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Der Ball war am Dienstag häufiger schneller als Alexander Zverev.

© Reuters

Update

French Open: Angeschlagener Alexander Zverev scheitert im Viertelfinale

Im Viertelfinale von Paris ist Alexander Zverev gegen den Österreicher Dominic Thiem auch wegen einer Oberschenkelverletzung chancenlos.

Es ist fast unmöglich, im Gesicht von Alexander Zverev Senior abzulesen, wie es in seinem Inneren ausschaut. Es ist der immer gleiche, stoische Ausdruck. Meist hat er zudem noch seine blaue Baseballkappe tief in die Stirn gezogen und dann sitzt er ganz ruhig da, die Arme vor der Brust verschränkt, und beobachtet. Gestern auf der Tribüne des Court Philippe Chatrier jedoch wich das Pokerface des Erfolgstrainers dem sorgenvollen Blick eines Vaters, der weiß, dass sein Jüngster Schmerzen hat. Und der spürte, wie enttäuscht dieser war, weil er nicht mit voller Kraft spielen konnte in seinem ersten Grand-Slam-Viertelfinale, das er sich so gewünscht hatte.

Erst drei Spiele waren zwischen Alexander Zverev und Dominic Thiem gespielt, als sich Zverev erstmals an der Grundlinie auf seinen Schläger aufstützte und sich an seinen linken Oberschenkel fasste. Sein Blick ging sofort hinüber zu seinem Vater, hilflos. Zverev spielte weiter, aber als er im zweiten Satz auch zum zweiten Mal seinen Aufschlag zum 1:4 abgab, schien der 21 Jahre alte Hamburger kurz zu überlegen, ob er nicht besser aufgeben sollte. Doch Zverev hatte in seinen bisher 236 Profimatches noch nie aufgegeben. Und er tat es auch dieses Mal nicht.

Nach knapp zwei Stunden war Zverevs großer Traum vorbei

Zverev ließ den Physiotherapeuten kommen, der bandagierte ihm den Oberschenkel. Doch Zverevs leerer, niedergeschlagener Blick zeigte, dass ihm längst klar war, dass er dieses Match nicht mehr gewinnen konnte. „Es gab keine Chance zu gewinnen“, sagte Zverev später: „Aber ich wollte auf keinen Fall aufgeben.“

Nach knapp zwei Stunden war Zverevs großer Traum vorbei. Der 24 Jahre alte Österreicher Thiem gewann mit 6:4, 6:2 und 6:1 und zog zum dritten Mal in Folge ins Halbfinale der French Open ein. Das Duell der beiden stärksten Talente der neuen Generation war mit Spannung erwartet worden, zuletzt hatten beide im Finale des Masters von Madrid gegeneinander gespielt. Dort war Zverev der Gewinner. Doch es war abzusehen gewesen, dass er gestern an seine körperlichen Grenzen stoßen würde. Der Weltranglistendritte hatte in Paris drei Fünfsatzmatches in Folge gespielt, dabei jeweils einen 1:2-Satzrückstand noch gedreht. Zverev stand bis zum Viertelfinale insgesamt zwölf Stunden auf dem Platz, Thiem lediglich neuneinhalb Stunden. Doch obwohl die beiden nicht mehr so dicke Kumpels sind, seit sie beide in den Top Ten stehen und um die großen Titel kämpfen, hatte Thiem eine herzliche Umarmung und warme Worte für Zverev am Netz übrig. „Das ist sehr hart für ihn. Sascha ist einer der fittesten Spieler der Tour, aber selbst für ihn sind drei Fünfsatzmatches in Folge schwer“, sagte der Weltranglistenachte.

Durchgehalten hatte Zverev die Partie, doch welche Folgen das für ihn hat, konnte er noch nicht absehen. „Bei Muskelverletzungen weiß man immer erst zwei, drei Tage später, wie schlimm es ist“, sagte Zverev, „ich hoffe, dass ich für Halle bereit sein werde.“ Ihm war in Paris endlich der Durchbruch bei einem Grand Slam gelungen. Doch für einen, der so ehrgeizig ist wie Zverev, bleibt vor allem die Enttäuschung.

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