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Novak Djokovic wird bei den French Open von Andre Agassi betreut.

© Tessier/ Reuters

French Open: Djokovic hat einen Trainer auf Zeit

Novak Djokovic wird bei den French Open von Andre Agassi betreut. Der hat seine Betreuung allerdings nicht einmal für das gesamte Turnier zugesichert.

Novak Djokovic hatte in den vergangenen Monaten sehr genau hingehört. Die Stimmen seiner Kritiker wurden immer lauter geworden, während der mittlerweile 30 Jahre alte Serbe auf dem Platz immer weniger gewann. Djokovic registrierte genau, wer zu den Wenigen zählte, der weiter nur gut über ihn sprach: Andre Agassi. Als Djokovic bei den Australian Open im Januar überraschend in Runde zwei scheiterte, sagte der 47-jährige US-Amerikaner: „Novak ist ein unglaublicher Athlet, einer der besten aller Zeiten. Ich gebe ihm sehr, sehr große Chancen, dass er seine Form schnell wiederfindet.“

Warme Worte für die angeknackste Spielerseele des Serben, und nach einer verwandten Seele suchte Djokovic. Jemand, der verstand, was es heißt, nach dem Gewinn der French Open im vergangenen Jahr in ein Loch zu fallen, weil es für ihn nun nichts mehr zu gewinnen gab. Jemand, der ihn verstand. Boris Becker war das für ihn nicht mehr. Sechs seiner zwölf Grand-Slam-Titel hatte Djokovic an der Seite des dreimaligen Wimbledonsiegers gewonnen Und Beckers großes Verdienst war sicher, dass er dem Serben in dieser Zeit eine noch stärkere Wettkampfhärte einschärfte.

Er brauchte "Schocktherapie"

Doch die harte Hand, mit der Becker Djokovic nach dem ersehnten Triumph von Roland Garros auf den Trainingsplatz zurücktreiben wollte, war der falsche Weg. Djokovic fühlte sich ausgebrannt, leer. In seiner Ehe kriselte es. Er suchte nach neuen Anreizen und fand sie beim Spanier Pepe Imaz. Der predigt Liebe und Frieden, statt Vorhanddrills und Taktiktricks. Becker konnte mit diesem Esoteriker nichts anfangen. Die Wege trennten sich, kurz vor den French Open löste sich Djokovic dann auch noch von seinem gesamten Team, das ihm mehr als zehn Jahre lang treu ergeben war. Er brauchte diese „Schocktherapie“, meinte Djokovic. Alles auf Neuanfang – und das vor jenem Turnier, mit dem der Absturz nach dem Glücksrausch begann.

So waren am Montag alle Augen auf die Tribüne gerichtet, auf Agassi hinter der verspiegelten Sonnenbrille, als Djokovic den Court Philippe Chatrier zu seinem Auftaktmatch gegen den Spanier Marcel Granollers betrat. Eigentlich hatte sich Djokovic nur bei Agassi telefonisch für dessen warme Worte bedanken wollen. Doch sie kamen ins Gespräch und schließlich willigte Agassi ein, mit Djokovic in Paris zu arbeiten.

Trainer Agassi macht keine Zusage

„Es hat sofort klick“ zwischen uns gemacht“, sagte der Serbe. Doch erst am Donnerstag standen sie erstmals gemeinsam auf dem Trainingsplatz. Jede Bewegung, jede Geste dabei genauestens beobachtet von der gesamten Weltpresse. Ihre Liaison ist das große Thema in Paris, doch genau genommen ist sie ein Intermezzo mit baldigem Verfallsdatum.

Der reisemüde Agassi hat Djokovic nicht einmal für das gesamte Turnier als Trainer zugesagt, geschweige denn für den Rest der Saison. Was kann er dem Weltranglistenzweiten in ein paar Tagen vermitteln? Sie liegen auf gleicher Wellenlänge, zweifellos. Agassi kennt Krisen und Abstürze aus seiner Karriere. Agassi hat die Leere selbst oft gespürt und sie überwunden. Sie redeten viel in ihren Trainingseinheiten. Und klar, Agassi ermunterte Djokovic, die Rückhandbälle noch früher zu nehmen – das konnte keiner so gut wie er. Doch es geht wohl erstmal ums reden, ums zuhören.

Agassi soll ihm bei der schwierigen Rückkehr nach Paris den Rücken stärken. Und das tut er. Die erste Runde überstand Djokovic mit 3:0-Sätzen gegen Granollers (6:3, 6:4, 6:2). Doch was passiert nächste Woche, in der heißen Phase der French Open? Agassi sitzt dann längst im Flieger nach Las Vegas.

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