit auf den Weg. Zwei Minuten vor dem Abpfiff besorgte der überragende Iker Romero mit der Erfahrung von 33 Jahren den Treffer zum 22:21, den die Flensburger ihrerseits nicht mehr beantworten konnten. Danach trugen sich die Berliner Spieler gegenseitig durch die Halle. Entsprechende Pokalsieger-Shirts hatten sie vorsorglich schon mal drucken lassen. Und auch die Sache mit Romero und dem Tisch löste sich schließlich noch irgendwie. Seine Teamkollegen hievten ihren überragenden Kapitän hinauf auf die Empore.

Zur Startseite