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Wo wirft er hin? Das Taktieren zwischen Außenspieler und Torhüter ist im Handball immer spannend. Kevin Struck von den Füchsen Berlin (links) beherrscht das Spielchen für sein Alter von 20 Jahren schon ziemlich gut.

© Marijan Murat/dpa

Füchse Berlin: Kevin Struck verwendet seine Jugend

Auch dank Entdeckung Kevin Struck können die Füchse Berlin Tabellenführer der Handball-Bundesliga werden.

Kevin Struck steht in den Katakomben der Max-Schmeling-Halle wie bestellt und nicht abgeholt. Ein Teamkollege nach dem anderen geht an ihm vorbei, Schulterklopfer hier, lobende Worte dort. Nur für Kevin Struck, den Jüngsten im Profi-Kader der Füchse Berlin, verzögert sich der Gang in die Umkleidekabine an diesem Abend vor einer Woche, an dem der Handball-Bundesligist sein Heimspiel gegen Stuttgart gewonnen hat – nicht zuletzt dank des 20-Jährigen, der nun Rede und Antwort stehen soll. „Interviews zu geben, gehört jetzt für mich dazu“, sagt Struck, „ich mache das gern.“

Überraschungsauftritt: Kevin Struck

Zuletzt war der gebürtige Nordhäuser ein überaus gefragter Gesprächspartner nach Bundesliga-Spielen mit Berliner Beteiligung – weil er bei den Füchsen zweifellos die Entdeckung der Saison ist. Als sich der etatmäßige Linksaußen, der Isländer Bjarki Elisson, vor zwei Monaten einen Muskelbündelriss in der Wade zuzog, schwante ihnen im Verein nichts Gutes. Dann kam Kevin Struck, er überrumpelte und überraschte sie alle und sorgte mit seinen starken Auftritten dafür, dass Elissons lange Verletzung kaum ins Gewicht fiel. „Ohne Kevin hätten wir heute nicht gewonnen“, lobte etwa Füchse-Manager Bob Hanning nach dem knappen 26:24- Heimsieg gegen Stuttgart. Wie Struck den Schlussmann der Gäste mit seinen platzierten, trickreichen Würfen zur Verzweiflung brachte, hinterließ wirklich Eindruck, zumal da kein Lehrling im Tor stand, sondern Johannes Bitter, seines Zeichens Weltmeister und Champions-League-Sieger. Strucks Quote gegen den Ausnahmekeeper lag am Ende des Abends bei: fünf von fünf Versuchen.

Auch deshalb dürfte es für Bjarki Elisson mit erheblichem Aufwand verbunden sein, seinen Stammplatz alsbald wiederzuerobern. Wenn die Füchse am Donnerstag beim VfL Gummersbach (19 Uhr, live bei Sky) den Versuch starten, die Tabellenführung zu übernehmen, kehrt der Isländer zwar erstmals wieder in den Kader zurück. Dass er gleich von Beginn an spielt, gilt aber als eher unwahrscheinlich. Dafür war Struck zuletzt viel zu gut drauf. „Vermutlich wäre das nicht so schnell gegangen, wenn Bjarki fit gewesen wäre“, sagt Trainer Velimir Petkovic, „aber Kevin hat sich bei uns richtig gut entwickelt.“

Vielseitig, bodenständig, fleißig

Die Stärken des Junioren-Nationalspielers liegen vor allem in seiner Vielseitigkeit. Bevor Struck bei den Profis umgeschult wurde, war er jahrelang im linken Rückraum zuhause, auf einer klassischen Werfer-Position. Auf Linksaußen ist er nun zwar deutlich abhängiger davon, in Szene gesetzt zu werden, im Gegenzug profitieren die Füchse aber von seinen Abwehrqualitäten; in der Defensive verteidigt Struck nämlich weiterhin auf der Halbposition. Damit entlastet er einerseits die Rückraumspieler und eröffnet Coach Petkovic zudem die Chance, Petar Nenadic auf der Außenposition zu parken – also dort, wo der Torjäger und erklärte Verteidigungsmuffel Nenadic keinen großen Schaden anrichten kann.

Überzeugt von ihrer Entdeckung sind sie im Verein aber vor allem, weil ihn alle als bodenständigen und fleißigen Menschen charakterisieren. „Kevin hatte vielleicht nie das größte Talent“, sagt Manager und Jugendtrainer Hanning, „aber er ist immer am Ball geblieben, hat jeden Tag mit besseren Spielern trainiert und ist dann selbst viel besser geworden.“ In der Junioren-Nationalmannschaft ist Struck längst zum Abwehrchef aufgestiegen und bei den Füchsen zum festen Mitglied des Profi-Teams. „Ich bin überzeugt, dass wir ihn bald auch in der Nationalmannschaft sehen werden“, sagt Hanning.

Und Struck selbst? „Ich freue mich natürlich über das Lob. Aber darüber mache ich mir noch keine Gedanken“, sagt er. „Ich genieße einfach den Augenblick, zumal ich im Moment das Gefühl habe, regelrecht zu schweben.“

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