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Der Winzer. Fritz Keller soll DFB-Präsident werden.

© picture alliance/dpa

Fritz Keller als neuer Fußballchef: Passt ein Mann des Konsens an die DFB-Spitze?

Fritz Keller gilt als umgänglicher Mann des Ausgleichs. Als neuer DFB-Präsident muss er aufpassen, nicht zum Grußaugust zu werden. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Michael Rosentritt

Unter normalen Umständen würde Fritz Keller nie im Leben DFB-Präsident werden. Der 62-jährige Winzer, Weinhändler und Hotelier aus Südbaden ist ein Genussmensch und somit so ziemlich das Gegenteil von dem, was der Deutsche Fußball-Bund derzeit braucht. Um es mal diplomatisch zu formulieren: Der weltgrößte Sportverband gibt derzeit ein ziemlich schräges Bild ab.

Durchgerüttelt vom 2006er WM-Skandal und sowohl wegen des desaströsen WM-Aus` der Nationalmannschaft vor einem Jahr in Russland in der Kritik als auch wegen des unsäglichen Umgangs mit Mesut Özil. Und nicht zuletzt verspottet wegen des ungeschickten Rücktritts von Reinhard Grindel vor vier Monaten vom höchsten deutschen Fußballamt. Der DFB, in der Anmutung ein Männerbund wie der Vatikan, hat ein schwer wiegendes Imageproblem. Es ist durchaus vergleichbar mit dem der SPD oder dem der katholischen Kirche.

Und jetzt soll der Kaiserstühler Fritz Keller, seit Jahren Chef des beschaulichen Bundesligisten SC Freiburg, den Laden übernehmen und befrieden. Seine Wahl beim DFB-Bundestag am 27. September zum Präsidenten gilt als sicher. Eine sogenannte Findungskommission aus wenigen Spitzenvertretern des Verbandes und des Partners Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat nur einen einzigen Kandidaten für den vakanten Posten vorgeschlagen. Das offenbart ein weiteres Problem: die bisweilen merkwürdige Entscheidungskultur der DFB-Spitze.

Vor diesem Hintergrund muss Keller aufpassen, dass er nicht zum Grußaugust wird. Denn der Verband wird sich im kommenden Monat eine neue Struktur verpassen. Seine GmbH - und damit auch die einnahmeträchtige Nationalmannschaft - soll vom sonstigen Verbandsgeschehen weiter entkoppelt werden. Das operative Geschäft sollen der bisherige Generalsekretär Friedrich Curtius und Direktor Oliver Bierhoff führen, deren Einfluss zunehmen würde.

Präsident verliert Kompetenz

Der künftige DFB-Präsident wäre in erster Linie für den e.V. zuständig, also das Schiedsrichterwesen, den Mädchen- und Frauenfußball sowie für die Amateure. Beschlossen ist, dass der Präsident seine Richtlinienkompetenz verliert. Er soll mehr repräsentieren und moderieren. Unklar ist, wer den DFB in der Fifa und der Uefa vertreten soll. Bisher übernahm der DFB-Präsident diese Aufgaben. Keller will gerade das nicht.

Keller muss beweisen, dass er die Kraft und den Willen zum Reformer hat, bislang ist er als solcher noch nicht aufgefallen. Vor ihm liegen gewaltige Aufgaben, allen voran geht es darum, den Graben zwischen Amateurlager und Profifußball zu überbrücken und das verloren gegangene Vertrauen der Basis zurückzugewinnen. Denn die hält die Funktionärselite für entfremdet.

Immerhin gilt der umgängliche Keller als Mann des Konsens. Er ist sowohl den Amateuren als auch den Profis vermittelbar. Ihn zeichnet Menschlichkeit aus, aber auch unternehmerisches Geschick und Führungsstärke. Das alles wird er brauchen. Vor allem aber eine klare Programmatik.

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