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Erfolgstrainer sucht Erfolg. In Berlin und Salzburg wurde Pierre Pagé Meister, in München wird das wohl komplizierter.

© picture alliance / dpa

Früherer Eisbären-Trainer Pagé in München: Lieber über Berlin sprechen als gegen Berlin spielen

Trainer Pierre Pagé liebt München, obwohl ihn dort noch nicht alle lieben. Denn bislang hat er bei seinem neuen Verein wenig Erfolg. Am Sonntag trifft er mit Red Bull auf seinen Ex-Verein, die ebenfalls kriselnden Eisbären.

Pierre Pagé hat es gut. „Ich bin schon im Paradies“, sagt er. „Lugano, Berlin, Salzburg und nun München. Was kann man sich mehr wünschen, als hintereinander in diesen Städten leben zu dürfen? Es kann nicht besser werden.“ Muss es aber, im Berufsleben von Pagé. Seit August ist der erfahrene und oft erfolgreiche Eishockeytrainer in München sozusagen Projektleiter des jüngsten Sportunternehmens des Salzburger Brausemilliardärs Dietrich Mateschitz: Red Bull München soll zur größten Marke in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) werden. Und der neue Eigner schiebt kräftig an. Mit dem größten Spieleretat der Liga und mit dem Bau einer Großarena im Münchner Olympiapark. Aber es ist ein Projekt mit sportlichen Anlaufschwierigkeiten. Die Mannschaft dümpelt im unteren Ligen-Mittelfeld herum.

Das Team wurde unter Pagés Regie fast komplett neu zusammengestellt. Der Trainer, aus der Salzburger Red-Bull-Filiale nach München transferiert, hat mit seiner Mannschaft nach zwölf Spielen nur vier Punkte mehr als sein ehemaliger Klub aus Berlin – die Eisbären. Der kriselnde Meister hat sich am Freitag zu einem 3:2 gegen die Hamburg Freezers gequält, die Münchner gewannen 5:4 in Iserlohn. Nach einem desolaten Wochenende zuvor. 0:9 in Mannheim, 0:3 gegen Köln. Danach hat Pagé „die Spieler eine Woche lang gequält auf dem Eis“. Und bitte, am Freitag ging es dann wieder, sagt er und lacht. Vor dem Spiel am Sonntag in München gegen die Eisbären (17.45 Uhr, live auf Servus TV) hat er trotzdem wenig Euphorie. „Das sind zwei Teams, die darum kämpfen, aus ihrer Krise zu kommen.“ Und eine der beiden Mannschaften habe einen Trainer, „der lieber über Berlin redet als gegen Berlin spielt“. In Berlin, sagt Pagé, habe er die schönste Zeit seiner Karriere gehabt.

Für die Eisbären war die Zeit unter dem 2002 gekommenen Trainer der Start in ihre erfolgreiche Zukunft. 2005 und 2006 wurden sie Deutscher Meister mit Pagé, bevor es den Coach dann nach einer weniger schönen Abschlusssaison nach Salzburg zog. Vom Erbe Pagés zehren die Berliner bis heute, unter dem Nachwuchsförderer hatten Profis wie André Rankel, Frank Hördler, Florian Busch oder Jens Baxmann ihr DEL-Debüt. Doch die Berliner haben das Erbe vor allem verwaltet und kaum noch Aufbauarbeit geleistet – diese Saison schlägt es sich nieder. Pagé möchte sich zum Misserfolg in Berlin nicht äußern, zumal er in München selbst nicht auf Kurs ist: „Die Liga ist eben ausgeglichen. Einfache Spiele gibt es hier nicht mehr, das war früher anders.“

Grund für die neue Ausgeglichenheit seien gewachsene Quantität und Qualität deutscher Spieler. Gleichzeitig würden aber nicht mehr so starke Ausländer wie früher in die DEL wechseln – weil es andernorts mehr zu verdienen gebe. Einen Steve Walker oder Denis Pederson würden die Eisbären heute womöglich nicht mehr so einfach bekommen, glaubt Pagé.

Irgendwie hört er nicht auf von Berlin zu reden, wenn er einmal angefangen hat. 65 Jahre ist der in Quebec geborene Mann alt, ein impulsiver Erfolgsmensch, eine für viele strittige Person. Nach dem 0:12-Tore-Wochenende planten die Münchner Fans für Sonntag beim Spiel gegen die Eisbären einen Stimmungsboykott, wollten zehn Minuten schweigen. Die Protestaktion, der sich auch gegen Pagé richten sollte, wurde kurzfristig abgeblasen. Der Trainer weicht dem Thema aus, sagt: „Wir haben hier in München tolle Fans. Eine Gruppe von vielleicht 3000 Leuten ist genauso wie der harte Kern bei den Eisbären.“ Und damit hat er die Fans – ja was denn? Gelobt? Auf jeden Fall nichts Falsches gesagt. Pagé ist eben auch abseits der Eisfläche ein gewiefter Taktiker. Und der hat auch noch ein Kompliment für München, das Paradies, übrig: „Der Englische Garten ist größer als der Central Park in New York.“ Und, natürlich: „Schöner und sicherer.“

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