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Emotion pur. In den Spielen zwischen Berlin und Magdeburg ging es in der Vergangenheit oft hoch her – und meist waren die Füchse obenauf.

©  Soeren Stache/dpa

Füchse Berlin gegen SC Magdeburg: Emotionen gibt es diesmal nur auf dem Feld

Die Füchse Berlin empfangen den SC Magdeburg zu einen besonderen Duell – die Stimmung auf den Rängen wird diesmal ungewohnt sein.

Von Benjamin Apitius

Stefan Kretzschmar ballte beide Fäuste und kniff sein Gesicht zusammen. Nach dem Heimauftakt der Füchse Berlin im Europapokal vor einer Woche hatte der Pressesprecher gerade den Gegner des nächsten Heimspiels angekündigt. Und mit dem SC Magdeburg kommt an diesem Dienstagabend (Beginn 19 Uhr, live bei Sky) eine Mannschaft in die Max-Schmeling-Halle, bei deren Klang es im Vorfeld nicht nur bei Berlins neuem Sportvorstand Kretzschmar zu unkontrollierbaren Zuckungen kommt. Allein beim Hören der drei Buchstaben „SCM“ läuft die gesamte Füchse-Familie heiß.

Von den Berliner Handballern zum Ost-Derby hochstilisiert, gehört diese Begegnung zu den emotionalsten Saisonspielen für die Fans der Füchse. So klar wie es der direkte Vergleich beider Mannschaften belegt, geht es bei diesen Aufeinandertreffen – zumindest rein gefühlsmäßig – aber nicht zu. 18 der bislang 26 Bundesligaduelle gewannen die Berliner, Magdeburg lediglich deren vier.

Stefan Kretzschmar war bei keiner dieser Paarungen dabei. 2007 beendete der Linksaußen seine aktive Karriere – im Jahr des Bundesliga-Aufstiegs der Füchse. Nur einmal war Kretzschmar in seinen elf Jahren beim SCM auf die Füchse getroffen, im September 2005 setzte sich sein Team als haushoher Favorit in der zweiten Pokalrunde ohne größeres Aufsehen durch (31:23).

Gemessen an diesem Spiel muss es für die Füchse also am Dienstag der reinste Genuss sein, den Traditionsklub aus Sachsen-Anhalt in den vergangenen zehn Jahren überflügelt zu haben – lediglich dreimal schafften die Magdeburger in dieser Zeit eine bessere Tabellenplatzierung als die Berliner.

Auf den Rängen ging es bei den Spielen der beiden Teams oft hoch her

Das Duell auf der Platte ist dabei längst zum Duell auf den Rängen geworden. In der Bördelandhalle geht es bei Heimspielen des SC Magdeburg traditionell fanatisch zu – das mussten die Füchse-Fans erst lernen. Beim Pokalspiel 2005 wurden Kretzschmar, seine Mitspieler und auch die des Gegners noch mit einem warmen, respektvollen Applaus empfangen. Das wäre heutzutage – angesichts der sportlichen Brisanz – zwischen beiden Fanlagern wohl unvorstellbar.

Den negativen Höhepunkt erlebten die Füchse vor zwei Jahren beim Europapokalfinalturnier in der Magdeburger Halle. Während die Berliner ins Endspiel einzogen, verlor der SCM überraschend sein Halbfinale. Was den Füchsen am Finaltag schließlich an feindseliger Stimmung von den Rängen entgegenschlug, sorgte später für einiges Entsetzen. Die Zuschauer in der Bördelandhalle brüllten den deutschen Vertreter über die gesamte Spieldauer nieder.

Die Füchse konterten vor dem nächsten Besuch des SCM mit folgendem Anzeigentext in einer Berliner Tageszeitung: „Sportsgeist und Fairness sind in Berlin zu Hause. Willkommen Magdeburg, vielleicht könnt ihr was lernen.“

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Durch die neuen Coronaregeln ist das Duell auf den Rängen nun bis auf Weiteres ausgesetzt. Gäste-Fans sind wegen der Hygieneverordnungen am Dienstagabend in der Max-Schmeling-Halle erst gar nicht zugelassen – und auch der Füchse-Fanclub kommt bei insgesamt 1000 Teilnehmern in der Halle doch äußerst dezimiert daher. Von daher wird es wohl ein Derby, in dem die ganz großen Emotionen auf den Rängen Pause machen.

Auf der Platte reist Magdeburg mit voller Truppe an – hatte zur Saisonpremiere allerdings eine überraschende Niederlage gegen den Bergischen HC wegzustecken. Füchse-Trainer Jaron Siewert muss verletzungsbedingt weiterhin auf sieben Spieler verzichten. Nach der geglückten Europapokalqualifikation und dem erfolgreichen Bundesliga-Auftakt bei Nordhorn-Lingen läuft es für die Berliner aber nach Plan. Ausreden werden also auch am Dienstag nicht gelten.

Höchstens die, dass Silvio Heinevetter die Füchsen verlassen hat. Der Nationaltorhüter, einst Magdeburger Handballheld, war vor elf Jahren übergelaufen zu den Berlinern und ist in den zurückliegenden Duellen gegen den SCM meist der siegbringende Faktor gewesen. Stefan Kretzschmar kann sich daran nur zu gut erinnern.

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